Abstand bekommen

199 10 1
                                    

„Und er freut sich gar nicht darüber?".
„Nein. Kein Stück! Mich hätte es wahnsinnig gemacht, wegen der Ungewissheit und noch ein Kind mit dem Arsch zu haben!", erklärte Helene und gönnte sich mit ihrer Schwester zur Feier des Tages erstmal ein Glas Sekt.
Laura hörte ihrer Mama genau so und sah bei dem zweiten Teil des Satzes sie verwundert an.
„Versteh das nicht falsch Lauri! Dein Vater ist ein Arsch, nicht Du!".
Sanft lächelte das Mädchen und wollte auf den Schoß ihrer Mutter.
„... Bist Du nicht langsam etwas zu groß dafür?" - „Niemals.", kicherte Laura und schlang ihre Arme um Helene.
„Also ich war auch nicht ganz tatenlos heute...", ging Erika den Laptop holen.
„.... da ich entschieden habe mit den Kindern hier her zu ziehen.".
So öffnete sie diesen und zeigte Helene die Seite der Schule, wo sie ihre Kids anmelden möchte.
„Morgen habe ich einen Termin mit dem Rektor da. Vielleicht ist das auch etwas für Laura, also falls Du mitkommen möchtest. Dann wären die drei zusammen.".
Sorgfältig las Helene sich alles durch. Laura rümpfte jedoch die Nase bei dem Gedanken daran wieder zur Schule zu müssen.
„Klar komm ich mit. Übrigens die Ärztin hat mir den Vorschlag gemacht etwas Urlaub zu machen und da noch ein paar Wochen Ferien sind, wäre das doch perfekt. Oder?".
Gezielt sah Helene dabei ihre Tochter an, die hellauf begeistert war bei dem Vorschlag.
„Gute Idee. Habt Ihr euch schon ein Ziel ausgesucht?" - „Wenn Das mit ‚Ihr', Flo und mich meinst muss ich dich enttäuschen. Das Thema hatten wir unterwegs schon.", erklärte Helene ihrer Schwester.
„Er will nicht mitfahren?" - „Nein.", sah Helene sie bedrückt an.
Diese Meinung konnte wirklich niemand nach vollziehen.
Doch Laura war Feuer und Flamme, denn sie war noch niemals im Urlaub gewesen und dementsprechend aus dem Häuschen.
„Wo fahren wir denn hin Mama? Mallorca?".
„Wenn Du möchtest. Wir können auch woanders hin...", meinte Helene.
Erika schloss sich dem ganzen natürlich an, aber überließ sie das Ziel dann Helene und ihrer Maus.
„Hey Flo...", suchte sie ihn dann in seinem Arbeitszimmer auf in das er sich seid ihrer Rückkehr zurück zog.
„.... Was ist mit Dir denn?".
„Was soll schon sein? Helene ist froh darüber nicht schwanger zu sein und muss das gleich begießen und hakt es einfach so mit einem Urlaub ab....", prasselte es aus ihm einfach heraus.
„Du wärst da lieber monatelang im ungewissen? Sei doch einfach froh darüber und redet beide!".
Helene hatte es auf der weiteren Fahrt weiterhin versucht, doch machte Florian komplett dicht. Denn insgeheim freute er sich schon so sehr darauf mit Helene ein kleines Würmchen aufzuziehen.
„Ihr habt außerdem doch noch soviel Zeit zusammen ein Baby zu machen!" - „Das ist nicht das selbe!", fauchte Florian zurück und bat Erika ihn alleine zu lassen. 
„Keine Chance... Er macht ja komplett zu!", suchte sie nun beide wieder auf die sich schon für ein Urlaubsziel entschieden haben.
„Sag ich doch! Und mich als zickig oder seltsam hinstellen!".
Dann tippte Laura ihrer Tante an die Schulter und zeigte ihr stolz den Ort, wo es hingehen wird.
„Montego Bay?".
„Ja. Das ist in Jamaika. Sonne pur und blaues Wasser....", strahlte Laura und sah sich Bilder dazu im Internet an.

Schnell war alles gebucht und bereits schon morgen nach dem Termin in der Schule sollte die Reise stattfinden.
„Ich bin so aufgeregt Mama. Mein erster Urlaub und dann noch in den Süden, wo ich schon immer mal hin wollte.".
Als Helene am Abend ihre Tochter ins Bett brachte, war Laura voller Adrenalin und Vorfreude.
Es fiel dem Mädchen sehr schwer einschlafen und vor allem durch schlafen zu können.
Als Helene ins Schlafzimmer kam, kam Florian gerade vom duschen zurück und legte sich mit einem Buch ins Bett.
„Hast Du es dir überlegt?", setzte sie sich zu ihm an die Bettkante.
„Da gibt es nichts zu überlegen. Fahrt doch wohin Ihr wollt...", knurrte er und rückte etwas zur Seite.
„Oh man.", murmelte Helene vor sich hin und ging nun selbst ins Bad. Wenn Florian stur war, dann konnte man sich auf den Kopf stellen und es interessierte ihn nicht.
Während Helene sich zurecht machte und selbst sehr müde war, kam ihr trotzdem eine verrückte Idee.
Schlimmer konnte es dadurch auch nicht mehr werden und vielleicht regt es Florian zum nachdenken an.
„Naja....", kam Helene entspannt aus dem Bad und grinste vor sich hin.
„Weißt Du Flo, ich hab da eine ganz praktische Idee...", legte sie sich entspannt ins Bett.
„Aha.", tat er nur wenig interessiert daran.
„Ja. Wenn Du so scharf darauf bist ein Kind groß zu ziehen und ich mich im Urlaub richtig entspanne... Wer weiß, vielleicht erfüllt sich Dein Wunsch dann doch bald.", sah Helene ihn herausfordernd an und grinste frech dabei bevor sie sich einfach mit dem Rücken zu Florian drehte und das Licht ausmachte.
„Wie soll das denn bitte gehen, wenn ich gar nicht mit fahre. Hm?".
Belustigt grinste Helene in ihr Kissen. Angebissen hatte Florian schon mal.
Doch der Rest was dann kam war nicht geplant.
„Naja, Dich scheint es nicht sonderbar zu stören wenn es von jemand anderem wäre. Vielleicht läuft mir dort ja wer über den Weg.", sprach Helene leise.
„Bitte was?", knipste Florian wieder das Licht an.
„Ja. Na so unansehlich bin ich nun auch nicht oder ich frage einfach Jonas mal, der hat bestimmt noch nichts vor. Dann bleibt es wenigstens bekannt.".
So langsam lief das Gespräch aus der Bahn, denn Helene setzte immer wieder einen oben drauf wenn Florian etwas sagte.
„Untersteh Dich!".
„Willst Du mir jetzt auch noch Vorschriften machen? Ich glaube es hakt!".
Wütend setzte er sich nun auf und bat Helene ihn mal bitte anzusehen.
Jedoch dachte sie nicht im Traum gerade daran.
„Ich bin hier der Mann in der Beziehung und wenn dann ist es meine Aufgabe das klar zu machen!", zog Florian plötzlich ganz andere Seiten auf.
„Mann? Welchen Mann?", setzte nun auch Helene sich auf und sah im Zimmer umher.
„Ich seh hier keinen Mann!" und sah dann süffisant Florian an.
„Du schaffst es ja nicht mal mit nen Antrag zu machen! Und dann kommst Du mir mit dem Begriff ‚Mann' um die Ecke?", wurde es nun auch Helene langsam zu bunt.
„Weißt Du Florian! Das hat keinen Sinn mehr mit Dir zu diskutieren!", schnaufte Helene genervt.
„Dito!".

Getrennt verbrachten beide diese Nacht.
Jeder auf seiner Seite und mit dem Rücken zu einander.
„Warum streiten die beiden denn immer zu? War das schon immer so?".
Fragend sah Laura zu ihrer Tante.
Denn niemand blieb im Haus von der lauten Auseinandersetzung beider verschont.
„Naja Streit gibt es überall mal. Aber so wie sie beiden das in letzter Zeit ausüben ist völlig neu.".
Alle verstummten plötzlich als Helene am Morgen in die Küche getappst kam und sich einen Kaffee eingoss.
Kurz darauf folgte Florian ihr und tat das selbe.
Jedoch ging er mit seiner Kaffeetasse dann vor die Tür um eine zu rauchen.
„Also wenn ich das heute Nacht richtig verstanden habe, kommt Florian also nicht mit?", versuchte Erika sich an einem Gesprächsanfang.
„Du hast richtig gehört! Der sogenannte ‚Mann' dieser Beziehung kommt nicht mit.".
Ungewollt fing Erika an zu lachen, da sie diesen Punkt in der Nacht mit bekam zwischen ihnen.
„Wir haben das alle gehört Mama!".
„Naja, vielleicht soll es einfach nicht mehr sein. Ich habe auch keine Lust mehr ihm nach zurennen.".
Verständlich nickte Erika lediglich und schickte die Kids schon mal hoch sich fertig zu machen.
„Bei Euch beiden ist sowas von der Wurm drin. Da vergeht ja nicht ein Tag ohne Streit!" - „Lass gut sein Eri. Ich fahre egal ob mit oder ohne ihn!".
Für Helene war das Thema somit beendet. 

Nach der Schule war vor dem Flug.
„Super das es geklappt hat.", freute sich Helene  als sie zurück kamen von dem Termin.
Als sie jedoch Florian vor dem Haus sahen als sie auf den Hof fuhren verging Helene die gute Laune wieder.
„Lass ihn links liegen Helene und gieß nicht noch mehr Öl ins Feuer!", sprach Erika mahnend zu Helene.
Als sie ausgestiegen waren und ins Haus kamen staunten sie allerdings nicht schlecht.
Florian hatte sämtliche Koffer bereits nach unten getragen und dort platziert.
„Ich hoffe es ist in Ordnung.", kam er flink mit einem weiteren Koffer hinunter.
„Na Du willst uns ja schnell los werden.", stellte Laura fest als sie das alles sah.
Helene legte derweil ihre Sachen nieder und hörte nur mit einem Ohr zu.
„Ich möchte Euch nicht loswerden! Ich möchte nur nicht, das wir unseren Flug verpassen.", meinte Florian und sah dabei zu Helene.
„Toll... Du kommst also doch mit?" - „Ja.", antwortete er auf Lauras Frage.
„Genial.", freute sie sich und umarmte Florian dafür.
„Hast Du gehört Mama? Flo kommt doch mit! Ist das nicht toll?".
„Hm.", brummte Helene lediglich und las interessiert den Chatverlauf.
„Das heißt....", ging Florian auf seine Freundin zu und musterte sie interessiert.
Zu seiner Verwunderung war Helene noch immer so sehr vertieft in diesen Chat und bekam das gesagte von Florian überhaupt nicht mit.
„.... Wenn Ihr mich trotzdem noch mit dabei haben wollt!".
„Na schöne scheiße auch!", brummte die junge Frau und tippte etwas in ihr Handy.
„Das kann man ja auch netter ausdrücken!", fühlte Florian sich mit der Antwort angesprochen.

Das Farbenspiel des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt