Alles nur Schein?

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„Lauri....", sprang Helene auf und folgte ihrer Tochter.
„Wie die Mutter, so das Kind....", seufzte Erika.
„Immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Hören, gucken und dann weg laufen.", murmelte sie leise dabei.
Doch war es Helene nicht möglich an Laura heran zu können, geschweige zu ihr ins Zimmer.
Genervt und angepisst kam Helene dann wieder zurück, griff nach dem Test und verschwand im Bad.
Kurze Zeit später kam sie wieder zurück und warf den gemachten Test mitten aufs Bett.
„Hoffentlich seid Ihr jetzt zufrieden!", murrte Helene und schlüpfte dabei in ihre Joggingschuhe.
„Du willst doch jetzt nicht etwa laufen gehen?", hakte Erika skeptisch nach.
„Laura hatte es auch nicht geschadet damals!", pampte Helene zurück und spielte auf damals an. Bereits sehr spät bekam die junge Frau des damals mit und lebte ihr Leben bis dahin wie gewohnt.
Helene war schlichtweg frustriert. Zum einen weil sie nicht genau wusste, wer es denn sein könnte. Wobei sie sehr auf Florian hoffte. Und zum anderen, weil in letzter Zeit alles so kompliziert und schwammig ist.
Seid Laura in ihr Leben getreten ist, ging alles nur noch drunter und drüber. Ein Drama jagte das nächste und der geplante Urlaub fiel komplett ins Wasser.
Bald steht das gekaufte Konzert an und wenig später sollte dann die Aufzeichnung des Weihnachtskonzert in der Hofburg sein. Die Schule geht auch demnächst wieder los und Laura hatte noch keinen Platz dafür.
Dann noch ein Kind als Bonus oben drauf.
„Verdammt...", murmelte Helene während des Laufens vor sich hin dabei während ein Gedanke dem nächsten folgte.
Wie sollte sie das nur alles schaffen?
Und Nico! Da wird demnächst auch noch etwas auf sie zu kommen.

Erika ließ Helene trotz aller Umstände ihre Schwester einfach in Ruhe jetzt.
Sie wusste das Helene jetzt sowieso auf stur schalten würde, wenn sie noch mehr bedrängt wird.
So ging sie lieber nach ihrer Nichte sehen. Denn Laura empfand die Neuigkeiten mehr als schön im Moment.
„Was ist los Laura?".
Möglichst sensibel ging Erika auf das Mädchen ein und konnte schon erahnen was in ihr vor sich geht.
„... Jetzt wird Mama mich nicht mehr so lieb haben und keine Zeit mehr für mich haben...".
„Ach was Laura. Helene liebt Dich so sehr! Niemals wird das passieren ...!".
Laura standen die Tränen in den Augen. Denn ging es bei ihr damals so los, als ihre Stiefmutter schwanger wurde.
So erzählte sie es auch Erika, die kräftig zu schlucken hatte.
„Magst Du Helene deine Ängste nicht sagen? Ich weiß genau das sie eben soviele Ängste hat und auch wegen Dir!" - „Wegen mir?", wurde Laura hellhörig und putzte sich die Nase dabei.
„Ja. Helene hat Angst davor wie Du es aufnimmst... Du bist ihre Große und sehr wichtig für sie...", sprach Erika frei und musterte Laura genau in ihrem Verhalten.
„Wirklich? Ich würde Mama helfen so gut ich kann und alles machen...." - „Das weiß ich doch Spatz.", wuselte Erika ihr durchs Haar dabei.
„Wo ist Mama denn jetzt?".
„Sie wollte alleine sein. Aber wir können ja uns zum Florian gesellen. Der hat ein lecker Frühstück gezaubert.".
„Oh ja. Hallo Hunger hab ich ....", lächelte sie endlich wieder und folgte ihrer Tante sofort.

Auch Florian war ungeduldig nicht zu wissen was mit seiner Freundin gerade ist. Aber hielt Erika ihn davon zurück sie jetzt zu bedrängen.
Nach dem Frühstück gingen die Kinder zum  spielen, während Florian am Küchenfenster stand und hinaus sah.
„Entspann Dich! Helene kommt gleich zurück...".
Um sich selbst abzulenken deckte sie den Tisch ab und räumte alles auf.
„Warum ist sie nur so? Ich wollte Helene doch nicht verschrecken jetzt... Warum stand sie dort denn nur....".
Florian machte sich große Vorwürfe wegen seiner Aussage von vorhin. Damit zeigte er Helene nicht wirklich das er hinter ihr stand.
„Das ist meine Schwester halt. Immer öfter zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie hat Talent dafür.".
Was sollte Erika sonst antworten. Alles schön reden, würde auch nichts bringen.
Danach holte Erika den Laptop in die Küche und sah sich bezüglich der Schulen in der Umgebung um.
Das machte auch Florian neugierig als er kurz zu ihr hinüber sah.
„Schulen?".
„Ja. Ich werde ausziehen und mir hier bei Euch etwas suchen. Die Kinder müssen auch zur Schule und Ben kommt jetzt in die erste Klasse. Hat Helene für Laura denn schon einen Platz?" - „Nein, noch nicht. Wann denn auch?", nahm Florian neben ihr platz.
„Gut. Dann schau ich, das alle drei vielleicht auf die selbe Schule können.".
Sanft lächelte Florian das Erika ihrer Schwester diesen Punkt abnehmen wollte und trotzdem hoffte er, das Helene schnell wieder und vor allem gesund wieder zurück kommt.
Und das wollte sie auch.
Denn irgendwie fühlte sie sich nicht wirklich wohl und nahm auf einer vorbeikommenden Bank Platz.
Durch diese innerlich aufkommende Unruhe, wurde auch Helene nervös und kramte panisch nach ihrem Handy.
Glücklicherweise war diesmal Saft im Akku und so wählte sie Florians Nummer.
„.... Schatz?", rief Helene ins Handy.
Nervös wippte sie dabei mit den Füßen immer wieder und bat ihren Freund schnell zu ihr zu kommen.
„Erika, behalte Laura bei Dir.... Helene.... Ich glaube es geht ihr nicht gut.", sprang Florian auf und griff nach seinen Sachen.
Wortlos rannte er aus dem Haus und zu dem Standort welchen Helene ihm sagte.
Es fühlte sich für die junge Frau an, als ob ihr jemand den Hals zu drücken würde.
Ihr jemand mit einem Messer in die Brust sticht. Es war ein fürchterliches Gefühl für Helene.
„Schatz! ....", sah Florian seine Freundin von weitem schon auf und ab gehen.
Dafür das sie am Telefon so panisch wirkte, machte es jetzt überhaupt keinen Eindruck mehr.
Und doch fiel sie ihm erleichtert in die Arme.
„.... Es war also ob mein Herz raste und es stach ständig hier...", erklärte Helene es ihm und deutete auf ihre linke Brustseite als Florian nachfragte.
„Jetzt geht es aber wieder...".
„Lass uns lieber schnell nach Hause und dann zum Arzt fahren.", zeigte Florian sich immer noch besorgt im Gegensatz zu Helene.
„Da müssen wir nicht extra hin.".

Aber ließ Florian das nicht so stehen und packte Helene als sie Zuhause ankamen sofort ins Auto ein.
„Schatz es geht schon wieder. Ich brauche keinen Arzt!".
„Papperlapap.", stoppte Florian jedes weitere Wort seiner Freundin und blieb bei seiner Entscheidung.
Schnell stellte sich heraus, das diese auch gar nicht so falsch war.
„Frauenarzt?", sah Helene verdattert aus dem Auto.
„Ja. Ich möchte es jetzt endlich wissen mit Dir zusammen. Du musst Dich schonen und das alles....".
Amüsiert lächelte Helene als sie die Besorgnis von Florian sich anhörte und gab sich geschlagen.
Nach der körperlichen Untersuchung jedoch wurde eines schnell klar und so bat sie Florian dazu.
„Und? Was ist es nun?", wollte nun auch Helene es wissen und griff nach Florians Hand.
Frau Doktor Hein setzte sich dem jungen Paar gegenüber und legte ihre Hände gefaltet auf den Tisch.
„Hatten Sie in der letzten Zeit vermehrt Stress? Also anders als sonst oder ist irgendwas unschönes passiert?".
Helene schluckte und sah zu Florian. In ihrem Kopf spielten sich die letzten Wochen ab und wie es dazu gekommen war.
„Ein wenig.", räusperte sie sich lediglich.
„Frau Fischer! Sie sind nicht schwanger! Sie weisen zwar die Symptome dazu auf, doch in den Ultraschalluntersuchungen ist alles negativ....", erklärte die Ärztin dem jungen Paar.
„Aber... Was?".
Innerlich war Helene erleichtert das die Untersuchung negativ war. Doch was war dann ihr Problem was das alles ausgelöst hatte?

„Gönnen Sie sich etwas Entspannung! Vielleicht einen Urlaub, wo die Seele baumeln kann. Dann pendelt sich alles langsam wieder ein Frau Fischer. Und werfen Sie den seelischen Ballast von ihnen....", erklärte Frau Doktor Hein und schrieb nebenbei ein Rezept aus.
„Davon nehmen Sie bitte eine Woche lang jeweils eine morgens und abends. Das ist rein pflanzlich ...".
„In Ordnung.", nickte die junge Frau und verließ später dann mit Florian die Praxis.
Im Auto auf der Rückfahrt zog eine fürchterliche Stille zwischen dem jungen Paar ein.
Helene war froh doch nicht schwanger zu sein, denn diese nervliche Strapaze bezüglich das Vaters hätte sie wahrscheinlich völlig fertig gemacht.
Doch Florian hatte sich irgendwie schon auf den Nachwuchs gefreut und es auch akzeptiert, wenn er nicht der verantwortliche Stürmer wäre.
„Sag mal Helene! Wie genau hat denn die Untersuchung ausgesehen? Also das sie sich da so sicher sein kann!".
Verwundert sah Helene zu Florian der seinen Blick nicht von der Straße dabei nahm.
„Naja, mit dem Ultraschall ebend. Da war kein Baby zu sehen, weder mit dem Bauchultraschall noch bei dem anderen." - „Welchen anderen?".
Genau wollte Florian es wissen, wie dieses Ergebnis entstand und dabei kam seine Enttäuschung auch hörbar zum Vorschein.
„Na wie ein Ultraschall halt ist. Gel drauf und dann rollert sie mir über den Bauch.", erklärte Helene.
„Das ist mir auch klar. Ich meine den anderen.".
„Oh.", schmunzelte Helene und machte sich daran es ihrem Freund zu erklären.
„.... und dann kommt dort auch ein Gel drauf und wird halt eingeführt!".
Florian runzelte die Stirn dabei und sah nun zu Helene dabei, „Und hat's denn spaß gemacht?".
„Bist Du gerade etwas bescheuert? Natürlich nicht! Es gibt da schon schönere Dinge, als das.", konterte die junge Frau gekonnt zurück.
„Weißt Du was ich glaube?", murrte Helene.
„Du freust dich gar nicht über das Ergebnis!".
Florians schweigen bestätigte Helenes Vermutung nur noch mehr, denn sie hingegen war unendlich froh im Nachhinein darüber.
„Na toll...".

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