Manchmal muss es so kommen

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„Bis gleich Schatz.", legte Helene auf und sah wie ein Honigkuchenpferd zu ihrer Schwester.
Florian wollte seine Freundin gleich abholen wie versprochen nach dem Anruf.
So zog Helene sich schon mal langsam ihre Schuhe an.
„Das mit dem Alex ist schon schade. Aber vielleicht muss Laura mal auf die Nase fallen.", meinte Erika nachdem sie mit ihrer Schwester die Nachricht von Alex analysiert hatten.
„Schaun wir mal....", seufzte die Blondine und atmete tief durch.
Erika hatte schwer zu tun ihre Schwester zu besänftigen, da das neueste verhalten ihrer Tochter sie ziemlich aufgeregt hatte. Und Helene doch eigentlich stressfrei bleiben sollte.
Dann piepste das Handy von Helene erneut.
„Ist bestimmt von Flo...", kicherte sie rot werdend und kramte es aus ihrer Tasche.
Doch war es nicht ihr Freund, wie Helene schnell feststellen musste.

- Hallo Helene. Oder soll ich sagen Mama? Wie auch immer. Ich habe mich entschieden!
Ich möchte weder mit Dir, noch sonst wem mehr etwas zu tun haben.
Ihr lügt und betrügt mich mein ganzes Leben schon und jetzt ist Schluss damit!
Ich hasse Dich! Und ich verfluche den Tag, als ich dich getroffen habe!
Suche nicht nach mir. Ich komm schon klar. Und weiterhin viel Spaß bei Deiner PR Beziehung. Laura. -.

„Helene?".
Langsam ließ die junge Frau sich an Wand hinab zu Boden gleiten und sah starr auf ihr Handy.
„Hey.... Helene! Hörst Du mich?", tippte Erika ihre Schwester erneut an die gerade auf gar nichts mehr reagierte.

Leider wurde es auch nicht wirklich besser.
Während Florian dazu kam und auch weitere Nachrichten mitbekam die Helenes Handy empfing, war er mehr besorgter um seine Freundin.
„Schatz sag doch mal was!", strich er sanft über die Wange seiner Freundin dabei.
Laura bombardierte Helene regelrecht mit Nachrichten in denen einzelne Wörter teilweise nur vorkamen.
„Jetzt mach das aus!", nahm er das Smartphone aus der Hand seiner Freundin und wollte es ausschalten.
„Nein!!! Geb her!".
Doch hatte Helene keine Chance, denn Florian war schneller.
„Das kannst Du nicht.... Sie ist doch mein Kind!".
„Schönes Kind! Denk lieber mal an Dich!".
Ohne Umwege ging es für beide dann wenig später nach Hause.
Doch auch dort wurde es nicht besser.
Helene musste feststellen das Laura wirklich nicht da ist und auch nicht mehr Heim kommen wird.
Stattdessen ging der Nachrichtenterror auf Florians Handy weiter und später auch auf ihrem Festnetz Anschluss. Die gesamte Nacht war ständig irgend etwas und raubte ihnen den letzten Nerv.
Helene hatte kaum die Möglichkeit überhaupt Ruhe zu finden und zog einem drastischen Entschluss am nächsten Morgen, als sie den Netzanbieter anrief und Lauras Nummer sperren ließ.
Zuvor waren sie bei der Polizei, um Laura als vermisst zu melden. Auch wenn beide wussten das dies von dem Mädchen ausging mussten sie so handeln.
Nachdem Helene sich mit einem warmen Tee dann zurück zog, musterte Florian seine Freundin genauestens.
„Und was machst Du, wenn die mit Laura bald vor unserer Tür stehen Schatz?", sah er Helene an und rechnete mit der folgenden Antwort definitiv nicht.

„Wirst Du sehen Schatz. Aber... ich mag einfach nicht mehr....", erklärte Helene und kuschelte sich nachdenklich an ihren Freund.
Lange aber dauerte es nicht und bereits am Nachmittag stand die nächste Hiobsbotschaft vor der Tür.
„Oh guten Tag.... Kommen Sie rein.", öffnete Florian die Tür.
Die Polizei stand mit Laura davor und im Hintergrund eine ihnen noch unbekannte Frau.
Freundlich bat Florian sie herein und holte Helene dazu.
„Schatz.... Wach auf! Die Polizei ist hier! Mit Laura.".
Dieser Satz ließ Helene plötzlich hellwach aufschrecken.
Das war der Moment wovor die hübsche Blondine regelrecht angst hatte.
Schnell zog sie sich etwas an und folgte Florian ins Wohnzimmer. Maria und Peter waren ebenfalls noch bei dem jungen Paar und bekamen alles mit.
„..... Wir haben Ihre Tochter beim klauen im Supermarkt erwischt....".
Fassungslos und mit großen Augen sah Helene geschockt zu den Beamten und Laura her.
„.... mit Alkohol, anderen Lebensmitteln und Zigaretten!".
„Was?".
Bestätigend nickten die Beamten und dann trat die unbekannte Frau hervor, um sich vorzustellen.
„Guten Tag. Hase mein Name, ich bin vom Jugendamt.....".
Sogleich bekam Helene den nächsten Hammer vor den Kopf geschlagen. Imaginär gesehen.
Denn Laura gab der Polizei deutlich zu verstehen, das sie nicht mehr zurück zu Helene möchte. Das sie schlecht behandelt wird.
„Was?".
Etwas anderes bekam Helene nicht an Worten heraus und dachte in einem falschen Film zu sein. Das alles nur ein Traum wäre.
„Wieso erzählst Du so etwas?", war ihre Frage an Laura gerichtet.
Doch gleichgültig hob diese nur die Schultern.
„Weil es wahr ist!".
„Aber?".
„Laura. Gehst Du mal in Dein Zimmer? Das möchte ich mir gerne noch einmal ansehen.", erklärte Frau Hase worauf Laura los ging.
„Kann ich Sie mal alleine sprechen?", sah sie denn zu Helene und Florian die natürlich dem zustimmen.
Zusammen gingen sie in Florians Arbeitszimmer und schlossen die Tür.
„Ich habe mich lange mit Laura unterhalten. Und sie ist felsenfest davon überzeugt das sie schlecht behandelt wird, den Haushalt alleine machen muss und......", zählte die Dame auf.
„..... Was ich mir allerdings nicht erklären kann, bei Ihrer Position!".
„Das stimmt auch alles nicht! Helene ist eine gute Mutter und immer besorgt um Laura.... Seid wir Zuwachs erwarten führt sie sich so auf! .....", sprach Florian für seine Freundin und erzählte was seid gestern Abend vorgefallen war. Die Nachrichten und Anrufe auf seinem und Helenes Handy auch.
„Das ist komisch, denn sie sagte mir etwas anderes. Nämlich das gestern Frau Fischer ihr das letzte was sie noch besaß genommen hat und sie deswegen weglief!", sah Frau Hase sich alles an.
„Das ist nicht wahr! Sie sehen es ja selbst.", meinte Florian.
Helene war das alles so peinlich und unangenehm. Wie kann ihr eigenes Kind so gemein zu ihr sein, fragte sie sich immer wieder.
„Vielleicht lesen Sie sich die Vorgeschichte von Laura durch. Das müsste in den Akten stehen! Helene hat sich definitiv nichts vorzuwerfen und sie braucht auch eigentlich viel Ruhe!", sprach er für seine Freundin.
Außer das die junge Frau nickte auf einige Fragen, kämpfte sie nur mit den Tränen und hoffte auf einen Alptraum.
„Das werde ich machen. Aber jetzt zu meiner eigentlichen Frage. Laura möchte nicht zurück, wir können sie nicht zwingen hier zubleiben wenn das Verhalten sich nicht ändert. Mein Vorschlag wäre, das Kind in unsere Obhut zunehmen!" - „Ein Heim?", hakte die junge Frau nach.
„Ja. Vorübergehend und das Sorgerecht und alles bleibt bei Ihnen natürlich. Sie sehen doch selbst was passiert ist Frau Fischer. Es ist nur zu Ihrem und Lauras bestem. Was meinen Sie?".

„Ich. Ich weiß nicht...", schniefte Helene.
„... Dann wird sie mich wahrscheinlich erst recht hassen.".
Hin und hergerissen war Helene und wusste einfach nicht mehr weiter. Florian nahm die Hand seiner Freundin fest in seine und versuchte ihr ein wenig Halt zu geben.
„Wir haben dort Therapeuten und es gibt auch andere Kinder in ihrem Alter. Wenn Sie meine Meinung hören wollen...!".
Interessiert sah Helene zu der Dame und wartete gespannt auf das was kommt.
„Wenn ich Ihre Seite und die von Laura höre, dann liegt das Problem bei ihrem Kind alleine!
Sie können sich immer informieren bei uns und Laura auch besuchen. Es ist nur ein Angebot unsererseits und wird auch nicht zum Nachteil für sie.".
Frau Hase gab Helene natürlich die Zeit um sich das zu überlegen und ging dann wie versprochen sich das Zimmer von Laura ansehen.
„Ein hübsches Zimmer hast Du.", stellte sie fest und sah selbst das dies ein Paradies für Kinder ihres Alters ist.
„Naja geht so ne!", war es für das Mädchen selbstverständlich.
„Hast Du dir das alle ausgesucht?" - „Ja. Mit Helene zusammen. Aber ihre Bilder können ruhig ab!", deutete Laura auf ein wunderschönes Porträt ihrer Mutter.
„Meinst Du denn nicht, das du ungerecht zu deiner Mama bist?", setzte die Dame vom Jugendamt sich zu ihr und beobachtete ihr Verhalten genau.
„Nein. Ich will bei der nicht mehr wohnen! Hier ist es scheiße!".
Und dann kamen Helene und Florian dazu, als sie sich zu einer Entscheidung durch gerungen hatten.
Frau Hase sah zu der jungen verzweifelt aussehende Frau, die ihr sanft zu nickte.
„Dann pack doch einfach eine Tasche zusammen Laura und dann kommst Du erstmal mit mir.".
„Echt? Cool. Super.", freute sich das Mädchen darüber und lief sofort zu ihrem Kleiderschrank, ohne nur einmal zu Helene zu sehen.
„Machen Sie sich keine Vorwürfe! Es wird Laura gut gehen.", ging Frau Hase zu Helene und sprach ihr Mut zu.
Traurig musste Helene mit ansehen, wie Laura eifrig packte und dabei summte.
„Schalten Sie jedoch das Handy für sie wieder frei! Falls Laura von selbst den Kontakt zu Ihnen sucht.".
Helene nahm dies einfach mal so hin, nachdem sie noch erklärte das die Handys über Nacht abgegeben werden müssen.
Dann war Laura fertig mit packen.
„Möchtest Du von deiner Mama gar keine Erinnerung mit nehmen?" - „Nö. Wozu denn?", grummelte sie.
Weiteres wollte Helene dann selbst nicht mehr mit bekommen und zog nach dieser Erfahrung zurück. Mit anzusehen wie ihr eigenes Kind lieber in einem Heim leben möchte und sie missachtete, musste die junge Frau erst einmal verkraften.

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