Dieser Oneshot ist für Damonesper, der mir die Stichworte „Alkohol, Wunsch, Erfüllung" gegeben hat.
Viel Spaß!
* * *
Marti stand ratlos vor der seltsamen Flasche, die auf dem Küchentisch der WG stand.
Sie sah etwas merkwürdig aus.
Irgendwie altertümlich. Oder orientalisch.
Sie war von einem dunklen Rotviolett, mit goldenen, in einander verschlungenen Ornamenten. Bauchig, aber mit einem schmalen, dünn zulaufenden Hals und einem ebenfalls goldfarbenen Verschluss.
Es war eine rauschende Party gewesen zu seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag. Holy, hier war echt der fette Punk abgegangen!
Inzwischen waren jedoch alle Gäste auf dem Heimweg, Rick und Dominik in ihren Zimmern (Rick hatte Steve mit in sein Bett geschleift, da der kaum noch stehen konnte – na hoffentlich kriegten die beiden das heute Nacht endlich mal auf die Reihe, das konnte ja keiner mehr mit ansehen, wie die sich seit Monaten umschlichen...) und Marti war nun der letzte, der wach war und versuchte, das allergrößte Chaos zu beseitigen, damit der Schreck am nächsten Morgen nicht so groß werden würde.
Auf dem Küchentisch standen nun ein paar Mitbringsel. Eine Flasche Rotburgunder. Eine Flasche „Berliner Luft". Eine Riesen- Pralinenschachtel (mmmh. Lecker, Marti war ein Süßschnabel). Blumen. (Ernsthaft, Leute?!) Und eben diese schöne aber seltsame Flasche.
Na, Hallo, seltsam war ja gar kein Ausdruck. Denn als Marti sie eine Weile angestarrt hatte, begann sie zu leuchten.
Bitte was?
Und zu vibrieren.
Äh, bitte wie?
Marti war sich in dem Augenblick nicht so ganz sicher, ob das wirklich passierte oder ob das am Alkohol lag. Zugegeben, er hatte schon recht viel getrunken heute, und da er das sonst eher nicht tat, hatte ihm der Alkohol auch ganz schön zugesetzt. Aber...
Noch ehe er weiter darüber grübeln konnte, schnippte der goldene Verschluss von der Flasche und eine Art Rauch begann sich draus zu kräuseln.
Bitte wie?
Bitte...was?
Also wenn Rauch aus einer Flasche kräuselt, kann das im allgemeinen zwei Gründe haben.
Erstens: ein missglücktes Sherlocksches Experiment, was bedeutet, dass man sich schleunigst in Sicherheit bringen sollte.
Oder zweitens, und Marti stellte zu seiner Verblüffung und Erleichterung fest, dass es sich um zweitens handelte: Ein Flaschengeist.
Es ist dem Alkoholnebel in Martis Hirn zu verdanken, dass er die Sache nicht hinterfragte sondern einfach hinnahm.
Hicks.
Der Geist materialisierte sich und schwebte elegant über dem besagten Küchentisch.
„Da bin ich," sagte er.
Oder nein, eigentlich eher sie, denn obgleich Geister vermutlich geschlechtslos sein dürften (oder? Keine Ahnung, aber wer weiß das schon...) war er... sie vom äußeren Anschein her doch eher weiblich.
„Aha," sagte Marti, der normalerweise wesentlich eloquenter war als in diesem Augenblick. Aber sehen wir es ihm nach, denn wer weiß, wie wir uns in einer solchen Situation schlagen würden? Na also.
Der... die... wie auch immer, jedenfalls schaute ... das Wesen... Marti an.
„Ich bin eine Dshinnie", sagte ...sie.
(Okay, nun wissen wir das wenigstens mal.)
„Und man hat mich in meiner Ruhe gestört!"
„Hey," grummelte Marti, der langsam aus seiner Schockstarre erwachte.
„Ich hab die Flasche doch gar nicht angefasst!"
„Du nicht," sagte die Dshinnie, „aber die Prophezeiung sagt, wenn jemand sich in der Nähe meiner Flasche dreimal nach Osten neigt und „Ramen!" ruft, dann... oh, dann erscheine ich! Und das hat hier im Raum vorhin jemand getan! Und dem ersten, der sich mir dann zeigt, dem schenke ich die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches!"
Und sie drehte sich im Kreise und verbreitete etwas, was auch wieder wie Rauch aussah, aber dabei irgendwie .... glitzerte.
Marti war immer noch komplett neben der Spur.
Aber die Worte „Wunsch" und „Erfüllung" tröpfelten schließlich in sein schon ziemlich ermüdetes Denkorgan.
Er dachte einen Moment nach.
Seufzte.
Es gab nur einen wirklichen, sehnlichsten, tiefsten Wunsch, den er hatte, nur...
„Also?" fragte die Dshinnie.
„Hast du nun einen Wunsch? Ich hab hier nicht ewig Zeit."
„Nicht?" fragte Marti verblüfft.
Die Erscheinung verdrehte die Augen.
„Na ja, eigentlich doch. Immerhin bin ich unsterblich. Aber du nicht," sagte sie und grinste fies.
„Also mach hinne, Sterblicher!"
Marti seufzte noch mal.
„Ich habe eigentlich nur einen Wunsch," sagte er leise. „Aber den kann mir kein Geist erfüllen. Und den soll mir auch kein Geist erfüllen. Das soll einfach so passieren, oder eben nicht, und dann muss ich lernen, damit umzugehen."
Die Dschinnie sah ihn fragend an.
Wartete.
Tappte ungeduldig mit dem Fuß auf.
Und Marti, der seinen Wunsch eigentlich gar nicht hatte äußern wollen, fühlte sich wie von Zauberhand dazu gedrängt (na ja, ehrlicherweise war es das ja auch...) und sagte, immer noch ganz leise:
„Ich will doch nur, dass Jako mich liebt."
„Du Dussel. Das tut er doch schon längst," sagte die Dshinnie.
Hoppla, seit wann hatte die denn so eine tiefe, raue Stimme...???
Und die kam von... hinter ihm...
Marti drehte sich um.
Im Türrahmen zur Küche stand Jako, mit einem leisen Schmunzeln auf den Lippen und sagte erneut:
„Das tue ich doch schon längst!"
„Jako...? Was machst du denn hier?" stotterte Marti knallrot.
„Ich habs nicht mehr nach Hause geschafft, bin ganz schön angeheitert... hab hier auf dem Sofa mein Lager aufgeschlagen, und dann hab ich hier in der Küche wen reden hören, und bin der Stimme nachgegangen, dann dann hab ich dich hier gefunden... Sag mal, mit wem redest du da eigentlich?"
„Mit..."
Marti hatte sich wieder zu der Flasche gedreht.
Aber die Flasche leuchtete nicht.
Sie vibrierte auch nicht.
Und da war auch keine Dshinnie.
„... niemandem."
Kurze Zeit später jedoch, als Marti endlich Jakos warme, starke Arme um sich geschlungen fühlte und sie sich das erste mal zärtlich küssten, da hörte er ganz in der Ferne ein leises Kichern und ein kleines, goldfarbenes „Pling!"
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Berliner Sammlung
FanfictionEine kleine Sammlung von Drabbles, Oneshots und ähnlichem über die Berliner Youtuber. Alles, was mir dazu so in den Kopf kommt.