Da ritt er auf seinem stolzen Pferd daher, de stolze Häuptling.
Seine hohe schlanke Gestalt beeindruckte jeden, der ihn sah.
Seine stolzen Gesichtszüge zeugten von edler Gesinnung.
Sein langes, seidig glänzendes Haar flog im Wind, als sein herrlicher Hengst donnernd über die Prärie galoppierte.
Ja, das war er: Jakotou, der junge und doch so berühmte Häuptling der Japatschen.
Der berühmte Westmann Old Denzerhand hielt wie jedes mal den Atem an, als er ihm bei seinem Ritt zusah.
Sein eigenes Pferd, der schöne Gammatitla, stand dem Rappen des Indianers in nichts nach, und so sausten sie über die Prärie dahin und genossen den Fahrt... äh... Reitwind.
Und während sie so, na ja, also, wie gesagt, dahin ritten, dachte Old Denzerhand nach.
Über das Leben, das Universum und den ganzen Rest... nein, falsches Buch.
Aber immerhin über das Leben.
Ihr Leben.
Und er fand, dass das ganz schön blödsinnig war.
Warum, zum Teufel, ließen sie sich ständig gefangen nehmen, um sich dann gegenseitig wieder befreien zu können?
Egal jetzt, ob von feindlichen Indianerstämmen, wie den Communitymanschen, oder von verbrecherischen Oberschurken wie dem finsteren Doktor Froid oder dem bösen Mr. Moghimi? Oder der Frosch- Bande?
Wenn man sie wenigstens dafür bezahlt hätte, dann hätte das ganze ja noch einen Sinn gemacht. Vernünftiges Monatsgehalt, regelmäßig Urlaub und Krankengeld, wenn man mal wieder von einem feindlichen Pfeil ins Hinterteil getroffen worden wäre... Aber so?
Hallo – es gab ja noch nicht mal ne Gewerkschaft! Ja, selbst ihre Reittiere, die waren organisiert bei Pferdi, und kriegten sogar im Streitfall einen Anwalt gestellt! Aber ne Gewerkschaft für Westmänner und edelmütige Indianer existierte schlichtweg nicht.
Und da soll man nun nicht aus der Haut fahren!
Aber die Anforderungen an sie, die wurden fleißig gestellt.
Reiten sollten sie.
Schießen sollten sie.
Befreien sollten sie.
Retten sollten sie.
Und dabei noch gut aussehen, ja ja, aber nur nix mit irgendwem anfangen, von wegen Familienfreundlich und so. Nicht mal Sex-Szenen gönnte man ihnen.
Das geht so nicht weiter, dachte Old Denzerhand.
Ich kündige.
Ich nehme das nächste Pferd und reite in den Orient.
Ne ne, Scheiß Idee, sagte da eine Stimme aus dem Off.
Da gewinnste nix bei.
Da haste keinen so schönen Begleiter wie den edlen Jakotou!
Da haste nur Hadschi Halef Omar, der quatscht dich glatt ins Koma.
Kein sexy Eingeborener.
Mist, dachte Old Denzerhand, das ist also auch keine Option.
Also was denne?
Er schaute Jakotou hinterher wie er immer noch über die Prärie donnerte...
Also, man könnte sich ja zur Ruhe setzen.
Kein Schleichen mehr, kein vom Marterpfahl los schneiden (wer hat sich diesen Blödsinn überhaupt ausgedacht?).
Kein In-Die-Berge-reiten-und-einschneien (als ob er nicht wüsste wann der Winter kommt? Was ein Schwachsinn...)
Ja, das wäre eine gute Idee.
Das würde er Jakotou nachher vorschlagen.
Wenn der... Herr Gott, kann der endlich mal aufhörten, zu galoppieren? Steppenwind gut und schön, aber langsam is es doch mal gut, Bro.
* * *
Noch am Abend des gleichen Tages machte Old Denzerhand dem Häuptling Jakotou diesen Vorschlag.
Der Häuptling, der gar nicht gewusst hatte, dass so was geht, fand die Idee toll.
Also setzten sie sich zur Ruhe.
Gemeinsam natürlich, denn also die Idee mit dem Reiten an sich, die war ja soooo schlecht nicht, wenngleich in anderem Zusammenhang. Ähäm, und die Haare des nun ehemaligen Häuptlings der Japatschen flogen auch dabei ziemlich eindrucksvoll...
Nur gut, dass niemand die Lustschreie mit Kriegsgeheul verwechselte, als sie so fröhlich im Pueblo durch die Santillodecken tobten...
Und all die Oberschurken mussten nun selber sehen, wie sie klarkamen.
Old Denzerhand war es egal.
Er hatte Spaß mit Jakotou, und der mit ihm.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann reiten... äh, leben sie noch heute.
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Berliner Sammlung
Fiksi PenggemarEine kleine Sammlung von Drabbles, Oneshots und ähnlichem über die Berliner Youtuber. Alles, was mir dazu so in den Kopf kommt.