Flauschattacke

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Dieser Oneshot ist für Katjachan13, die mir die Stichworte:
„Streichelzoo, Flauschig, Hechtsprung" gegeben hat.



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„Nicht dein Ernst," knurrte Rick, und sah seinen Liebsten etwas angefressen an.
„Doch," sagte Steve und klang begeistert. „Bitte, Ricki Dicki. Ich möchte so gerne in den Streichelzoo. Bittääää!"
Rick grummelte.
„Ach komm schon," maulte Steve. „Immerhin habe ich Geburtstag!"
Rick sah ihn an, als zweifelte er an seinem Geisteszustand. Was er ehrlicherweise auch tat.
„Ähm..." sagte er dann, „Wir haben heute den zwölften August."
„Ja und?"
„Steve, Geburtstag hast du erst im November!"
„Na und? Im November ist das Wetter mistig, da kann man nicht in den Streichelzoo gehen!"


Gegen diese Logik hatte Rick nun nichts mehr entgegenzusetzen. Außerdem mochte er es, wenn sein Schatz so begeistert war und sich so offensichtlich freute.
„Gut," sagte er er, „Wenn du unbedingt willst, dann lass uns los gehen."
„Danke!" rief Steve und verpasste ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Rick schmunzelte. Er mochte es einfach, wie niedlich Steve sein konnte.


Eine halbe Stunde später waren sie im Streichelzoo angekommen und Steve war vor Begeisterung nicht mehr zu halten. Er sprang herum wie ein Gummiball und Rick musste mehr als einmal breit grinsen über die Eskapaden seines Liebsten.
Bei den Tiere jedoch war Steve ruhig und entspannt. Er schien zu spüren, dass seine fröhliche Hektik hier fehl am Platze gewesen wäre und er verhielt sich ganz anders, während er die Tiere streichelte.
Ein paar Ziegen waren da, die sehr zutraulich waren und es mochten, wenn man ihr Fell schrubbelte und sie zwischen den Hörnern kraulte.
Ein Schaf ließ sich geduldig die Wolle durcheinanderbringen. Es war auch noch ein anderes da, ein Wildschaf, mit kleinen schwarzen Löckchen. Das ließ nicht jeden an sich heran. Aber Steve hatte die Ehre und das Tier war wirklich flauschig. Steve strahlte und Rick spürte wieder diese Wärme in seinem Herzen.


Und dann, ja dann kamen sie zum Meerschweinchengehege. Auch hier durfte man vorsichtig hineingehen und die kleinen, überall herumwuselnden Viecher streicheln.
Rick hatte keinerlei Bedürfnis danach. Er mochte seine beiden Kater, die zu Hause auf ihn warteten. Aber das hier? Nein, das war nicht sein Fall.
Steve jedoch schien vor Aufregung Schnappatmung zu bekommen.
„Oh mein Gott, sie sind so flauschig, ich werd wahnsinnig!" zitierte er diesen seltsamen Film mit den Minions.
„Am liebsten würde ich mich mit einem Hechtsprung mitten in sie hineinwerfen!"


Rick schüttelte den Kopf.
Steve ließ ich nicht aufhalten und während Rick es sich auf einer Bank gemütlich achte und das Schauspiel aus der Entfernung beobachtete, machte sich er daran, die kleinen zu streicheln und zu kraulen. Eins nach dem anderen. Da liefen gefühlte hundert Meersäue herum und Steve schien jedes einzelne liebkosen zu wollen.
Herrgott, das konnte ja ewig dauern!
Egal. Rick seufzte. Steve war etwas besonderes, und für ihn würde er alles tun. Wenn es sein musste auch drei Stunden auf dieser Bank warten, bis sein Schatz endlich genug hätte.


Ganz so lange dauerte es dann doch nicht.
Denn Steve war natürlich klar, dass das ganze seinem Schatz nicht halb soviel gab wie ihm und dass er nur seinetwegen mitgekommen war.
Er hatte seinen Spaß mit den Flauschies, aber er wollte Rick einfach nicht zu lange warten lassen. Also riss er sich von einem besonders niedlichen Exemplar los (das ihn irgendwie ein bisschen an Rick erinnerte...) und ging zu seinem Freund. Rick hatte die Augen geschlossen und riss sie überrascht auf, als er Steves Lippen auf den seinen spürte.
Er lächelte.
„Was meinst du," sagte Steve, „darf ich dich jetzt auf ein Eis einladen?"
Rick nickte erfreut und gemeinsam verließen sie den Zoo, um sich im Park ein Eis zu besorgen.


Kurze Zeit später schlenderten sie jeder mit zwei Kugel köstlichstem italienischem Gelato durch die Grünanlagen.
„Diese Meerschweinchen waren total flauschig," sagte Steve.
Rick schnaufte.
„Aber weißt du was noch viel flauschiger ist?"
Nein, Rick wusste es nicht und zuckte mit den Schultern.
Steve wurde etwas rot.
„Dein... dein Haar."
„Was?"
„Na ja," sagte Steve, „das ist total weich und ich mag es, darin herum zu wühlen."
Nun musste Rick lächeln. Ja, er mochte es durchaus auch, wenn Steves sanfte Finger in seiner Frisur wuschelten und seine Kopfhaut kraulten.


„Und ich mag es auch..." Steves Röte wurde noch stärker, „wenn ich dein Haar anderswo spüre... also... na ja... wenn du mich küsst, wo nur du mich küssen darfst... und deine Haare dann dort kitzeln, das ist... unfassbar heiß..."
Rick verschluckte sich fast an seinem Schokoeis.
„Himmel, Steve, wir sind hier nicht alleine!"
Na, zum Glück waren die nächsten Menschen ein paar Meter entfernt. Und Steve hatte wohlweislich leise gesprochen.


„Vielleicht sollten wir lieber nach Hause?" fragte Steve unschuldig und grinste ihn über das Eis hinweg versonnen an.
„Oh ja, mein Lieber," sagte Rick und wurde einmal außergewöhnlich wortreich. „Nach hause ist eine gute Idee. Und dann wirst du dafür bezahlen, dass du mich hier mitten im Park in solche Verlegenheit bringst!" Und er grinste wie ein Raubtier auf Beutezug.
Steve grinste auch, zufrieden wie eine Katze, die im Sahnetopf geschleckt hatte. Eine flauschige Katze vermutlich.
„Großartig," schnurrte er, „ich freue mich drauf!"


Das Eis war fix verspeist, der Weg nach Hause Hand in Hand zurückgelegt, die gemeinsame Wohnung bald erreicht.
„So, mein kleiner, jetzt werde ich dir mal zeigen, wer hier das sagen hat..." knurrte Rick als sie die Wohnung erreichten.
„Der flauschigere von uns beiden," sagte Steve und quiekte, als Rick versuchte, nach ihm zu greifen. Lachend rannte er in Richtung Schlafzimmer davon.
Als Rick den Raum ebenfalls betrat, wurde er mit den Worten „Kissenschlacht!" und einem fliegenden Kopfkissen empfangen.
Er ließ sich auf das Gefecht ein, und als er Steve wie erwartet besiegt hatte, stürzte er sich auf ihn und drückte ihn in die Matratze.
„So mein kleiner. Du bist jetzt mein ganz persönlicher Streichelzoo."


Und ja, der Rest des Tages wurde dann ... ausgesprochen flauschig.

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