Seit Tagen... nein, seit Wochen hatte Jako schlechte Laune, und so ganz allmählich fing das an, Felix auf die Nerven zu gehen. Egal was er tat und sagte, egal, was irgendjemand tat oder sagte, alles schien Jako auf die Stimmung zu schlagen und wurde mit bissigen Kommentaren oder ärgerlichem Gegrummel bedacht, und noch schlimmer war, dass er und Jako sich wegen jeder Kleinigkeit anzickten.
Besonders schlimm war es, wie Jako genervt los maulte, sobald er andere Leute dabei beobachtete, wie sie verliebte Blicke oder Zärtlichkeiten austauschten oder irgendetwas taten, was Paare nun eben tun.
Und so stand es schon bald für Felix fest, was Jakos Problem war.
„Junge", dachte er, „Junge, du musst dringend mal wieder flachgelegt werden."
Und, guter Freund wie Felix nun mal war, machte er sich an die Arbeit, um jemanden zu finden, der für Jako etwas übrig hätte und ihm genau das geben könnte, was er seiner Meinung nach brauchte:
Sex.
Zuerst lud Felix eine Freundin ein, genauer gesagt, eine Kommilitonin, die, wie er wusste, schon lange einen Crush auf seinen langhaarigen Bandkollegen hatte.
Er hatte sich das so schön gedacht:
Gemeinsam ein bisschen zusammensitzen und essen, er würde was feines kochen für den Zweck; und dann, wenn die beiden gut ins Gespräch gekommen wären, würde er sich verdrücken. Eine Ausrede würde ihm schon einfallen.
Und dann... Kaboom!
Nun, Kaboom traf in gewisser Weise zu, allerdings anders, als Felix sich das gedacht hatte.
Jako möchte das Mädel ganz offensichtlich nicht.
Er ließ seine bissigen Bemerkungen auf sie los, machte sich über sie lustig, spottete und motzte.
Bis sie irgendwann wütend eine Ohrfeige verteilte, dummerweise an Felix, der das ganze immerhin eingefädelt hatte, und dann in einer Mischung aus schimpfen und heulen die Wohnung verließ.
Felix hatte nicht vor, nach diesem Desaster aufzugeben.
Er kannte da diese junge Frau aus der Nachbarschaft, die ganz deutlich zeigte, dass Jako ihre gefiel...
Nachdem jedoch der vierte solche Abend in einer Katastrophe geendet hatte, gingen ihm allmählich die Optionen aus.
Er seufzte und dachte nach.
Und dann kam da ein Geistesblitz.
Vielleicht lag es gar nicht an den jungen Frauen?
Oder doch, in gewisser Weise schon- vielleicht lag es einfach an der Tatsache, dass es Frauen waren?!
Nun, wenn es darum ging, dann sollte das das Problem nicht sein.
Er nahm da Telefon und rief Marti an.
Er wusste, dass Marti schon lange für Jako schwärmte...
So ein bisschen, na eigentlich schon ganz schön viel.
Also fragte er Marti, was der denn von einem Date mit Jako hielte.
Marti war zuerst ziemlich konsterniert. Ja, sicher, er würde gerne... aber Jako hatte nie irgendein Interesse gezeigt... Also warum jetzt?
Aber gut.
Er ließ sich überzeugen, auch wenn er sich kaum Hoffnungen machte.
Der Abend war kein Desaster, er war nett. Aber er war mehr ein Abend in Freundschaft. Jako machte Marti klar, dass er ihn mochte, aber, nun ja. Nicht so...
Marti, der nichts anderes erwartet hatte, seufzte und beließ es dabei.
Aber, wollte Felix wissen, hatte er den wenigstens Recht mit der Vermutung, dass ein Mann eher nach Jakos Geschmack sein könnte als eine Frau...?
Nun, ja, das schon. Daran hatte Jako kleinen Zweifel gelassen.
Und auch nicht daran, dass er Marti toll fand, und unter anderen Umständen... nun, da hätte er vielleicht seine Avancen ganz anderes zu würdigen gewusst, aber...
Es gab da jemanden. Den Jako sehr gern mochte. Und nicht von der Bettkanten stoßen würde. Außer vielleicht, um auf dem Bettvorleger weiter zu machen.
Felix bedankte sich bei Marti, der erst einmal seine Wunden lecken ging, und machte sich Gedanken, um wen es sich handeln könnte.
Jemand, bei dem Jako sich wohl kaum Chancen ausrechnete. Sonst hätte er es doch längst versucht.
Also wohl jemand, von dem er glaubte, dass er nicht schwul wäre.
Aber vielleicht... es gibt ja schon Leute, die eigentlich, wie sagt man so schön, für beide Teams spielen, und damit nicht groß hausieren gehen...
Also ein Versuch war es wert.
Wenn er nur wüsste, um wen es sich handeln möge!
Also begann er; Jako mit jedem zu verkuppeln, der greifbar war.
Oder besser, er versuchte es.
Er lud jemanden ein, kochte lecker, und verdrückte sich dann, den Gast mit Jako alleine lassend.
Und jedes Mal kam nichts dabei heraus.
Außer dass der Freundeskreis irgendwann anfing, sich zu wundern.
Und dann sich zu amüsieren.
Und die Köpfe zu schütteln.
Eines Tages stand Felix verzweifelt im Schlafzimmer vor dem Spiegel und schaute sich an.
Dann musste er grinsen.
Er hatte jeden, der ihm unter die Finger kam, versucht, mit Jako zu verbinden.
Nur einen nicht.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der größte Dummkopf im Land?"
Da spürte er, wie Jako hinter ihn trat. Sie blickten sich im Spiegel an und Jako sagte:
„Du bist vielleicht der größte Dummkopf hier, aber ein noch größerer steht hinter dir."
Felix drehte sich um.
„Jako... möchtest ... du von mir flach... nein, ich meine, mit mir auf ein Date gehen?"
Jako grinste.
„Ja Felix."
Er nahm Felix' Hände in seine.
„Und hinterher darfst du mich flachlegen...."
Tja, nun, sie haben es also geschafft.
Sie wurden ein glückliches Paar.
Und der gesamte Freundeskreis atmete auf.
Endlich, endlich hatten sie alle wieder Ruhe.
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Berliner Sammlung
FanfictionEine kleine Sammlung von Drabbles, Oneshots und ähnlichem über die Berliner Youtuber. Alles, was mir dazu so in den Kopf kommt.