Regen in Berlin

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Dieses Kapitel ist ein "aus dem Urlaub zurück Gruß" für Cassiopeia.
Sie hatte mir die Stichworte "Sonne, Feuchttücher, Regentanz" gegeben.
Dankeschön!



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Die Sonne prallte schon seit Wochen vom Himmel. Der Sommer war in diesem Jahr früh gekommen und war seit dem geblieben. Ein bisschen Regen würde nicht schaden, dachten viele, aber dennoch, die meisten Menschen genossen den Sommer und alle Freuden, die er mit sich brachte.


Das Konzert war großartig gelaufen, der kleine Club in Berlin hatte gekocht, und das in mehrfacher Hinsicht: die Stimmung war phantastisch gewesen, die Leute hatten Fewjar und ihr Musik gefeiert und es hatte viele großartige Momente gegeben. Und andererseits war die Raumtemperatur unfassbar heiß gewesen. Die kleinen Ventilatoren waren an ihrer Aufgabe verzweifelt, die heiße, schweißfeuchte Luft hatte sie an den Rand des Kaputtgehens gebracht, und irgendwann waren die Leute aus dem Publikum dazu übergegangen, das Wasser, dass sie sich an der Bar holten, nicht nur zu trinken, sondern es sich mitsamt den Eiswürfeln über den Kopf zu schütten.


Jetzt jedoch war das Konzert vorüber. Felix, Andre und Jako hatten es wieder einmal geschafft, alle zu begeistern und nun, bevor sie sich ans Abbauen machten und danach noch mit den Fans draußen in der Berliner Sommernacht ein bisschen quatschen würden, blieb Zeit für ein paar private Augenblicke.


Marti, der im Backstagebereich auf Jako gewatet hatte, nahm seinen Schatz in den Arm.
„Es war Klasse," sagte er.
„Lass mich," sagte Jako, „ich bin so durchgeschwitzt, ich klebe überall. Wenn du mich anfasst, bist du gleich genau so durchgeweicht wie ich!"
„Egal," sagte Marti, zog ihn noch fester an sich und küsste ihn sanft.


Einen Augenblick verharrten sie so, dann schob Jako ihn doch wieder von sich.
„Ich muss mich ein bisschen erfrischen," sagte er. Marti griff in eine Tasche, die am Boden stand, zog ein Päckchen Feuchttücher heraus und warf es Jako zu. Der grinste.
„Dein ernst?"
Doch er zog ein paar Tücher aus der Packung und wischte sich den Schweiß ein wenig ab.


„Ein richtig schöner Regenguss wäre mir lieber," sagte er dann. Marti schmunzelte. Na das konnte Jako haben. Was die Leute vorne im Publikum konnten...
Er schlenderte zum Getränkekühlschrank, während Jako sich sein T-Shirt über den Kopf zog. Er nahm eine der gut gekühlten Wasserflaschen heraus und schlenderte mit unschuldigstem Gesicht wieder zurück.
Jako schaute ihn an und streckte die Hand nach der Flasche aus, in der Annahme, Marti hätte ihm zu trinken besorgt.
Doch dann...
Wusch!
... ergoss sich die ganze Ladung Wasser über ihn.
Er schnappte erschrocken nach Luft und quietschte.


Marti wollte sich ausschütten vor Lachen, und auch die anderen konnten sich kaum einkriegen.
Und Jako, nachdem er sich vom ersten Schrecken erholt hatte, lachte auch. Es war typisch Marti, so etwas auszuhecken.
Na warte, mein kleiner, dachte er und grinste Marti schief und verheißungsvoll an.


Marti ging der Blick seines Liebsten ganz schön unter die Haut. Eigentlich war das eher kontraproduktiv, denn ihm war ohnehin schon heiß wie einem Händl im Wienerwald.
Jakos Blick versprach so viel...
Marti konnte nicht anders und sich an seinen nun aus anderen Gründen klitschnassen Schatz zu drücken.
„Sorry," sagte er, „aber du wolltest nen Regenguss und mir waren gerade die Eingeborenen für einen Regentanz ausgegangen."
Jako schmunzelte. Dann zog er ihn zu sich hinab, hielt seinen Mund an Martis Ohr und flüsterte so leise, dass niemand der anderen es mitbekam:
„Mein Freundchen, wenn wir nachher zu Hause sind, wird meine Hand auf deinem Hintern einen Regentanz aufführen!"


Marti erschauerte wohlig.
Er hatte vermutet, dass Jako nach dem Konzert nur noch ins Bett fallen würde. Andererseits klangen seine Worte vielversprechend, und ja, es wäre nicht da erste mal, dass er nach einem solchen Ereignis von den Endorphinen noch so aufgeputscht war, dass er über Marti hergefallen war, wie ein Wolf über die Beute.
Sie hatten schon etliche Hotelbetten auf diese Weise eingeweiht, und heute, hier in Berlin, würde es das eigene Bett zu Hause sein, in ihrer eigenen Wohnung.


Marti half beim Abbau. Er packte überall mit an, war überall dabei, half hier, fasste dort mit zu. Es war eine Menge Arbeit, und während die Herren Künstler schließlich noch draußen vor dem Club ihre Fans glücklich machten,war er schon mit dem Transporter unterwegs, und schaffte die Instrumente zum Probenraum, wo ein paar Freunde warteten, die ihm wiederum beim ausräumen des Autos halfen.
Als er schließlich fertig war und nach Hause fuhr, war es schon tief in der Nacht.


Es dauerte nicht lange, bis auch Jako kam. Er hatte Felix und André in der WG abgesetzt und war dann hierher gekommen, in die Wohnung die er gemeinsam mit Marti bewohnte.
Marti, seinem Mann.


Gemeinsam sprangen sie unter die Dusche.
„Auch eine Art Regen," sagte Jako grinsend.
„Ach, und der versprochene Regentanz?"
„Ich werde dich schon zum Tanzen bringen, Kleiner," sagte Jako und gab Marti einen festen Klaps auf den Hintern.
Marti sprang eine Schritt zurück, und Jako hielt ihn fest, vorsichtshalber, damit er nicht in der nassen Dusche ausrutschte.
„Siehst du?" sagte Jako, und dann beugte er sich vor und gab Marti eine liebevollen Kuss.


Der Kuss wurde schnell leidenschaftlicher.
„Bett, jetzt," knurrte Jako. Marti löste sich von ihm, schnappte ein großes Handtuch und begann, ihn abzutrocknen. Gründlich und überall, wirklich überall.
Dann trocknete er sich selber ebenso ab, während Jako ihn schier mit den Augen verschlang.


Als er fertig war, ließ er das Handtuch einfach auf den Boden gleiten.
„Komm," flüsterte er voller Lust.
„Schätze, das werde ich," sagte Jako grinsend.
„Aber erst bekommst du deinen Tanz!"


Und Hand in Hand gingen sie, nein stolperten sie, küssend und stöhnend, in ihr Schlafzimmer.


* * *

Am nächsten Tag hat es tatsächlich in Berlin geregnet.

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