Ich mag dieses Gefühl.
Wenn man einen schönen Abend verbracht hat, feiern war mit Freunden. Und dann in den frühen Morgenstunden nach Hause geht. Man hat einiges getrunken über den Abend. Die ganze Welt um einen herum schwimmt. Und wenn man mal nen Augenblick stehen bleibt, dreht sich alles. Also bleibt man nicht stehen.
Alles ist ein bisschen verschwommen, und es witzig; die Sommernacht hat einen kühlen Hauch und man freut sich aufs Bett. Man weiß, dass man schläft, sobald der Kopf das Kissen berührt.
Ich mag das wirklich. Auf dem Weg zur U-Bahn begegnet man Leuten. Anderen Partygästen, die auf dem Weg nach Hause sind. In die eigenen Betten, die auf sie warten. Oder vielleicht auch in andere Betten, wo jemand auf sie wartet...
Und man begegnet den ersten Frühaufstehern, die auf dem Weg zur Arbeit sind. Und die die Partyleute mit Amüsement betrachten. Oder auch mit Kopfschütteln... na ja, es gibt immer solche und solche. Aber darüber schmunzelt man, kichert...
Auf dem Weg aus der rauschenden Nacht ins friedliche Bett mit wohltuendem Schlaf.
Ich mag dieses Gefühl.
Eigentlich.
Heute mag ich das Gefühl nicht, denn heute habe ich es versaut. Ich habe mich absichtlich betrunken, mehr als sonst, weil ich es versaut habe.
Ich habe Marti verletzt. Ich bin ein Idiot.
Ich meine, Marti ist für mich... er ist... ach verflixt, ich bin in ihn verliebt. Lange schon.
Und heute Abend...
Ich möchte mich am liebsten selber in den Hintern treten. Jakob Joiko, du bist echt ein Trottel.
Wir waren tanzen. In unserem Lieblingsclub. Geile Mucke, coole Leute. Da sind wir immer gerne. Ich, Felix, Marti, Niklas, die Spacies, die Froids. Noch n paar andere.
War lustig, wir haben getrunken, gelacht, getanzt.
War n toller Abend.
Und dann wollte Marti eine rauchen. Bat mich mitzukommen, vor die Tür.
Marti raucht nicht.
War klar, dass er nur was mit mir bereden wollte. Die anderen haben gegrinst. Ich habe gezittert. Mit Marti alleine, das geht mir immer unter die Haut. Weil ich so verknallt bin und er ist doch nicht... ich meine, er hatte ne Freundin und so... na klar, ich weiß dass er derzeit Single ist, aber... Freundin und so...
Egal, ich bin mitgegangen.
Draußen haben wir dann gestanden, nebeneinander, haben in die Nacht geschaut.
„Jako, ähm," hat er gesagt. Leise.
„Ich... ich muss die was sagen."
Na toll, hab ich gedacht, er hat wohl gemerkt, wie ich ihn anschmachte, und will mir nun klarmachen,dass er nicht...
„Ich weiß, dass du... dass du..." hat er gestottert.
Nu mach schon, hab ich gedacht, sag schon, dass du willst, dass ich mich von dir zurückziehe...
Ich hab gezittert.
„Ich weiß, das du schwul bist," hat er gesagt.
„Bin ich nicht," hab ich gelogen. Warum? Weiß nicht... ich war schon angeheitert, und verängstigt sozusagen, und da hab ich eben Scheiße gelabert.
Marti hat mich erschrocken angeschaut.
„Aber ich dachte..." hat er gestottert. Er war auch schon nicht mehr ganz nüchtern.
„Ich... oh verdammt," hat er gesagt. „tut mir leid. Scheiße. Ich bin in dich verliebt..."
Oh Gott. Joiko, sag irgendetwas, hab ich gedacht, aber mein Hirn war schon zu bierbenebelt, ich hab es nicht hinbekommen.
„Aber keine Sorge, ich werde dich nicht belästigen... lass uns nie wieder davon sprechen."
Und dann ist Marti wieder nach drinnen gelaufen, hat mich stehen lassen.
Ich bin hinterher, hab ihn nicht gleich gefunden, und dann hat Felix gesagt: „Marti? Der hat sein Zeug geholt und ist nach Hause, wieso?"
Tja, das wars nun wohl. Bin jetzt auf dem Weg in mein Bett, und kann dieses „Hab Party gemacht war toll gehe jetzt ins Bett"- Gefühl nicht genießen wie sonst.
Was soll ich nur machen?
Scheiß Alkohol. Ohne den hätte ich das nicht so versaut. Oder?
Ich meine, ich kann manchmal auch so ein ganz schöner Trottel sein, sagt Felix. Hat er sicher recht.
Aber...
Was nun?
Erst mal ins Bett. Ausschlafen. Kopf frei kriegen.
O Gott, mein Kater wird gar schröcklich sein. Egal. Weiß man vorher, wenn man sich zukippt. Und ich gebe zu, das hab ich. Nachdem Marti weg war. Felix hat versucht mich zu bremsen aber hats nicht geschafft. Hab ihn nicht gelassen.
Ob ich morgen versuche mit Marti zu reden? Ob er überhaupt mit mir reden will?
Ich muss das klarstellen.
Dass ich Mist gelabert habe.
Dass ich gerne mit ihm... dass ich verknallt bin. Und nur in Panik geraten bin.
Ob er das versteht? Na, eigentlich ist Marti ein Klasse Typ, und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich verliebt in ihn bin. Er hat immer ein offenes Ohr für andere. Aber er ist auch verletzlich und ich weiß nicht, ob ich nicht etwas kaputt gemacht habe, was man nicht reparieren kann.
Aber im Augenblick ist denken nicht unbedingt eine der Tätigkeiten, deren Ausführung ich besonders gut hinbekommen.
War zu viel Bier und so.
Ich muss den Kopf frei haben. Den Nebel weg haben.
Nüchtern sein.
Also erst mal schlafen. Ausnüchtern. Dann ganz viel Kaffee. Und Aspirin.
Und dann werde ich versuchen mit ihm zu reden.
Und wenn das Karma ein Einsehen hat, dann feiere ich den nächsten Clubbesuch mit Marti an meiner Seite. Als mein Freund. Mein Liebster.
Drückt mir mal die Daumen, ja?
So , ich gehe jetzt pennen.
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Berliner Sammlung
FanfictionEine kleine Sammlung von Drabbles, Oneshots und ähnlichem über die Berliner Youtuber. Alles, was mir dazu so in den Kopf kommt.