Der große Pastatopf stand brodelnd auf dem Herd. Schwaden von Kochwasser zogen durch die kleine aber wohlausgestattete Küche von Yumtamtam..
Der kleinere Topf mit der Soße stand auf der Flamme schräg davor, und in ihm blubberte eine köstliche Tomatensoße.
Oder sagen wir besser, eine die einmal köstlich werden sollte.
Der Koch, der für das ganze verantwortlich war, war Marti.
Und er schmeckte gerade die Soße ab.
Irgendetwas fehlte noch.
Salz? Nein.
Pfeffer...? Vielleicht...
Es fehlte noch der Pfiff.
Felix hätte es wahrscheinlich mit Zimt versucht, aber hier war nicht Felix am Werk sondern Marti.
Und Martis Blick schweifte nun durch die Küche.
Und fiel auf Edgar. Edgar, das war der Basilikumstrauch, der dort auf dem Küchenbord stand und der grün und prächtig vor sich hin wuchs.
Und in Edgars Herzen... nein, Pflanzen haben kein Herz. Also in seinen Tracheiden hegte der gute Edgar eine tiefe, heimliche aber bis dahin hoffnungslose Liebe zu Marti.
Martis Augen erspähten also nun Edgar.
„Basilikum," sinnierte Marti. „Hhhmmm."
Edgar raschelte leise mit seinen grünen, glänzenden Blättern.
„Basilikum!" Marti begann zu lächeln.
„Ich liebe Basilikum!"
Edgars Herz... ach nein. Er hatte ja keines. Nun dann vielleicht so: sein Leitgewebe begann, das Wasser viel schneller zu transportieren als üblich.
Marti liebte ihn!
Marti LIEBTE ihn!
Wäre er zu einer Atmung ähnlich wie die Lungen besitzende Wesen fähig gewesen, hätte er jetzt Schnappatmung bekommen. So aber kurbelte er einfach seinen Metabolismus an und photosynthetisierte heftig.
Martis Hände näherten sich Edgar und begannen sanft, über seine Haut... äh, nein, seine Epidermis zu streicheln.
Edgar begann zu zittern. Seine Gefühle standen Kopf, er streckte sich Marti entgegen, gierte nach seinen Berührungen wie eine Pflanze nach Sonnenschein.
Ähm... er war eine Pflanze! Nun, dann war Marti eben sein Sonnenschein.
Alle seine Wünsche und Hoffnungen wurden nun erfüllt, Marti liebte ihn...
„Ich liebe..." sagte Marti, „den Geschmack von Basilikum!"
Moment mal.
Also das, das hörte sich jetzt aber nicht gut an!
Oh Gott.
Edgar verspürte ein ziehen... nein, nicht in der Magengegend, so was hatte er nicht.
Nein.
An seinen Blättern!
Oh Gott!!!!!!!!
Marti zog an seinen Blättern!
Und zupfte ihm welche ab!
„Aber..." jammerte Edgar, „ich dachte du liebst mich! Du hast doch gesagt, du liebst mich!"
Warum auch immer Marti diesen verzweifelten Aufschrei des verknallten Küchenkrauts nun gehört haben sollte... es ist vollkommen unlogisch, klar, aber der Erzähler dieser Story weigert sich, das einzusehen und will einfach seine Geschichte weitererzählen.
Nun, seis drum.
Marti also hörte, was der arme Edgar von sich gab.
„Klar," antwortete er mit einem creepigen Grinsen. „Ich hab dich zum Fressen gern!"
Und er stutzte dem armen Edgar die Frisur, so dass der nur noch als kahles Gestrüpp in seinem dekorativen Blumentopf rumstand und selber nicht mehr dekorativ war.
So endete die größte aller Liebesgeschichten.
Eine Liebe, die alle Grenzen sprengte: Grenzen der Spezies, Grenzen der Logik und des Verstandes...
(Hey!!!!)
Grenzen des guten Geschmackes... wobei, nein, die nicht.
Geschmeckt hat die Pastasoße nämlich ganz köstlich.
Eine Liebe, die Zeit und Raum überwand (also die Kochzeit der Spaghetti und den Raum, den man Küche nennt...)
Eine Liebe, die so grün war, und die doch in einer roten Flut endete...
Eine Liebe voller Würze und voller...
äähhh...
ach mir fällt nichts mehr ein, aber mal ehrlich, wenn sich nun immer noch kein Filmemacher gefunden hat, der diese so dramatische und rührende Geschichte (rührend, ja, mit dem Holzkochlöffel in der Soße...) verfilmt, dann ist Hollywood auch nicht mehr zu helfen.
Dann macht doch einfach, was ihr wollt.
Ich geh jetzt essen.
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Berliner Sammlung
FanficEine kleine Sammlung von Drabbles, Oneshots und ähnlichem über die Berliner Youtuber. Alles, was mir dazu so in den Kopf kommt.