9. Der Arztbesuch

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VIVIAN'S POV

Gelangweilt kritzelte ich, wie eigentlich immer im Unterricht, auf meinem Block herum.

Mir ging die blöde Auseinandersetzung mit Hunter nicht auf dem Kopf. Es war zwar schon zwei Tage her, doch wir redeten kein Wort mehr miteinander. Vielleicht war ich ja zu schroff, doch er sollte mich nicht wie ein kleines Kind behandeln. Immerhin war ich schon Siebzehn und somit nur zwei Jahre jünger als seine Freundin.
Andererseits hätte ich ein wenig rücksichtsvoller wegen Luna sein müssen. Es so zu erfahren, war bestimmt nicht das Gelbe vom Ei.

"Miss Valentine, würden Sie bitte Ihr Kunstwerk einige Zeit nicht beachten, um mir eine Antwort auf die Frage zu geben", riss mich mein nerviger, von sich eingenommener Geschichtslehrer aus meinen Gedanken, weswegen ich kaum merklich genervt schaufte.

Mein Blick wanderte zur Tafel auf der 'Der kalte Krieg' stand und da wir das Thema noch nicht hatten und die Stunde erst angefangen hatte, schlussfolgerte ich, dass die Frage war, was der kalte Krieg ist.

"Als 'Kalten Krieg' bezeichnet man eine Auseinandersetzung zwischen Staaten, die nicht mit kriegerischen Waffen geführt wird. Die Waffen bleiben also 'kalt', es wird nicht geschossen, aber der Konflikt besteht", antwortete ich und hoffte, dass es zur Frage passte, "Heute bezeichnen wir damit meist die Auseinandersetzung zwischen den USA im Westen und der Sowjetunion im Osten, die nach dem Zweiten Weltkrieg begann."

"Nochmal die Kurve gekriegt, Ms. Valentine", brummte er, woraufhin ich ihm ein falsches Lächeln zuwarf.

Blöder Hund! Zum Glück lese ich viel.

"Psst, Vivian", ertönte die nervigste Stimme, die es auf diesen Planeten gab.
Gekonnt ignorierte ich den Typen neben mir und konzentrierte mich wieder auf meine Kritzeleien.

"Wow, wen bringst du denn gerade um?", flüsterte er mir belustigt zu, als er das Galgenmännchen erblickte.

"Dich", kam trocken von mir, ich starrte ihn ausdrucklos an, weshalb sein leises Lachen verstummte.

"Lass uns doch von neu anfangen", versuchte er es erneut.

"Hör zu, Tony. Ich mag dich nicht, kapierst du das nicht? Du musst nicht einen auf nett machen nur damit ich deine Hausaufgaben mache oder so. Sprich mich einfach nie wieder an, okay?"

"Wenn es wegen Lynn ist...", begann er seinen Satz, weswegen ich meinen Kopf nach hinten warf, "Ignorier sie einfach. Sie kann nicht anders."

"Gosh, Tony. Du gehst mir auf die Nerven und es ist mir egal mit wem du fickst", gab ich entnervt von mir.

"Treff mich einfach heute nach der Schule auf dem Parkplatz, dann können wir ungestört reden", versuchte er es erneut und blickte mich beinahe flehend an.

"Ich will nicht mit dir reden, McKnight!", kam vielleicht etwas zu laut von mir, weswegen alle Aufgenpaare auf mir lagen.

Na toll...

"Miss Valentine, gehen Sie sofort ins Büro der Direktorin", motze mich Mr. Poury an und setzte seinen besten Lehrerblick auf.
In der Klasse ertönte ein eintöniges 'Oooh'.

"Dafür wirst du büßen, McKnight", zischte ich noch, bevor ich meine Sachen packte und das Klassenzimmer mehr als nur glücklich verließ.

Stinksauer stapfte ich durch die Gänge, bis ich vor dem Büro von Ms. Winstead ankam.

Hunter wird mich töten.

Ich klopfte fest an und wartete nicht auf irgendein Zeichen, sondern betrat sofort das Büro. Das war schon zum Ritual geworden.

Luna✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt