Kapitel 4

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Ich sah sie erst eine halbe Woche später wieder. Die ersten zwei Tage dachte ich noch über Taddl nach. Ging jeden Fetzten des Gesprächs immer und immer wieder durch. Vielleicht hatte er etwas gesagt, dass mir etwas mehr über ihn verriet. Etwas, das mir die Hoffnung nicht nahm. Aber da war nichts. Also klammerte ich mich an die Erinnerung seines Lächelns, seiner Stimme und seinen Augen. Und ich klammerte mich daran, dass dieser Felix gesagt hatte, Taddl hätte den ganzen Tag über mich geredet. Aber, wenn er den ganzen Tag von mir gesprochen hat, weshalb kam er dann nicht vorbei? Ich wusste, solche Gedanken waren vollkommen sinnlos. Entweder, er würde auftauchen oder nicht. Am Sonntag, also zwei Tage später, gab ich das Grübeln auf und entschloss abzuwarten. Und das auch nur, weil Sean mich davon überzeugt hatte, dass es so einfacher für mich sei. Trotzdem sah ich Taddl's Lächeln immer wieder vor meinen Augen. Klar, hatte ich Sean und Clarice davon erzählt. Clarice hatte auch gesagt, der Name Dner käme ihr irgendwie bekannt vor, aber sie wusste nicht mehr genau weshalb.
Es war Dienstag und das Wetter hatte sich um einiges gebessert. Es war der erste Mai und der Mai machte mich immer glücklich. Als Kind liebte ich den Mai, weil ich im Mai Geburtstag habe. Aber ich hatte in den letzten paar Jahren nicht wirklich Gründe gehabt, meinen Geburtstag zu feiern. Jetzt liebte ich den Mai wegen dem Wetter. Es war nicht zu heiss und nicht zu kalt. Einfach angenehm. Es ging gegen zwölf und ich war daran meine Uniform gegen meinen üblichen Kapuzenpullover umzutauschen. Ich hasste es, mich in der Mittagspause nicht umzuziehen und sobald ich die Chance dazu hatte, schlüpfte ich in meine Sachen. Da ich am Tag zuvor Überstunden gemacht hatte (Wir mussten den Osterschmuck abhängen), hatte ich heute länger Mittag als sonst. Leider hatten aber weder Sean noch Clarice um die selbe Zeit Pause, also musst ich wohl alleine essen. Ich verabschiedete mich von den beiden und hatte schon die Türklinke in der Hand, als die Türe von aussen aufging. Ich machte einen Schritt zur Seite, um die Kunden eintreten zu lassen. Felix kam als erstes rein. Sein Board hatte er in den Händen und den Rucksack auf den Schultern, wie immer wenn ich ihn sah. Als ich ihn erkannte, japste ich leicht nach Luft und mein Herz machte einen kleinen Satz. Ich versuchte, um ihn herumzuspähen, aber er war einfach zu gross, um etwas zu erkennen. Oder besser gesagt jemanden. Felix lächelte als er mich sah. „Hast du Pause?" Ich nickte und lächelte ihn an. Ich konnte Clarice und Seans Blicke in meinem Rücken spüren. Vielleicht fragten sie sich, ob ich gerade mit jenem Jungen sprach, von dem ich so viel erzählt hatte.
Ich übernahm die Tür, so dass er eintreten konnte und hielt die Tür weiter offen, in der Hoffnung, dass Taddl hinterher kommen würde. Aber es kam niemand mehr. Felix folgte meinem Blick und grinste. „Sie kommen nach. Sie haben mich vorgeschickt, um einen Platz zum Drehen zu suchen. Sie nehmen noch auf.", sagte er, als würde das alles erklären. Ich nickte wissend. „Und hast du einen guten Platz gefunden?", fragte ich ihn. Er schüttelte den Kopf: „Noch nicht."
Ich stand unterdessen gegen die Theke gelehnt neben ihm und er stand hinter zwei kichernden Mädchen an. Sie waren etwa fünfzehn und sahen ihn immer wieder an. Als ich ihn so musterte, wurde mir klar, dass er tatsächlich ziemlich süss war. Aber wenn ich ihn ansah, hatte ich ein ganz anderes Gefühl als bei Taddl. Felix löste in mir irgendwie das Gefühl aus, ihn beschützen zu müssen.
„Weisst du, ich kenne einige ziemlich coole Plätze hier in der Nähe.", warf ich vorsichtig ein.
Felix sah mich überrascht an. Ich zuckte mit den Schultern. „Irgendwo muss ich ja zu Mittag essen.", erklärte ich und fügte noch hinzu, „ich esse nicht gerne vor anderen und bis nach Hause schaffe ich es über Mittag nicht. Also habe ich ziemlich bald, nachdem ich diesen Job angenommen habe, nach Plätzen gesucht, wo ich in Frieden essen kann."
Felix Lächeln wurde breiter. „Und dir macht es nichts aus, uns einen deiner Geheimplätze zu verraten?" Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Sie sind ja nicht wirklich geheim." Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die zwei Mädchen in der Schlange vor ihm die Bestellung extra in die Länge zogen. Nachdem Felix endlich bestellen konnte und Clarice mir einen fragenden Blick zugeworfen hatte, denn ich mit einem Zwinkern abtat, standen wir wieder einmal peinlich berührt nebeneinander. Bis mir endlich die Frage einfiel, die ich, würde ich noch einigermassen normal ticken, als erstes hätte fragen sollen: „Was dreht ihr denn überhaupt? Nicht das ich hier bei einem Pornodreh lande." Felix begann zu lachen. Er hatte in offenes Lachen und es machte ihn mir gerade um einiges sympathischer. Irgendwie hörte er sich an, als würde er jetzt den gleich ersticken und ich musste automatisch auch zu lachen anfangen. Mein Lachen brachte ihn noch mehr zum Lachen, was wiederum mich dazu brachte. Noch leicht glucksend traten wie hinaus. Es war tatsächlich ziemlich warm und ich verstand nun auch, weshalb Felix nur ein T-Shirt trug. „Mir gefällt der Stormtrooper auf deinem Shirt.", stellte ich fest und pikste ich ihn dort, wo sich der Kopf des Stormtroopers, der übrigens mit einem Bike von einem Dach sprang, befand. Er grinste: „Du kennst Star Wars?"
„Klar", antwortete ich lächelnd, „wer kennt das denn nicht?"
„Nicht viele Mädchen kennen es.", erwiderte er. Während wir auf seinen Kaffee gewartet hatten, hatte er den anderen eine Nachricht geschickt, dass sie sich mit uns vor dem Starbucks treffen sollen. Da sie noch nicht da waren, setzten wir uns auf eine Bank davor. „Da irrst du dich.", widersprach ich ihm, „die meisten Mädchen kennen es. Sei es von ihrem ersten Freund, ihrem Vater oder ihrem Bruder, sie mögen es einfach nicht oder finden es nicht besonders spannend."
„Und was ist mit dir?", fragte er mich, „kennst du es nur oder magst du es auch?"
„Ich bin ein ziemlicher Fan.", gab ich zögernd zu. „Du kennst sicher die Szene in der Leia Han ihre Liebe gesteht oder?" Als er nickte, fuhr ich fort. „Das ist eine der kitschigsten Szenen in der Filmindustrie. Klar, genial und alles, aber ich kann nicht verstehen, weshalb Jungs diese Szene lieben, aber andere Liebesfilme einfach nicht ausstehen können." Ich hatte mich ziemlich in Rage geredet, denn als ich fertig war, sah Felix mich ganz überrascht an.
„Das hast du schon lange los werden wollen oder?", stellte er fest. Ich grinste verlegen: „Eigentlich schon, ja." Er musste lachen. Grinsend beobachtete ich ihn dabei. Er lachte echt süss.
„Hey, Dner!", eine männliche Stimme meldete sich von hinten. .Es war eine Stimme, die ich noch nicht kannte. Sie gehörte auch nicht zu jenem, der ihn im Laden gerufen hatte. Als ich mich umdrehte, bemerke ich drei Jungs, die auf uns zusteuerten. Sie lenkten ihre Longboards geschickt um mögliche Hindernisse herum und als sie näher kamen, erkannte ich Taddl und jenen, der Ardy sein musste, sowie einen Jungen, denn ich noch nicht kannte. Aber auch er sah ausserordentlich gut aus. So wie sie es eigentlich alle taten. Ich lächelte ihnen entgegen und mein Herz begann schneller zu schlagen, als sie immer näher kamen. Mit einem keinen Seitenblick zu mir stand Felix auf. Ich tat es ihm gleich und begann ein wenig unsicher von einem Fuss auf den andern zu treten.
„Hey Leute.", begrüsste Felix die vier, „das ist Jules." Ich hob schüchtern die Hand und Taddl grinste: „Ich weiss, wer du bist." „Ich weiss auch, wer du bist.", erwiderte ich und grinste zurück. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl einen besorgten Ausdruck in seinen Augen erkennen zu können, aber als ich blinzelte und wieder hinsah, konnte ich nichts anderes als seine strahlenden Augen sehen.
„Yo.", Ardy machte sich bemerkbar, „Ich bin Ardy." Mit einem Seitenblick auf Taddl fügte er noch hinzu: „Und wenn ihr jetzt zu flirten aufhören würdet, dann könnten wir zu drehen anfangen."

Ich spürte die Röte auf meinen Wangen, als wäre sie ein Feuer, dass ganz in der Nähe lodert. Doch Taddl nahm mir die Verlegenheit, in dem er mir einfach zu zwinkerte. Ich lächelte und wandte mich dann an Felix: „Du hast meine Frage gar nicht beantwortet. Dreht ihr jetzt einen Porno oder nicht?"

Eine andere Welt ~ Eine Youtuberfanfiction (Taddl & co.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt