Kapitel 23

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Seine Worte hallten nicht nur durch die Arena sondern auch durch meinen Kopf. Er wollte nicht heiraten? Ich zwang mir ein Lächeln auf und nickte zu seinen Worten. Gleichzeitig schossen mir tausende von Fragen durch den Kopf. War es wegen mir? Liebte er mich nicht genug?
Dominik hackte nicht weiter nach, sondern stellte die wirkliche Frage, die einem Fan auf der Zunge gebrannt hatte. Ich weiss die Frage nicht mehr.
Die restliche Zeit auf der Bühne blieb ich relativ still. Ich musste auch nicht viel sagen. Felix und die anderen kamen nämlich danach auch auf die Bühne und die meisten Fragen drehten sich um den Roadtr7p. Meine Gedanken jedoch waren völlig wo anders.
Schliesslich war unsere Zeit auf der Bühne vorbei und Taddl und ich verliessen sie noch immer Hand in Hand. Kaum hatten waren wir Backstage löste ich meine Hand aus seiner. Keine Ahnung, warum. Einfach so ein Gefühl. Taddl bemerkte es nicht einmal. Dafür war er viel zu hibbelig. Er liebte dieses Gefühl auf der Bühne zu stehen und das wusste ich. Deshalb gönnte ich ihm den Auftritt, denn er etwa vier Stunden später zusammen mit Marley haben würde, auch so sehr.
Unterdessen befanden wir uns in einem relativ grossen Hinterraum, wo die Liveübertragung auf einem Bildschirm lief und alle, die als nächstes auf die Bühne mussten, warteten. Wir wurden mit viel Schultergeklopfe und Umarmungen begrüsst. Es kam mir noch immer so unwirklich vor, dass ich alle in diesem Raum erst seit zwei Monaten kannte. Während Taddl noch mit diesem und jenem Small Talk machte, versuchte ich alles, um nicht in ein Gespräch verwickelt zu werden. Das nächste Gespräch, das ich führte, sollte mit Taddl sein.
Endlich war auch er alleine und ich stellte mich zu ihm. Er lächelte mich an und streckte die Arme aus. Wahrscheinlich um mich an ihn zu ziehen. Sofort machte ich einen Schritt zurück. Der verwirrte Ausdruck auf seinem Gesicht schmerzte und ich trat wieder einen kleinen Schritt vor, wie um meine Entscheidung rückgängig zu machen. Aber ich wusste, dass ich das jetzt fragen musste.

"Warum willst du nicht heiraten?" Ich versuchte die Frage möglichst ruhig zu stellen, so als ob es mich nicht stören würde. Er zuckte mit den Schultern. Seine Augen wanderten forschend über mein Gesicht, als er antwortete: "Nichts ist für immer. Das ist meine Philosophie, dass weisst du doch." Wie ein Schlag ins Gesicht. So fühlten sich seine Worte an. Ich hatte erwartet, dass er vielleicht mit dem Rechtssystem nicht zufrieden war oder er die ganze Prozedur lächerlich fand, aber nicht das. Ich holte tief Luft, zum einen um seine Antwort zu verarbeiten, zum anderen um meine vorzubereiten. Taddl's Blick huschte nervös im Raum hin und her. Es war ziemlich leise geworden. Aber es war mir egal, das alle zuhörten. Wir waren Youtuber. Wir hatten praktisch keine Privatsphäre. "Heisst das, du liebst mich nicht genug, um mich zu heiraten?" Es war mir auch egal, dass ich momentan gar nicht heiraten wollte. Hier ging es um das Prinzip. Taddl schüttelte energisch den Kopf. "Nein, das meine ich nicht. Ich werde gar nicht heiraten. Egal mit wem. Ich glaube ganz einfach nicht an die ewige Liebe." Ich schnaubte leise. "In Ordnung." Er glaubte, also dass das mit uns sowieso nicht halten würde. Und obwohl ich realisierte, dass ich seine Worte leicht verdrehte, schmerzte der Gedanke verdammt. Niemand würde momentan aus meinem Gesicht etwas lesen können. Wenn es darauf ankam, war ich ein ziemlich guter Pokerer. Dann drehte ich mich um und ging mit bestimmten Schritten aus dem Raum hinaus und einen langen Gang entlang. Ich konnte Schritte hinter mir hören. Innerlich begann ich ein kleines Mantra: Bitte lass es Taddl sein. Lass es Taddl sein.

Eine andere Welt ~ Eine Youtuberfanfiction (Taddl & co.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt