Doch als die Schritte mich einholten und sich eine Hand um meinen Arm schloss, wusste ich, dass es nicht Taddl war. Ich drehte mich langsam um und sah direkt in Ardy's ehrliche Augen.
"Er versteht nicht, was er da gerade gesagt hat" Ardy klang besorgt. "Ich weiss", antwortete ich und senkte den Blick. "Du wirst ihn doch nicht aufgeben?" Als ich wieder hochsah, hatte Ardy die Stirn gerunzelt und seine Augen fixierten meine. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
"Wegen so etwas? Niemals." Ardy stiess erleichtert Luft aus. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter und meinte leise: "Und wenn er mich aufgibt, werde ich kämpfen. Das verspreche ich dir. Für ihn werde ich immer kämpfen."
Ardy lächelte. „Ich werde dafür sorgen, dass er dich auch nicht aufgibt." Jetzt war ich es, die lächelte. Aber meine Mundwinkel taten dabei seltsam weh. „Komm her." Ardy breitete seine Arme aus und im Gegensatz zu Taddl vorhin, liess ich seine Umarmung dankbar zu. Er roch ähnlich wie Taddl, was vielleicht daran lag, das sie dasselbe Shampoo benutzten. Aber irgendwie doch so anders. Ausserdem waren seine Schultern noch lange nicht so breit wie Taddls.
„Du vergleichst mich gerade mit ihm, oder?", stellte Ardy belustigt fest. Ich löste mich aus seinen Armen und musterte ihn. Ein breites Grinsen lag auf seinen Lippen. „Woran hast du das erkannt?", fragte ich verwundert. Er zuckte nur mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Ich kenne dich." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging den Gang hinunter zurück.In diesem Moment wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wohin ich eigentlich gehen sollte. Das Gespräch mit Ardy hatte mich beruhigt, aber mir war klar, dass ich schlecht einfach umkehren konnte. Taddl musste da erst noch was einsehen. Aber nach Hause wollte ich erst recht nicht und Taddl's Auftritt nachher wollte ich auch nicht verpassen. Nach einigem hin und her lief ich einfach mal los. Der Gang endete an einer Treppe, die ewig nach oben zu gehen schien. Die anderen hatten mir am Morgen eine kleine Führung gegeben und ich wusste, dass eines der Stockwerke den Youtubern vorbehalten war. Da ich wirklich nicht wusste, was sonst tun, entschied ich mich, mich da mal umzusehen. Vielleicht war da ja jemand interessantes.
Tatsächlich hatte ich, seit ich auf Youtube aktiv war, auch begonnen einige Youtuber regelmässig zu schauen. LeFloid und die anderen Berliner Youtuber beispielsweise. Und obwohl ich zu gut weiss, dass Youtuber auch nur Menschen sind, hatte ich mich am Morgen ziemlich zusammenreissen müssen, nicht zu fangirlen, als ich Kelly aka MissesVlog kennenlernte. Was für ein unglaublich sympathischer Mensch. Und sie schien mich auch zu mögen. Wir waren uns nämlich einig, dass wir mal was zusammen unternehmen müssen und hatten die Nummern ausgetauscht.
Als ich bei einem Stockwerk ankam, bei dem man seinen Backstage-Pass zeigen musste, war ich mir sicher, dass ich richtig war. Der Gang ging in zwei Richtungen und führte als eine Art Tribüne um die ganze Lanxess Arena herum. Niemand befand sich hier, wo ich gerade stand, aber ich konnte Geräusche von den Stockwerken unter mir hören. Ich entfernte mich vom Treppenhaus, dass diese Stockwerke mit den Backstage Bereichen hinter der Bühne verband und fand mich auf der Tribüne wieder. Ich musste einige Male blinzeln, da die eine Seite keine Wand war sondern eine lange Fensterfront und das helle Tageslicht mich blendete. Ein Geländer markierte den Abgrund in die tieferen Stockwerke. Zwischen der Fensterfront und den Stockwerken befanden sich so viele Treppen, dass es mich erst einmal verwirrte. Der Eingang zu diesem Stockwerk wurde jedoch durch ein Absperrband versperrt. Es überraschte mich, dass sich tatsächlich alle daran hielten. Da entdeckte ich die Sicherheitsmänner, die alle zehn Meter platziert waren und das Absperrband und die Treppen fixierten. Einer von ihnen entdeckte mich und kam auf mich zu.
Er war gross und muskulös und seine Haut versuchte seine Augen mit Schwärze zu übertreffen. Ich hielt ihm meinen Backstage-Pass entgegen, aber er winkte ab. „Sonst wärst du wohl kaum bis hier hin gekommen, was?" Seine Stimme war angenehm tief und er lächelte warm. „Bist du auch eine Youtuberin?" Ich nickte. „Aber eine kleinere." „Suchst du etwas? Soll ich dich irgendwo hinbringen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Ich suche nichts bestimmtes. Hier ist doch die Lounge oder?"
Er brummte als Antwort und begann in die Richtung zu laufen, in die ich unterwegs gewesen war. Als ich ihn eingeholt hatte, zeigte er auf eine Tür ein bisschen weiter vorne. „Da ist der Eingang in die Lounge." Ich bedankte mich, zögerte dann aber. Ich hatte doch nicht wirklich Lust andere Youtuber zu treffen. Die meisten hatten wahrscheinlich schon von meiner Diskussion mit Taddl gehört und ich hatte keine Lust auf irgendwelche unangenehmen Fragen. Klatsch verbreitete sich unter Youtubern fast noch schneller als in anderen Freundeskreisen.
Der Security-Mann war wieder auf seinem Posten. Der Lärm aus den unteren Stockwerken war jetzt deutlicher zu hören und aus einem anderen Ende des Ganges war Gekreische zu hören. Da ich nichts besseres zu tun hatte, entschied ich mich, nachzusehen, was da los war.
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Eine andere Welt ~ Eine Youtuberfanfiction (Taddl & co.)
FanfictionNeu in Köln, 19 und ohne Job. Jules Leben steht Kopf. Und als sie dann auch noch in die Youtuber-Szene hineinrutscht, ist nichts mehr so, wie es mal war.