Kapitel 27

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Es war unglaublich. Ich gab Autogramme, machte Fotos und Small Talk und noch mehr Fotos. Der Strom siegte einfach nicht ab. Ganz im Gegenteil. Es wurden immer mehr und immer enger. Je mehr Leute es wurden, desto unwohler begann ich mich zu fühlen. Ich fakte ein Lächeln und machte weiter. Mein Atem ging immer unregelmässiger und meine Brust schien keinen Platz mehr zu haben. Wie ich meine Platzangst doch hasste. Irgendwann begannen die hinteren zu drängen und ich mich zu fragen, ob es eine dumme Entscheidung gewesen war, keinen Security-Mann hier zu haben. Dann und wann vibrierte das Handy in meiner Tasche, aber ich hatte keine Zeit es hervor zu holen.
Wer mich wohl so unablässig anrief? Die Gesichter der Menschen, die anstanden und drängten, verschwammen und wurden zu einer unablässigen, undurchdringlichen Masse. Die Stimmen waren laut und ich konnte keine mehr von der anderen unterscheiden. Wie ein Roboter machte ich, was die Fans verlangten. Die Luft wurde stickig und das Gedränge nicht auszuhalten. Mal wurde von links gestossen, mal von rechts. Einige klammerten sich sogar ein meinen Kleidern fest. Ich konnte nicht mehr erkennen, wer schon dran gewesen war und wer nicht.
„Jules!" Die bekannte Stimme riss mich aus der Trance und brachte mich wieder zum Leben. Die Masse an Menschen war unüberschaubar geworden und ich konnte die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, nicht erkennen. In ihr war Unglauben, Sorge und ein wenig Wut mitgeklungen. Wütend auf mich, weil ich unüberlegt gehandelt habe oder auf die Fans, weil sie mir keine Luft zum Atmen liessen? Ich wusste es nicht. Ich habe auch nie mehr danach gefragt. Das wichtige war nur, dass sie mich aufweckte und handeln liess.
Ich wusste, dass höflich zu bitten, nichts gebracht hätte, also benutzte ich meine Ellbogen und drängte mir einen Weg durch die Menge. Und ich schaffte es sogar. Ich stolperte aus dem klammernden Griff der Menge und meine erste Reaktion war es, nach Luft zu schnappen. Frische Luft. Meine ganze Sicht war verschwommen. Auf der Suche nach Gleichgewicht klammerte ich mich am erst besten fest, was ich zu fassen kriegte. Um mich herum war ein einziger Tumult, aber es kam niemand bis zu mir. Das war komisch. Hätten mich die Fans nicht logischerweise sofort wieder überwältigt?
Nach dem ich einige Male geblinzelt hatte, erkannte ich, wer meine Stütze geworden war. Es war Felix. Das machte Sinn, denn es war auch seine Stimme gewesen, die ich zuvor gehört hatte. Sein Gesichtsausdruck war pure Sorge. Als er sah, dass ich wieder bei mir war, schüttelte er langsam den Kopf.
„Was hast du dir nur dabei gedacht, Jules?"
Als ob ich das wüsste.
Ich richtete mich auf und als ich mich wieder sicher auf meinen Beinen fühlte, lächelte ich Felix an. „Danke. Ohne dich stände ich jetzt immer noch..." Ich drehte mich um, um zu der Menge an Fans hinüber zu zeigen und hielt inne. Fünf Security-Männer, die zuvor noch nicht hier gewesen waren, hatten eine Kette gebildet, um die Treppe, vor deren Aufgang Felix und ich standen, abzuschirmen. Ich hatte das Gefühl, dass es noch mehr Fans waren, als zuvor. Und zu meinem Namen war noch der von Felix gekommen.

Eine andere Welt ~ Eine Youtuberfanfiction (Taddl & co.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt