Kapitel 37

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Felix hatte sich entschieden, in seiner Wohnung eine Party zu schmeissen, die die Leute nicht so schnell vergessen würden. Das ganze Youtuberhaus hatte sich bereit erklärt, ihm ein bisschen unter die Arme zu greifen. Unsere kleine Gemeinschaft von Youtubern hatte unterdessen Zuwachs bekommen. Rewi und Paluten waren ebenfalls in das Haus gezogen, aber ich hatte ehrlich gesagt noch nie wirklich Kontakt mit den beiden gehabt. Damit meine ich, dass ich niemals alleine mit den beiden gesprochen hatte.
Wir hatten sehr vorausschauend alle Nachbarn gewarnt und einige auch gleich eingeladen. Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund schienen alle an Silvester nicht zu Hause zu sein. Im Gegensatz zu mir schienen sie schon zu wissen, wie eine typische Party im Youtuberhaus ablief. Aus Erzählungen hatte ich zwar gehört, dass es normal war, wenn sich die Party auf Simon und Taddl und Ardy's Wohnungen ausbreitete, aber selbst miterlebt hatte ich es noch nicht. Ich glaube, wenn ich in dem Haus gewohnt hätte, wäre ich auch auswärts feiern gegangen, denn als Taddl und ich an jenem Abend zu Felix hoch gingen, erfüllte die ohrenbetäubende Musik schon das ganze Treppenhaus. Und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, ob Felix ganz Köln eingeladen hatte.

Geplapper und Gegröle schallte durch die Wohnung und es war ziemlich einfach zu erkennen, wer Youtuber war und wer nicht. Die Youtuber hatten eine Vloggingkamera, die munter durch den Raum geschwenkt wurde und standen beinahe etwas vorsichtig in ihren altbekannten Grüppchen zusammen. Erst mit der Zeit (und ein wenig Alkohol) lockerte sich alles auf und die Kameras verschwanden in den Taschen.
Ich gebe das jetzt wirklich ungern zu, aber an diesem Abend habe ich getrunken. Viel. Und ich war nicht die Einzige. Alle, die sonst nicht tranken, plünderten den Getränketisch und als ich ging, hatte es tatsächlich nichts mehr übrig. Und wir hatten sehr, sehr, sehr viel Alkohol gekauft.
Simon war so ziemlich der Einzige, der nichts trank. Was wahrscheinlich daran lag, dass er sich verantwortlich fühlte. Sonst war er immer der Erste, der zum Alkohol griff. Aber jetzt, wo sogar Taddl trank, dachte er wohl, dass ihm jetzt Taddl's Amt als Babysitter zufiel.
Was mich aber am meisten überraschte, war, dass Caty bei jedem Shot, den wir nahmen, dabei war. Sie war sonst echt keine grosse Trinkerin und schon nach mehr als zwei Bier, ging es bei ihr bergab.
Und ja, spätestens um ein Uhr waren alle betrunken. Ich glaube, ihr wisst alle noch, warum ich seit etwas mehr als einem Jahr einen riesigen Bogen, um allen Alkohol gemacht hatte. Das letzte Mal, dass ich also so viel getrunken hatte, hatte das ein halbes Jahr Krankenhaus zur Folge.
Ich weiss nicht mehr, was mich dazu bewogen hatte, aber ich genoss es, mich wieder einmal gehen zu lassen. Und wisst ihr was? Ich liebte es betrunken zu sein. Ich war diese Art von Betrunken, die mir alles erlaubte. Mir war völlig klar, dass ich betrunken war und dass war das Beste daran. Ich fand es witzig, wenn ich es nicht schaffte, völlig gerade zu laufen und alles wirkte so schummrig. Ich war gut drauf und meine Freunde waren alle genauso betrunken. Aber es gab auch einige, die das betrunken sein, völlig anders erlebten. Taddl versank in eine nachdenkliche Stimmung und um zwei schlief Ardy mit dem Kopf auf Taddls Schoss ein. Taddl bemerkte es wahrscheinlich nicht einmal, so weggetreten starrte er in die Gegend. Viele der Besucher waren schon auf dem Weg nach Hause, andere wankten irgendwie durch die Gegend und wieder andere lagen wie Ardy irgendwo eingeschlafen herum. Und ich meine das so. Ich glaube, Dima hatte ich in Felix Bett das letzte Mal gesehen, wo einge versucht hatten ihn aufzuwecken. War ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.

Aber wo Felix war, wusste ich nicht. Auch Caty und Simon hatte ich seit gut zwei Stunden nicht mehr gesehen. Ich selbst lief völlig orientierungslos durch die Gegend, nach Leuten suchend, die genau wie ich, noch betrunken und wach waren. Nicht betrunkene waren langweilig und schlafende noch langweiliger. Gerade, als ich mir überlegte, noch einmal mit mir selbst einen Shot zu trinken, entdeckte ich Felix. Er war in seiner Küche und damit beschäftigt irgendeine blonde Bimbo abzuschütteln. Und die war echt nicht sein Typ. Er mochte natürliche Frauen, nicht so was wie das hier. Ausserdem sah sie so aus, als würde sie sich jeden Augenblick übergeben. Fast Hilfe suchend liess er seinen Blick in der Umgebung schweifen und dann blieb er an mir hängen. „Jules!", er klang erleichtert und dass entlockte mir ein Kichern. „Ja, Felix? Hast du ein kleines Problem?" Ich kicherte wieder. Den Blick, den er mir zu warf, hätte töten können. „Du bist betrunken.", stellte er zu mir gewandt fest, nachdem er sich aus dem klammernden Griff der jungen Frau befreit hatte und sie sanft auf einen Stuhl bugsiert hatte. Wow. Gut kombiniert, Sherlock, dachte ich bei mir und hängte mich, glücklich eine Stütze gefunden zu haben, an ihn.
„Du etwa nicht?" Ich musterte ihn von oben bis unten. Für dass, das er bei jedem Shot dabei gewesen war, sah er tatsächlich überraschend nüchtern aus. Felix zuckte mit den Schultern. „Simon zwingt mich seit einer Stunde nur noch Kaffee und Wasser zu trinken. Er kann sich nun einmal nicht um alle gleichzeitig kümmern." Es dauerte eine Weile bis seine Worte zu mir durchdrangen. War es tatsächlich schon eine Stunde her, seit Felix mit uns geshotet hatte? Und dann verstand ich, warum Felix so breit grinste. „Caty?", fragte ich und kicherte schon wieder. Felix nickte, aber lachen musste er nicht. Fand er die Vorstellung einer wirklich betrunkenen Caty nicht witzig?
Taddl würde es witzig finden. Also machte ich mich wankend auf den Weg zum Sofa, wo ich Taddl noch immer vermutete. Schliesslich konnte er sich mit Ardys Kopf auf dem Schoss schlecht bewegen. Da ich mich immer noch bei Felix eingehackt hatte, musste der wohl oder übel mitkommen.
Nachdem Felix und ich im Wohnzimmer ankamen, begann ich nach Taddl zu rufen. Leicht irritiert sah dieser von Ardys Brust hoch. Er hatte einen Edding in der Hand, also nahm ich an, dass er gerade Ardys Haut sehr künstlerisch verschönerte. Und seit wann hatte Ardy kein Shirt mehr an?
Ich kicherte. „Caty kotzt." Ich konnte beinahe zusehen, wie es in ihm ratterte. Dann begann er schallend zu lachen und ich warf Felix einen triumphierenden Blick zu. Es war also wirklich witzig. Ardy bewegte sich leicht im Schlaf, aber er wachte nicht auf. Er schlief echt wie sein guter alter Stein. Ich grinste über meinen selbstgedachten Witz und wollte ihn schon Taddl erzählen, als Felix sich einmischte. „Okay. Leute, dass reicht." Er klang genervt. „Ihr seid betrunken sogar noch ätzender als nüchtern. Und ich schwöre euch, dass ist eine echte Leistung." Jep. Felix war angepisst. Ich sah ihn mit grossen Augen an und nach einem Blick zu Taddl, brachen wir wieder in Gelächter aus.
Felix verdrehte bloss die Augen und packte uns beide am Arm. Mit einem plötzlichen Ruck zog er Taddl auf die Füsse. Das Ardy dabei auf den Boden fiel, schien ihn nicht zu kümmern. „Frische Luft. Für euch beide. Jetzt.", kommentierte Felix und zog uns in Richtung Treppenhaus. Ich kicherte wieder leicht. Schien eine Angewohnheit von mir zu sein, wenn ich betrunken war.
„Achtung!", warnte ich, riss mich von Felix los und sprang dann Taddl auf den Rücken. Derr lachte nur, während Felix uns entgeistert anstarrte. „Sagt mal, seid ihr völlig verrückt geworden?"
„Klar." Taddl drehte sich kurz zu Felix um und dann rannte er los. Kurz bevor wir aus der Wohnungstür hinaus waren, hielt er an und ich sprang von seinem Rücken. „Ich hole kurz unsere Jacken."

Eine andere Welt ~ Eine Youtuberfanfiction (Taddl & co.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt