Kapitel 9

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Als um Punkt fünf Barbie 1 und 2 eintraten, hätte ich Kristen beinahe vergessen. Wir waren in der letzten Stunde wirklich gut besucht gewesen, so dass ich keine Zeit hatte, darüber nach zu denken. Was auch gut war. Ich hatte noch nie gut mit Gefühlen umgehen können. Ich musste mich immer ablenken.

Barbie 1 und 2 verschwanden im Hinterzimmer, um sich umzuziehen und Sean kam zu mir rüber. Es war gerade keine neue Kundschaft in Sicht. „Sollen wir es ihnen sagen?“, fragte er mich unsicher. Ich musste nicht lange darüber nachdenken. „Nein. Ich glaube nicht. Oder noch nicht.“

Er nickte bestätigend. „Du kannst es ihnen ja nach Ladenschluss sagen.“

„Ich…?“, begann ich, doch er unterbrach mich schon. „Es ist Dienstag, vergessen?“

„Stimmt.“, antwortete ich und verdrehte meine Augen, meiner eigenen Vergesslichkeit wegen. Am Dienstag hatte Sean immer früher Schluss. Weshalb hatte ich ihn eigentlich noch nie gefragt, wieso?

Wahrscheinlich hatten wir alle Geheimnisse voreinander. Er ging ins Hinterzimmer und als er wieder zu mir kam, verstrubbelte er meine Haare und küsste mich kurz auf die Wange „Falls du was Neues weisst, gib mir Bescheid, ja?“, meinte er zum Abschied und schon war er weg.

Barbie 1 und 2 kamen in diesem Moment aus dem Hinterzimmer. Sean hatte nicht einmal halb so lange gebraucht, um sich umzuziehen, wie sie beide. Ich musste es mir verkneifen, die Augen zu verdrehen. Ich mochte die beiden echt nicht.

„Ich mach mal fünf Minuten Pause.“, wandte ich mich an die beiden, „Schafft ihr das, ohne den ganzen Laden in ein pinkes, blühendes Mariposa-Land zu verwandeln?“

Die beiden sahen mich nur perplex an. Verstanden wohl die Anspielung auf den Barbiefilm nicht. Auch egal. Ich zwinkerte ihnen zu und liess sie leicht verwirrt zurück. Ich setzte mich auf die Bank vor dem Starbucks, auf der selben wie schon am Morgen. War das wirklich erst heute Morgen gewesen? Es kam mir wie ein Leben entfernt vor. Wie aus einem anderen Film. Einem Film, in dem ich noch nicht völlig zerstreut und verwirrt gewesen war. Lag Kristen echt im Spital? Ich konnte es einfach nicht fassen. Mit einer Hand kramte ich mein Handy hervor, mit der anderen rieb ich mir die müden Augen. Ich sollte es mir echt abgewöhnen, bis spät in die Nacht hinein zu lesen.

Als ich auf das Display meines Handys sah, war es voller Nachrichten. Ich hatte völlig vergessen, dass es die ganze Zeit über immer wieder vibriert hatte. Alle Nachrichten waren von der selben Nummer, die mein Handy jedoch nicht kannte. Mein Herz begann automatisch schneller zu klopfen. Vielleicht von Taddl?

Dabei hatte ich ihm meine Nummer nicht einmal gegeben. Wie idiotisch von mir. Ich entsperrte es und begann zu lesen.

Die erste Nachricht war ziemlich kurz.

Hey Jules. J Hier, damit du meine Nummer auch noch hast. Hoffentlich sieht man sich bald, Dner.

Beim Lesen der zweiten Nachricht musste ich schmunzeln.

Sorry. Ich meinte Felix. Wir haben gerade aufgenommen. Das ist so verwirrend. :O :D

Und bei der dritten Nachricht war mein Herzklopfen wieder da.

Ach ja, wie war es noch mit Taaaadddl?? Ardy hat sich ganz schön schwierig angestellt, was? Bis der verstanden hat, dass wir euch zwei ein wenig Zeit zu zweit geben wollen. Naja, vielleicht ist er auch einfach nicht bereit, Taddl mit jemanden zu teilen. Als drittes Rad am Wagen ist das echt ätzend.

Ich nickte vor mich hin. Er hatte schon Recht. Ich weiss noch, wie es war, als Leo ihren ersten Freund hatte. Sie war die ganze Zeit nur mit ihm unterwegs gewesen. Falls Ardy das fürchtete, konnte ich das schon verstehen. Aber war das nicht verfrüht so zu denken? Meine Gefühle waren offenbar für jeden offensichtlich, aber wie es um Taddl stand, konnte ich nicht einschätzen. Ich las weiter.

Eine andere Welt ~ Eine Youtuberfanfiction (Taddl & co.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt