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„Alles okay?" hörte ich Sarah mich nah an meinem Ohr Fragen, die wohl mitgekriegt hat, dass ich grade mehr als nur angepisst bin. „Ich erzähl es dir später" antwortete ich ihr, zündete mir eine Zigarette an und ging mit den Worten „Bin gleich wieder da" ein paar Meter von der Bühne weg. Ich merkte wie mir die erste Träne die Wange runter lief. Doch nicht, weil ich so traurig bin, dass es schon wieder was mit ihr hat. Sondern weil ich einfach wütend bin. Wütend, weil ich Ihm noch eine Chance gegeben habe, wütend, weil ich so dumm war und dachte, dass das wirklich ein Ausrutscher war und wütend, weil ich so viel Zeit für Ihn geopfert habe, die ich anders eindeutig besser hätte nutzen können. Ich stellte mich links neben die Bühne, wo nicht so viel los war, da man von dort aus nicht die beste Sicht hat, aber immerhin sieht man was und das reichte mir in diesem Moment voll und ganz aus. „So liebe RockHarz Gemeinde. Es ist schön zu sehen, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid und hier bei diesem wunderschönen Wetter mit uns zu unserer Musik zu feiern. Jetzt allerdings kommt kein Lied, wozu man richtig ausrasten kann, so wie es bei vielen unserer anderen Liedern ist. Hört einfach zu und genießt es." Hörte ich Philipps dunkle, rauchige Stimme von der Bühne aus durch die Lautsprecher sagen. Leise fing der Text meines absoluten Lieblingslied an... Weil kein Krieg für ewig ist. Leise summte ich vor mich hin und genoss einfach Philipps ruhige Stimme, die mich immer mehr beruhigte. Am Ende des Liedes kam ein riesen Applaus. Ich hatte ja die Hoffnung, die ja angeblich zuletzt stirbt, dass als nächstes ein Lied kommt, welches nicht so ruhig ist, aber die Hoffnung starb, als ich die ersten Töne von „ Wie ein schützender Engel hörte". Immer mehr und mehr brach der Damm, den ich versuchte aufrecht zu halten. Immer mehr und mehr Tränen liefen meine Wangen hinunter und kamen mir so unendlich schwer vor, dass ich das Gefühl hatte, als würde ich hören, wie die auf dem Boden aufkamen. Ich sah kurz auf mein Handy um zu gucken, ob es irgendwas neues gibt und das keiner um mich herum meine Tränen bemerkt. Doch als ich eine Nachricht von Kevin sah, in der drin stand „Schatz was ist denn los? Mogli hat Steffi angeschleppt, dafür kann ich nichts" und dahinter noch ein ich liebe dich, liefen die Tränen noch mehr als vorher, ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und versuchte nicht allzu sehr aufzuschluchzen. Doch als ob es so laut war, dass es selbst die Musik übertönte, sah ich nach oben zur Bühne und direkt einem Philipp in die Augen, der mich erschrocken ansah, als hätte er es gehört.


Diese Nacht will nicht meine Nacht sein.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt