Yamila
Schöner hätte ich mir meinen ersten Abend hier nicht vorstellen können. Ramiro hat ihn perfekt gemacht. Ich bin ihm so dankbar.
Hier zu sein ist die perfekte Ablenkung von dem ganzen Mist in Buenos Aires. Hier gibt es nur meinen Freund, der jetzt tief und fest schläft. Ich hingegen bin noch hellwach. Deswegen nehme ich meinen provisorischen Aschenbecher, eine Zigarette und mein Feuerzeug mit runter in den Garten.
Dort setze ich mich in einen der Gartenstühle und zünde mir die Zigarette an. Es entspannt mich und diese paar Minuten für mich sind etwas tolles. Allerdings werde ich beim rauchen gestört, denn plötzlich geht die Tür auf und Ramiros Mutter steht neben mir.
"Verdammt!" zische ich und versuche die Zigarette zu verstecken, obwohl sie diese längst gesehen hat.
"Entschuldigung, Ramiro hat mir schon gesagt, das du es nicht magst, wenn man raucht." bitte ich sie sofort um Verzeihung. Ich will das wirklich nicht vermasseln.
"Ich wusste das auch du ein Laster hast." grinst Isabella. Sie scheint nicht sauer zu sein, weswegen mir wirklich ein Stein vom Herzen fällt.
"Darf ich?" fragt sie und zeigt auf den Gartenstuhl neben mir.
"Aber natürlich." antworte ich perplex. Mein Mund steht allerdings erst offen, als auch sie sich eine Zigarette anzündet. Ich fasse es nicht.
"Wir haben dann wohl das gleiche Laster." lacht sie und zieht an ihrer Zigarette, während ich noch immer nicht weiß, wie ich reagieren soll.
"Ich hoffe natürlich das bleibt unter uns." fährt sie fort und ich nicke stumm. Am liebsten würde ich Ramiro erzählen, das ich mitten in der Nacht, rauchend, mit seiner Mutter im Garten sitze.
"Jede Mutter darf ein Geheimnis vor ihren Kindern haben."
"Natürlich, ich bin nur überrascht. Ich hab damit nicht gerechnet." gebe ich mein Erstaunen zu.
"Dann kann ich sowas ja super verstecken." scherzt sie und ich grinse mit.
Ramiros Mutter beginnt sofort mit Smalltalk und fragt mich ein wenig aus, da wir uns ja noch nicht so wirklich unterhalten konnten.
Als ich dann von meiner Stiefmutter erzähle, wirft Isabella ein, das Ramiro sich noch nicht so wirklich mit seinem neuen Stiefvater versteht. Außerdem fragt sie, ob ich ein paar Tipps habe, wie sich das Verhältnis bessern könnte.
"Ich glaube man muss da doch sehr differenzieren zwischen der Beziehung von Mutter und Tochter und Vater und Sohn. Also mich hat meine Stiefmutter unterstützt, was meine Zukunft angeht. Anfänglich war mein Papá sehr dagegen was ich machen möchte, hat mir immer irgendwelche Broschüren und sowas gegeben, für 'ordentliche' Arbeit. Sie war immer auf meiner Seite und hat ihn dazu gebracht, damit aufzuhören. Seitdem darf ich mir meine Zukunft so gestalten wie ich möchte. Ich hätte mich zwar sowieso nicht aufhalten lassen, aber wenn man streitet, dann ist das echt scheiße. Ich bin froh das er hinter meinen Entscheidungen steht und das rechne ich meiner Stiefmutter hoch an."
"Was genau ist denn deine Vorstellung von der Zukunft, wenn ich fragen darf?"
"Ich möchte ins Modebusiness. Ich liebe es zu nähen und zu zeichnen, mich mit Kleidung zu beschäftigen. Es ist kein sicherer Job, aber das ist heutzutage eigentlich keiner mehr."
Wer weiß ob ich sie damit umstimmen kann, was Ramiro betrifft. Wir reden des öfteren darüber, immerhin sind wir nur noch wenige Monate in der Schule.
"Was nähst du denn hauptsächlich?"
"Am liebsten nähe ich Kleider. Meistens für Freundinnen oder meine Schwester."
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Last Night
FanfictionRamiro will nur ein unbeschwertes Wochenende mit seinem großen Bruder Simón verbringen, der weit weg von Zuhause studiert. Doch dieser denkt gar nicht daran die Tage daheim zu bleiben. Stattdessen schleppt er seinen kleinen Bruder auf eine Party. Ei...