ACHTUNDDREIẞIG

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Seit zwei Tagen bin ich wieder Zuhause. Silvester durfte ich noch im Krankenhaus verschimmeln, aber jetzt kann ich endlich wieder in meinem Bett liegen. 

Ich soll mich auskurieren. Dreimal in der Woche rede ich mit der Psychologin über die Geschehnisse, damit ich sie besser verarbeite. Es war ein richtiger Kampf, den Ärzten und der Psychologin klarzumachen, dass das kein Suizidversuch war. Die Drogen und der Alkohol haben mich auf dumme Ideen gebracht, an die ich mich aber nicht mehr erinnere. 

Jetzt bin ich bei klarem Verstand und ich will ganz sicher leben, das steht fest.

"Du hast Besuch!" sind die Worte meiner Schwester, die mich hellhörig werden lassen.

Kann das Ramiro sein? Nachdem was passiert war, hat Ámbar ihm gesagt, dass es mir gut geht und ich mich jetzt auskuriere. Wir selbst hatten keinen Kontakt mehr miteinander. Ich hab mich nicht getraut irgendwas zu schreiben.

Wenn ich mich bei ihm bedanke, dann persönlich. Irgendwann sehen wir uns wieder und dann werde ich ihm persönlich danken.

Meine Zimmertür öffnet sich und Jim streckt ihren Kopf ins Zimmer.

"Darf ich rein?" fragt sie mit einem Schmollmund.

"Immer." antworte ich und dann rennt sie auch schon zu mir. Ich setze mich auf und wir umarmen uns.

Ich hab sie vermisst. Jim ist meine bessere Hälfte. Das war schon immer so, ist auch jetzt noch so und wird immer so bleiben.

"Es tut mir leid. Ich hätte für dich da sein müssen. Stattdessen lass' ich dich allein. Ich schwöre das kommt nicht mehr vor."

Wir beide heulen schon fast, da wir so glücklich sind einander zu sehen.

"Du musst dich nicht entschuldigen. Ich würde auch nichts mit mir zutun haben wollen." erwidere ich ehrlich und sie grinst, ehe wir uns erneut in die Arme fallen. 

"Ab jetzt bin ich immer da, damit sowas nicht nochmal passiert."

"Keine Sorge, ich geh jetzt sogar zur Therapie. Kein Alkohol und erst recht keine Drogen mehr für mich. Ich muss mein Leben endlich in den Griff bekommen."

Ich bin volljährig, da werde ich wohl in der Lage sein, mich und mein Leben zu kontrollieren.

"Auf meine Unterstützung kannst du zählen, Yam. Ich lass dich nie wieder allein." verspricht sie mir, weswegen mein Grinsen nur noch breiter wird. 

Das heißt für sie war die Funkstille auch unerträglich. Wir haben uns nie oft gestritten, aber wenn, dann hat es richtig gekracht. Die letzten drei Wochen waren besonders schlimm, aber jetzt geht es wieder bergauf, das spüre ich.

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"Wollt ihr was essen? Wir haben Pizza bestellt."

Den ganzen Tag lang ist Jim nicht von meiner Seite gewichen. Wir haben geredet und gelacht und auch geweint. Es war einfach viel passiert. So konnten wir uns aussprechen und ich konnte ihr endlich auch mal meine Sicht der Dinge schildern.

Jim und ich gehen nach unten in die Küche und essen mit meiner Familie. Normalerweise hasse ich sowas. Immer ein auf tolle Familie machen. Doch jetzt genieße ich das jedes mal. Nachdem was passiert ist, schätze ich sie einfach alle so sehr. Ich bin froh sie in meinem Leben zu haben.

"Sofia und ich gehen später noch ins Kino, wollt ihr vielleicht mit?" fragt Papa in die Runde. Am liebsten würde er mich direkt ansprechen. Seit dem Vorfall, fällt es ihm schwer, mich alleine zu lassen. Ich kann seine Sorge verstehen, aber sie ist absolut unnötig.

"Nein, danke. Geht ihr ruhig, ich habe Ámbar und Jim hier." antworte ich deswegen direkt. 

"Bist du dir sicher?"

Last NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt