SIEBENUNDDREIẞIG

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Yamila

Hoffnung keimt in mir auf. Vielleicht lässt er es mich erklären. Ich kann versuchen ihn mit meinen Worten zu erreichen.

Er hat den ersten Schritt gemacht und mich angeschrieben. Jetzt bin ich dran. Ich werde ihm deutlich machen, das wir zusammengehören und das es nur ihn für mich gibt.

Ich rufe ihn einige Male an, bis ich ihm auf Whatsapp schreibe, warum er nicht rangeht. 

Allerdings kommt diese Nachricht niemals bei ihm an, denn er hat mich wieder blockiert. Trotzdem bombardiere ich ihn mit anrufen. Er muss mir zuhören. Nur eine Minute. 

Ich hab keinen Erfolg, weswegen ich genau weiß, dass eine weitere schlaflose Nacht folgen wird. Das steh ich nicht mehr so durch. Nicht heute.

Kurzerhand schaue ich, was ich an Alkohol noch bei mir habe, nehme meine Zigaretten und gehe auf die Terrasse. Der Schmerz ist noch da, also werde ich ihn betäuben müssen.

Bei jedem Schluck Alkohol, bei jedem Zug der Zigaretten, denke ich an Ramiro. Seit Monaten denke ich immer nur an Ramiro. 

Dieser Mensch kontrolliert mein ganzes Leben. Selbst jetzt noch, wo wir so weit voneinander entfernt sind, er mich hasst und wir nicht mehr miteinander reden. Ich wette er lebt sein Leben einfach normal weiter, während mich die Tatsache umbringt, das wir nicht mehr zusammen sind. 

Ich muss ihn vergessen. Wie damals. Einfach an was anderes denken. 

Kurz überlege ich, ob ich Matteo schreiben sollte, doch dann fällt mir ein, dass er vor Ewigkeiten mal einige Pillen bei mir gelagert hat, damit Luna sie nicht findet.

Schnell springe ich auf und gehe an meinen Kleiderschrank. Hinter all meiner Unterwäsche habe ich das Tütchen gelagert, in dem sich die kleinen 'Gute Laune'- Pillen befinden. Ich nehme sie mit nach draußen auf die Terrasse und schmeiße ein paar ein. Die Mischung mit dem Alkohol bringt mich dazu, an die Nacht zu denken, an der ich mein ganzes Leben ruiniert habe.

Ich wechsle kein Wort mehr mit Matteo oder Gastón. Ramiro hab ich das Herz gebrochen. Jim ist ebenfalls weg. Wen hab ich sonst noch? Ámbar ist auch nur da, weil sie meine Schwester ist.

Ich habe niemanden auf dieser beschissenen Welt. 

Vielleicht wäre es das beste einfach einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Es interessiert doch sowieso niemanden, ob ich da bin oder nicht. 

Besser gesagt Ramiro interessiert das nicht. Ich schaue immer wieder auf mein Handy, doch mein Lockenkopf meldet sich nicht mehr. Ich probiere ihn wieder anzurufen. Als zum vierten mal nur die Mailbox rangeht, spreche ich drauf.

"Ich weiß du hasst mich...und verdammt ja, du hast jedes Recht drauf. Ich bin eine Schlampe und jede Beleidigung, die man mir an den Kopf geworfen hat ist gerechtfertigt...trotzdem liebe ich dich..."

Ich mache eine kurze Pause und trinke etwas.

"...du bist das einzige was mir in den letzten Monaten wichtig war. Du bist der Einzige, der mir wichtig ist. Ich habs verstanden, du willst nicht mehr mit mir reden...ich sehe es ein."

Erneut mache ich kurz Pause und setze die Flasche an. Diesmal jedoch gleitet sie mir aus der Hand und sie fällt auf den Boden. Sie zerspringt in mehrere Teile und vor mir liegen all die Glasscherben. 

"...genau wie die Flasche hier vor mir, sieht es in mir aus, nur damit du es weißt. Du wirst mir fehlen, aber so ist es viel besser...für mich, für dich und für alle Anderen."

Ich lege auf und nehme mir noch zwei Pillen. Ich muss aus dieser Trauerphase raus und zwar ganz schnell.

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Last NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt