Last Night

FÜNFZEHN

"Danke für diesen Tag, als Tourguide kannst du wirklich dienen." bedanke ich mich bei Yamila, die mir alle schönen und auch geheimen Ecken von Buenos Aires gezeigt hat. 

"Wo bleibt mein Geld?" fragt sie ernst und hält mir ihre Hand hin. 

"Manchmal vergesse ich wie gestört du bist."

"Ein gesundes Maß ist erlaubt."

"Passt zu dir auch perfekt."

"Na sieh mal einer an, unser Traumpaar lässt sich mal wieder blicken." höre ich Ámbar sagen. Mein Bruder wirft mir einen vielsagenden Blick zu, den ich aber gekonnt ignoriere. 

Wir hätten uns einfach schon an der Bushaltestelle verabschieden sollen, dann hätten die beiden uns gar nicht zusammen gesehen. 

"Du hast eine blühende Fantasie." erwidert Yam auf die Worte ihrer Schwester. 

"Ramiro, hast du jetzt noch Lust ein wenig Auto zu fahren? Ich hab jetzt Zeit, also wenn du willst können wir das machen." bietet mir Ámbar dann an.

"Ja. Klar, ich bin dabei." sage ich begeistert zu. 

"Sehr gut, dann geh ich nur schnell hoch, duschen und mich umziehen und dann können wir los." 

"Ok, ich warte hier."

Mein Bruder begleitet seine Freundin mit in die Wohnung, während wir draußen stehen bleiben.

"Ich wusste gar nicht das du dich mit Ámbar so gut verstehst."

"Sie ist anders als die Exfreundinnen von meinem Bruder, deswegen komme ich auch wirklich sehr gut mit ihr klar."

"Ámbar hatte auch bisher nur komische Exfreunde, dein Bruder ist mir bisher auch der liebste."

"Und du? Hattest du auch nur komische Typen bisher?"

"Wie schätzt du mich denn ein?"

"Du bist schwer zu lesen. Mal so und mal so. Also?"

"Ich hatte bisher nur einen Freund und der war ein Arschloch. Er hat mich betrogen und verarscht...und wie schaut es mit dir aus?"

"Ach deshalb bist du so Anti- Beziehung."

"Ich bin nicht Anti- Beziehung, ich sehe nur keine Zukunft, wenn ich nächstes Jahr sowieso gehe. Ich schnappe mir einen reichen Geschäftsmann aus L.A oder New York und werde mir meinen Traum erfüllen." 

"Du planst das alles ziemlich optimistisch." schmunzle ich, woraufhin ich einen bösen Blick zugeworfen bekomme.

"Ich seh gut aus, ich bin intelligent, ich wickel sie Reihenweise um die Finger." sagt Yamila dann selbstbewusst.

Das kann ich mir verdammt gut vorstellen. Mich hatte sie auch nach zwei Sekunden um den Finger gewickelt. 

"Aber mal zurück zu dir. Wie waren deine Exfreundinnen?"

Ich hab bewusst das Thema gewechselt. Ich will eigentlich nicht darüber reden. 

"Über sie rede ich nicht gern." lüge ich deswegen. 

"Schlimme Enden gehabt?"

"Wie gesagt, ich will nicht darüber reden."

"Na schön, vielleicht überlegst du es dir wann anders und wir tauschen uns dann aus." grinst sie, während ich mich an die Hausfassade lehne.

"Willst du dann noch mitkommen und sehen was für ein klasse Autofahrer ich bin?" wechsle ich diesmal erfolgreich das Thema.

"Die Fahrt werde ich bestimmt nicht überleben." macht sie sich lustig.