(Zusatz)Kapitel 62

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[Rachel und Ryan nachdem sie den Palast verlassen haben]

Es war wie ein Traum. Und es war mein Traum. Wir befanden uns im Baumhaus, ein Ort mit dem wir eindeutig genug Erinnerungen verbanden. Nichts hätte ich lieber getan als diesen Moment mit Ryan auf dem Sofa zu genießen doch da war immer noch etwas, das erledigt werden musste. Es war bald 12 und um 15 Uhr würden die Kirchenglocken zu unserer Hochzeit läuten, nur dass wir beide einen anderen Partner vor dem Altar warten hatten. "Wir müssen es ihnen sagen. Jetzt Ryan.", flüsterte ich. Eigentlich wollte ich sofort zu Alex, ich mochte ich wirklich, er war mir in den letzten Wochen wichtig geworden und auch wenn ich wusste dass ich ihn zutiefst verletzten würde so sollte es doch wenigstens so bald wie möglich passieren. Ryan aber bestand darauf zuerst weiter zu planen, denn im Schloss konnten wir nicht bleiben, so viel war sicher. Also hatten wir uns im Baumhaus einen Plan überlegt was wir nachdem wir die Bombe platzten gelassen haben machen wollten. Zusammen. Wir planten unsere Zukunft. Ein Gedanke der mich zum Grinsen brauchte.

"Ich weiß.", flüstere der Prinz und holte mich zurück in die Gegenwart. Sofort spürte ich wieder einen Stich in der Magengegend und in mir zog sich alles zusammen. Mir war schlecht. Dies war womöglich der schlimmste Moment in meinem Leben, abgesehen von Hope's Tod. "Also dann in einer Stunde spätestens wieder hier." Bevor ich eine Antwort geben könnte lagen Ryan's Lippen schon wieder auf den meinen, seit wir uns beide eingestanden hatten wie wir fühlten ließ er kaum noch die Finger von mir, wogegen ich nicht wirklich viel einzuwenden hatte. Ganz im Gegenteil. "Bis dann.", flüsterte ich bevor ich schweren Herzens aufstand und die Leiter des Baumhauses hinunter kletterte. Den ganzen Weg über spürte ich Ryan's Blick auf mir, da dieser erst eine viertel Stunde nach mir das Schloss wieder betreten sollte, um alles ein wenig subtiler zu gestalten. Zudem war Ryan sich sicher, dass es Alex weit aus mehr treffen würde als Abigail, was mein schlechtes Gewissen nur noch vergrößerte. Doch es gab kein zurück mehr. Besser eine schwere Entscheidung als mein ganzes Leben eine Lüge leben.

Auch wenn ich wusste, dass was ich hier tat das einzig Richtige war fiel es mir unglaublich schwer an Alex Tür zu klopfen. Mehrere Minuten stand ich einfach nur davor und starrte auf das dunkle Holz, erinnerte mich an das erste Mal als ich diesen Raum betreten hatte und Alex mich dreist küsste. Wie er sich doch verändert hatte über die Wochen. Wir hatten uns alle verändert.

"Rachel? Was machst du den hier?", Alex schien mehr als verblüfft und auf seine Lippen legte sich auf der Stelle ein liebevolles Lächeln, das mir das Herz zerriss. Er trug bereits seine Anzugshose und das weiße Hemd, während ich hier in Jeans und Ryan's zu großem schwarzen Shirt vor ihm stand. Aber das schlimmste war, er freute sich wirklich mich zu sehen, das spürte ich, und nun war es an mir ihm diese Freude ein für alle Mal zu nehmen.

"Darf ich hineinkommen?", flüstere ich leise, dabei konnte und ohnehin niemand hören. Meine Stimme zitterte, es fehlte nicht mehr viel und die Tränen würden kommen, doch ich zwang mich sie zurück zu halten, immerhin war das hier meine Entscheidung, ich hatte kein Recht dazu zu weinen, dies war Alex vorbehalten.

Sichtlich verwirrt ließ der Prinz mich eintreten und nachdem er die Türe geschlossen hatte fiel ich ihm in die Arme. Ich presste mich fest an ihn, schlang die Arme um seinen Hals und vergrub die Hände in seinen Haaren. Ein letztes Mal seine Nähe spüren, ein letztes Mal seinen Geruch aufnehmen bevor sich unsere Wege trennten. Ich hatte es wirklich geschafft zu lieben, Ryan war der Beweis dafür, doch was mich noch mehr überrascht war, dass ich nicht nur leidenschaftliche Liebe empfand sondern auch eine freundschaftliche, brüderliche Liebe die Alex galt, und von der ich mir erwartet und erhofft hatte sie würde sich in die Liebe verwandeln nach der ich mich gesehnt hatte. Doch diese Zuneigung konnte ich einfach nicht verspüren, das war mir schmerzlich bewusst geworden und nun musste ich dies auch Alex erklären. 

"Rachel? Rachel was ist los?", Alex Stimme klang nun nicht mehr erfreut, eher besorgt und verwirrt, immer hin würden wir in ein paar Stunden heiraten. "Es tut mir so leid." Diese Worte kamen mir über die Lippen bevor die erste Träne sich den Weg über meine Wange suchte. Ich zwang mich Alex in die Augen zu sehen und nicht wie ein Feigling den Blick abzuwenden. Das war ich ihm schuldig. Ganz vorsichtig löste ich eine Hand aus seinem so dichten, dunkelblondem Haar und legte diese an seine Wange. Und plötzlich schien Alex zu verstehen. Sein Blick verhärtete sich, sein Körper spannte sich an und in seinen Augen stand einen Augenblick nichts als Schmerz und Zurückweisung, dann wurden auch diese hart und undurchschaubar. Mir entfuhr ein leises Schluchtzen, denn auch wenn mir bewusst war, dass Alex wohl kaum mit mir befreundet bleiben würde, so wurde mir erst jetzt wirklich bewusst, dass ich einen Menschen verlieren würde, der mir sehr viel bedeutete.

"Es ist wegen ihm oder?", Alex Stimme klang gepresst und er starrte mich einfach nur an. "Du liebst ihn." Es war keine Frage, eher eine Aussage, als würde der Prinzen den letzten Puzzleteil, der das Bild endlich vollständig machte, gerade bekommen haben. Ungläubig wich Alex einen Schritt zurück, den Blick immer noch auf mir, die ich nun unkontrolliert weinte. Niemals hatte ich ihn so verletzten wollen. "Alex bitte...", setzte ich an, mir selbst nicht ganz bewusst was ich zu sagen hatte, doch der Prinz unterbrach mich ohnedies. "Du hast ihn immer geliebt. Die ganze Zeit über." Als ich nicht antwortete wurde Alex Ton schroff. "Ist es nicht so!?", knurrte er. "Gib es wenigstens zu Rachel!" Seine Stimme wurde lauter, sodass ich zusammenzuckte, doch er hatte recht. Es war Zeit ehrlich zu sein. "J-Ja. Ich liebe ihn.", hauchte ich und auch wenn Alex es gerade noch selbst gesagt hatte, meine Worte verletzten ihn sichtlich. "Es tut mir so leid Alex." Auch wenn es wohl kaum etwas nütze so fühlte ich mich dazu verantwortet mich zu entschuldigen. Langsam zog ich den wunderschönen Verlobungsring von meinem Finger und drückte ihn noch ein einziges Mal ganz fest, dann Strecke ich ihn Alex entgegen. "Du wirst jemanden finden der ihn verdient." Ein paar Augenblicke verstrichen da griff Alex nach dem Ring, betrachtete ihn ein paar Sekunden und ließ ihn dann in seiner Anzugsasche verschwinden. 

Ungewiss was ich nun tun sollte wandte mein Blick sich der Tür zu. Alex schien mich nicht länger sehen zu wollen und wer konnte ihm das schon verübeln. Doch da stand er plötzlich wieder vor mir, seine Hände an meinem Wangen und auf einmal ich spürte seine warmen, weichen Lippen auf meinen. Meine erste Reaktion war den Kuss auf der Stelle zu lösen, doch dann wurde mir bewusst was das hier war. Es war ein Abschiedskuss, ein letzter Kuss und so schloss ich meine Augen und küsste Alex ebenso zärtlich zurück. Dieser eine Moment mit dem unserer verkorkste Beziehung auch begonnen hatte, dieser Augenblick in dem es zum letzten Mal nur uns beide gab, er dauerte ein paar Sekunden aber auch unendlich lange, denn ich würde ihn für immer in meinem Herzen aufbewahren. 

"Leb wohl Rachel.", hörte ich Alex leise flüstern nachdem ich meine Lippen den seinen langsam entzogen hatte. Ein winziges Lächeln lag auf seinen Lippen, es schien so unendlich traurig, dass es mir das Herz zerriss, doch er ließ mich gehen. "Leb wohl Alex.", hauchte ich zurück ehe ich zur Tür ging, seinen Blick im Nacken spürend, und mich nicht noch einmal umdrehte bis ich wieder vor dem Schloss stand. Noch niemals hatte ich ein Gefühl von solcher Erleichterung und Trauer zeitgleich gespürt und so schien es nur passend, dass mir auf dem Weg ins Baumhaus sowohl Tränen als auch Freudentränen über die Wangen liefen.

ACHTUNG ACHTUNG

Hier geblieben meine Lieben ;)

Ihr habt mich motiviert, deshalb ist dieses Buch noch nicht zu Ende, immer hin sind ein paar offene Fragen noch zu klären :)

Aus diesem Grund wird es morgen eine Lesenacht geben in der die Story weiter geht und man mehr über das Verbleiben der Anderen (Unter anderem Abigail, Zoe und Finn, Amy und Mel...) und natürlich Ryan und Rachel erfährt ;)

Als bleibt dran morgen 18:00 geht es los, bis 22:00 werden 4 Kapitel zu jeder vollen Stunde kommen :3

Selection ~ Die Rebellin ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt