- Amelies Sicht -
"Ich hab Hunger!", sagte Chris und stemmte sich hoch. Wir lagen auf meinem Bett schon seit mehreren Stunden, redeten, kuschelten und küssten uns. Ich war immer noch in meinem Nachthemd, da ich zu nichts anderem gekommen war. Chris bekam meine volle Aufmerksamkeit. Ich legte meine Hände auf seine Schultern und zog ihn wieder zurück zu mir. Jedenfalls versuchte ich es.
"Komm wieder zurück! Ich will nicht aus dem weichen Bett!", sagte ich, gab es auf ihn zu mir zu ziehen, denn er war einfach zu stark, und legte stattdessen meine arme um seine Taille und meinen Kopf an seinen Rücken.
"Weist du, du bleibst genau so liegen und ich koch uns schnell was Schönes!" Chris ließ mir nicht einmal mehr die Chance zu antworten und ging aus dem Zimmer. Ich lief ihm natürlich nach, denn wer weiß vielleicht fackelt er ja die Küche ab. Okay, ich geb es zu, ich wollte eigentlich nur bei ihm sein und ihn beobachten. Also lief ich schnell die Treppe runter und ging in die Küche. Chris stand schon mit dem Rücken zu mir und schob eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Ich schlich zu ihm, legte meine Hände auf seine Augen, dann verstellte ich meine Stimme und sprach ganz tief: "Wer bin ich?" Zwar war es ein bisschen albern, da außer mir niemand hier war, aber ich fand es einfach lustig. Er drehte sich lächelnd um und drückte seine Lippen auf meine.
"Wie kannst du nur?" Sofort löste ich mich von Chris und schaute in das entsetzte Gesicht von Ben, welcher plötzlich im Türrahmen stand. Was machte er hier? Wie konnte er noch hier sein. Ich hatte ihn doch fortgeschickt. Mein Mund öffnete sich, aber mein Gehirn war nicht so schnell einen Satz zu bilden, sodass ich nur ein "Oh" herausbekam, bevor der mir Gegenüber auf Chris losstürmte, ihn von mir entfernte und gegen die Küchenzeile drückte.
Ben schlug auf ihn ein, erst in den Bauch, dann höher zum Brustkorb und zu seinem Gesicht. Ich konnte es nicht fassen, wie brutal Ben seinen Bruder schlug und mein Gehirn setzte zu spät wieder ein, bevor ich auf die Beiden zuging und versuchte ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich schrie und schrie, sie sollten aufhören, aber sie bemerkten mich einfach nicht. Chris versuchte sich zu wehren, aber - auch wenn sie normalerweise gleichstark waren- war Ben durch seine Wut, die er verspürte überlegen.
"Was ist hier los?", fragte Emelie neben mir und ich zuckte vor Schreck zusammen. Seit wann war sie neben mir? "Sie müssen aufhören!", sagte ich und versuchte wieder Bens Arm zu packen um ihn davon abzuhalten weiter auf seinen Bruder einzuprügeln. "Hört auf!", schrie Emelie und die Lautstärke, die sie verwendete erschrak nicht nur mich, sondern auch die beiden Jungs, welche für einen kleinen Augenblick aufhörten.
Schnell drängte ich mich zwischen sie und schaute in Bens verfinstertes Gesicht. Mit meinem Körper schützte ich Chris, der sich immer noch die blutende Nase hielt, und konnte so Ben mit meiner Anwesenheit davon abhalten ihn weiter zu verprügeln. Er hatte und würde nie mich verletzen, aber ich hatte es gerade getan! Ich war Schuld, dass sie nun Beide verletzt waren, körperlich und seelisch. Und ich musste das wieder grade biegen. Wieso war ich auch so blöd gewesen um zu denken, Ben würde es nicht erfahren?
"Ich kann es dir erklären!", sagte ich leise und berührte mit meiner Hand seinen Arm. Er aber streifte mich ab und sagte wütend: "Kannst es dir sparen, hab genug gesehen!" Ben drehte sich um, würdigte uns keines Blickes mehr und marschiert aus dem Haus. Ich stand wie angewurzelt da, den Mund geöffnet und starrte auf den leeren Platz vor mir. Ich hatte alles kaputt gemacht! Alles was wir uns die letzten Jahre zusammen aufgebaut hatten war weg.
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Please stay with me
JugendliteraturAmelie ist ein sensibler Mensch, der keinem etwas zuleide tun will. Sie will allen es Recht machen und bemerkt dabei nicht, wie ihr Freund sie behandelt. Auch auf die Anmerkungen ihres besten Freundes will sie nicht hören, bis zu dem Tag, der ihr ga...