21. Kapitel

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- Chris Sicht -

 Ich hielt bei einem kleinen Café an. Ich war total außer Atem, da ich einfach durch die Fußgängerpassage gerannt war. Ich schaute in das Schaufenster und erblickte meine Lieblingstorte. Der Gedanke, ein kleines Stück in meinem Mund zu schmecken, machte mich glücklich und für einen Moment vergaß ich endlich das bedrückende Gefühl, welches Amelie in mir auslöste.

 Ich öffnete die Holztür und trat mit dem Klingeln einer Glocke in das Café ein. Ich ging zu der Theke, wo mich gleich eine ältere Dame begrüßte. "Was hätten sie denn gerne?", fragte sie mich. "Ich hätte gern ein Stück von der leckeren Schokoladentorte!", sagte ich. Die Dame gab mir meine Bestellung und ich setzte mich an einen kleinen Tisch auf eine Bank an der Fensterfront.

 Die Torte war fast so gut wie die von meiner Oma, aber ich hatte auch noch nie etwas gefunden, was so gut schmeckte wie bei meiner Großmutter. Ein Mädchen, welches ein helles Sommerkleid trug und ihre  Haare zu einem Dutt zusammengebunden hatte, trat in das Café ein. Sie bestellte sich auch eine Schokotorte und setzte sich an einen Tisch drei Meter von mir entfernt und mit dem Gesicht in meine Richtung. Irgendwoher kam sie mir bekannt vor, aber mir wollte einfach nicht einfallen woher.

Als ich genauer hinsah, verschluckte ich mich fast an dem Stück Torte, dass ich mir ebend noch in den Mund geschoben hatte. Es, nein sie war Amelie. Was machte sie denn hier? Ich meine was wollte sie hier so alleine und warum hatte sie mir nicht mal Hallo gesagt? Sie hat mich doch gesehen, oder nicht? Irgendwie kam mir das alles ein bisschen komisch vor? Warum ging sie alleine in ein Café? Okay, ich war auch alleine hier, aber ich hatte auch einen Grund.

Oh nein, wollte sie sich etwa mit Ben hier treffen? Vielleicht hatte sie mich deswegen ignoriert, aber wenn ich ganz ehrlich bin, machte das trotzdem keinen Sinn. Was wollte sie hier. Ich starb fast vor Neugier und obwohl sie gesagt hat, dass sie sich bei mir meldet ging ich zu ihr rüber und setzte mich auf den freien Platz ihr gegenüber.

Sie starrte mich komisch an, als ob sie nicht wusste wer ich bin, aber das war ausgeschlossen. Vielleicht hatte ich sie einfach zu sehr überrumpelt und sie hatte mich tatsächlich noch nicht hier im Café sitzen sehen.

"Also, ich wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid. Alles tut mir leid. Weißt du, ich will dir ja auch deine Zeit lassen, die du brauchst, aber du musst mich auch verstehen. Ich kann meine Gefühle dir gegenüber nicht mehr länger unterdrücken. Ich meine, wie soll das funktionieren? Du bist mir wichtig. Wichtiger als alles andere im Moment und ich will dich auf keinen Fall verlieren. Ich kann dich aber auch verstehen, ich weiß wie schwer es ist sich entscheiden zu müssen, schließlich sind Ben und ich auch noch Brüder, aber bitte überleg es dir wirklich gut, wem du das Herz brichst. Bitte. Ich kann nicht einfach so ohne dich weiterleben."

Amelie antwortete mir nicht, was mich sehr, sogar ziemlich schwer traf. Es war als ob sie überhaupt nicht registriert hatte, was ich ihr ebend versucht habe zu erklären. Ich hatte ihr meine Liebe nochmals gestanden und was macht sie? Sie sitzt einfach nur so da, mit ihren weit aufgerissenen Augen und starrt mich an. Was soll das? Hatte ich was im Gesicht hängen? Vielleicht noch ein Rest von der Torte, aber das war doch noch lange nicht ein Grund dafür mich praktisch zu ignorieren.

Auf einmal tat sich was bei ihr. Sie räusperte sich und sagte dann: "Sorry, ich bin noch mit meiner Freundin verabredet." Das war alles? Mehr hatte sie mir nicht zu sagen, außer Sorry? Was war bloß los mit ihr? "Ich also...da kommt auch schon Vanessa, tut mir echt Leid." Sie zeigte zur Eingangstür und ich sah ein Mädchen, dass Amelie breit anlächelte und dann ihre Augenbrauen rau zog.

Okay, das war eindeutig mein Stichwort. Ich stand auf von meinem Stuhl und setzte mich zurück an meinen vorherigen Platz. Ich beobachtete einfach das weitere geschehen. Denn, Amelie war noch nie so abweisend zu mir gewesen. Noch nie, noch nicht mal als wir uns noch nicht geküsst hatten.

Ich konnte sogar von meinem Platz aus hören, was die beiden sagten.

"Hey, wer war der süße Typ ebend? Hast du was mit dem am Laufen? Er scheint wirklich nett zu sein." Okay, ich war also bei ihrer Freundin schon mal gut angekommen. Das war doch schon mal was.

"Also, ähmm, ist doch jetzt auch egal, er war irgendwie komisch, aber deswegen sind wir nicht hier. Erzähl mir was passiert ist?" Was? War das ihr verdammter Ernst? Ich bin komisch? Wer war denn ebend gerade völlig neben der Spur? Und warum war ich egal? Was war denn bloß los mit ihr?

Ich verstand die Welt nicht mehr! Ich spürte wie in mir meine Wut wuchs und ich entschied mich dazu, so schnell wie möglich einfach Abstand von ihr zu bekommen, denn ich wollte nichts anstellen, was ich nachher bereuen könnte.

Ich legte das Geld für die Torte auf den Tisch unter meinen Teller, nahm meine Jacke und rannte so schnell wie möglich aus dem Laden. Draußen stöhnte ich laut, was die Leute auf der Fußgängerzone wahrscheinlich eher nicht so toll fanden. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und schlug gegen die nächste Laterne.

Eine Frau schnappte schnell ihr Kind und rannte an mir vorbei, als ob sie Angst vor mir hätte.

Ich war also komisch, und zwar so komisch, dass man schon Angst vor mir hatte. Es war der beschissenste Tag in meinem ganzen Leben!

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Hallo ihr Lieben,

ein neues Kapitel und wir hoffen es hat euch gefallen. Über Votes oder Kommentare freuen wir uns wie immer sehr. Vielen Dank an AnnikaHoran14 und Alicewiener, die immer wieder wundervolle Kommentare hinterlassen.

LG Ally und Mariella

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