- Amelies Sicht -
Ich hatte zu den Ärzten geschaut, die mir die Atemmaske genau um zwölf Uhr abgenommen hatten. Ich wollte nicht hinsehen, wie sie auf den roten Knopf drückten und somit meine Geräte abstellten, doch ich konnte nicht meinen leblosen Körper keines Blickes würdigen.
Dieser Moment, wo der Finger des verhassten Arztes immer näher dem Knopf kam, war der längste, den ich je miterlebt hatte. Es verging wie in Zeitlupe. Und dann war er gedrückt und ein langes Piepen der Maschine erklang.
All meine Energie, die ich ins überleben rein gesteckt hatte war verloren. Ich wusste es gab kein Zurück mehr und ich folgte einfach dem weißen Licht, das mich und den letzten Atemzug meines im Krankenbett liegenden Ichs nach oben zog.
Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als wie schön, hell und klar dieses Licht war. Ich wusste irgendwann würden alle dieses Licht betrachten und irgendwie war ich glücklich, dass ich es jetzt schon sehen konnte.
In dem Moment wollte ich nicht mehr darauf warten, um mein Leben weiter zu leben. Was sollte es auch bringen? All meine Hoffnungen hatten mir die Ärzte genommen. All der Mut war verschwunden und ich hoffte nur noch, dass es meinen Eltern und Ben auch ohne mich gut gehen würde. Ich hoffte, dass sie ein tolles Leben noch haben würden und Ben nicht nur an mich denken konnte, sondern jemand anderes, jemand besseres finden würde, der den Mut hatte, ihm zu sagen was er für ihn empfindet und sich nicht vor seinen Gefühlen drückt, wie ich es getan hatte.
Ich stieg einfach weiter in das Licht auf und wollte meine Gedanken aus meinem Kopf verscheuchen. Ich wollte mit guten Gewissen, das ich alles meinerseits getan hatte, in den Himmel steigen. Ich löste mich immer mehr von meinem Körper, meinem Ich auf der Erde, bis ich plötzlich etwas spürte.
Es war nur ganz leicht, ein kleines Hauchen, das ich realisierte, aber es löste in mir eine so große Welle aus, die ich nicht erwartet hätte. Ich verharrte. Das wundervolle Licht war mir total egal. Ich wollte es überhaupt nicht mehr von Nahem betrachten oder die Quelle finden. Ich wusste, ich wurde doch noch hier unten gebraucht.
Ich konnte noch nicht gehen, nicht einfach jemanden alleine lassen, auch wenn ich gedacht hätte, dass es dennoch funktionieren könnte. Mir wurde klar, dass ich noch nicht mal die Hälfte meiner To-do Liste für mein Leben erreicht hatte. Und mir wurde klar, dass ich mein Leben noch vor mir hatte.
Ich wollte noch nicht von hier verschwinden. Ich wollte was erleben, etwas Unüberlegtes tun, die Konsequenzen dafür spüren und einfach nur leben, anstatt in den Himmel aufzufahren.
Und das Größte, was ich machen wollte, war Ben zu zeigen was ich fühlte. Aber dies funktionierte nicht, wenn ich einfach aufgab, wenn ich ein Feigling war, der nicht mehr kämpfen wollte. Doch ich musste kämpfen, für mich, meine Familie und für den Jungen, den ich über alles liebte.
Dafür musste ich auf die Erde zurück. Ich wünschte mir, dass ich überleben würde, um diese Dinge zu tun und spürte plötzlich die harte Matratze meines Krankenbettes wieder unter mir.
Ja! Ich hatte es geschafft. Ein Schwall des Glücks und der Erleichterung überkam mich und ich öffnete langsam meine Augen. Ein grelles Sonnenlicht erblickte ich und als ich meine Hand hob um meine Augen zu schützen, war ich total froh zu sehen, dass es mein echter Arm war und nicht nur mein Geist.
Ich war wieder in meinem Körper. Ich war wieder eins und ich konnte nicht anders, als zu lächeln, dass ich es doch geschafft hatte.
Ich hatte es geschafft gegen den Tod anzukämpfen, denn ich wusste genau, wofür es sich lohnt, dies zu tun. Ben, es war schon immer Ben und Ben wird es auch für immer bleiben!
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So, das war es mal wieder und wir hoffen, dass wir euch nicht zu lange mit dieser Wende auf die Folter gespannt haben. Wenn ihr wissen wollt, was als nächstes passiert und wie es mit Ben und Amelie weitergeht, dann lest weiter.
Dieses Kapitel widmen wir sweetheart1307 ♥
LG Ally und Mariella :)
Ps.: In der Storyinfo oder im Internet findet ihr ein süßes Bild von Ben & Amelie ;)

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Please stay with me
Teen FictionAmelie ist ein sensibler Mensch, der keinem etwas zuleide tun will. Sie will allen es Recht machen und bemerkt dabei nicht, wie ihr Freund sie behandelt. Auch auf die Anmerkungen ihres besten Freundes will sie nicht hören, bis zu dem Tag, der ihr ga...