31. Kapitel

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- Chris Sicht -

Ich sackte auf dem Boden zusammen und hielt mir meinen Bauch und meine blutende Nase. Ich hätte nicht gedacht, dass mein kleiner Bruder so stark war. Mein Körper schmerzte, aber ich konnte ihn nicht hassen. Ich hätte genauso reagiert in seiner Situation und es tat mir schrecklich Leid, dennoch konnte ich doch nix für meine Gefühle für Amelie.

Sie starrte immer noch zu der Tür. Ich wollte sie trösten, sie in den Arm nehmen und an mich drücken, aber ich befürchte, dass sie es in diesem Moment nicht zu lassen würde und ich glaubte, dass ich nicht allein aufstehen konnte. "Amelie, es tut mir Leid!", sagte ich leise, doch sie antwortete nicht und lief stattdessen Ben hinterher, was mir einerseits das Herz brach, da ich gehofft hatte sie würde sich um mich kümmern, anderseits konnte ich sie auch verstehen. Im Moment war alles zu viel für mich. Ich wusste nicht was ich machen sollte, was ich denken oder fühlen sollte.

"Hier nimm das, das stoppt die Blutung!" Emelie reichte mir ein Tuch, kniete sich vor mich und schaute mich traurig an. "Ich muss hinterher!", sagte ich und wollte mich aufstemmen, doch sie drückte mich wieder auf den Boden. "Ich glaub, dass das keine gute Idee ist. Lass die Beiden erst mal reden und alles klären und dann kannst du zu ihm. Ist sonst alles okay?"

"Nichts ist okay! Ich hab mich mit meinem Bruder geprügelt. Wie konnte ich das zulassen? Wir waren immer unzertrennlich und jetzt... Jetzt haben wir Streit wegen einem Mädchen!", sagte ich lauter als ich es wollte. Emelie rutschte ein bisschen von mir weg. "Entschuldigung, ich wollte dich nicht so anfauchen. Ich will das einfach nicht. Ich will kein Streit, überhaupt nicht mit meinem Bruder. Es gibt so viele Geschwister die sich nicht ausstehen können und ich will nicht einer davon sein. Ich wollte ihn nicht verletzen.", erzählte ich ihr.

Sie setzte sich wieder näher an mich ran und lehnte den Kopf auf meine Schulter. "Kann ich verstehen. Ich hatte, als ich hier her kam, auch Angst Amelie könnte mich nicht leiden. Ich dachte, sie könnte glauben ich wolle ihre Eltern ausspannen, aber jetzt weiß ich, dass man jede Angst überwinden kann, jeden Streit schlichten und jeder Schmerz irgendwann auch heilt, aber zuerst muss man darüber reden. Ich denke, dass das bei dir auch helfen wird. Vielleicht wird er es nicht sofort verstehen, aber mit der Zeit schon. Lass ihm erstmal etwas Zeit zum nachdenken. Es wird schon wieder."

- Bens Sicht -

"Ben, bitte warte doch! Lass es mich erklären.", rief Amelie hinter mir, aber ich drehte mich nicht um sondern lief schon fast weiter. Ich wollte weg, weg von ihr, von dem Schmerz, den sie mir zugefügt hatte, und ich wollte keine Erklärung von ihr hören. Ich wollte nicht ein einziges Wort über die Beziehung, die Meine allerbeste Freundin mit Meinem Bruder führte, hören. Die Einzelheiten darüber würden alles noch schlimmer machen. Jetzt stellte ich mir schon Sachen vor, die ich mir in meinem Leben niemals vorstellen wollte.

"Ben bitte. Es tut mir leid!" In ihrer Stimme lag so viel Verzweiflung, dass ich es nicht mehr schaffte sie zu ignorieren. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um. Amelie stand zirka fünf Meter von mir entfernt, ohne Schuhe oder Jacke und immer noch im Schlafanzug. Sie war vermutlich mir gleich hinterher gelaufen und hatte nicht darüber nachgedacht was sie trug. Sie zitterte und Tränen liefen über ihre Wange. Ich wollte zu ihr laufen, sie in den Arm nehmen und sagen, dass alles okay ist. Aber es war nicht okay! Sie hatte mich mit meinem Bruder betrogen und ich durfte ihr nicht einfach so verzeihen. Ich musste standhaft bleiben!

"Du glaubst doch nicht, dass ich dir gleich verzeihe, oder? Ich kann nicht verstehen, wie du mir das antun kannst. Ich dachte, dass wir zusammen wären, dass wir glücklich zusammen sind, aber wie es scheint warst du es nicht. Wolltest du es überhaupt? Wieso sagst du mir es nicht einfach was du fühlst, was du willst, anstatt mich mit meinem Bruder zu betrügen!" Ich fuhr mir mit meinen Händen über mein Gesicht und durch die Haare. In meinem Kopf wiederholte sich immer wieder das eine Wort: 'Wieso?'

Wieso hat sie mich betrogen? Wieso war sie nicht glücklich? Wieso liebte sie ihn und nicht mich? Wieso... wieso... wieso...?

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