37. Kapitel

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- Bens Sicht -

"Das kann doch nicht dein ernst sein! Das sind deine einfachen Übungen?" Ich schaute Emelie verzweifelt an. Bei ihr sah das alles so einfach aus, doch wenn ich es nach machen sollte, ging alles schief. Ich lag auf dem Bauch und sollte meine Füße nach oben strecken und dabei mich mit meinen Händen an meinem Knöchel festhalten.

"Das ist auch einfach! Die Dhanurasana-Übung kann eigentlich jedes kleine Kind, da bekommst du das doch wohl auch hin! Dafür muss man nur ein bisschen gelenkig sein." "Hab ich gesagt das ich gelenkig bin?", fragte ich erschöpft und ließ mich wieder ganz auf den Boden fallen. Was hatte ich mir da bloß nur bei gedacht? Um Zeit mit ihr zu verbringen gibt es so viele andere Möglichkeiten, aber nein ich muss ja mit Joga anfangen!

"Ich würd sagen wir hören für heute auf. Bist du damit einverstanden?", fragte sie und legte sich zu mir auf den Holzboden. "Ich hab dich enttäuscht oder?" "Nein überhaupt nicht. Ich find es schön, dass du es jedenfalls mal ausprobiert hast." Sie lächelte mich warm an und legte dann ihren Kopf auf meine Schulter.

Es war ein sehr schönes Gefühl ihren Kopf auf meiner Schulter zu spüren. Trotzdem war sie einfach nicht Amelie. Sie nahm auch relativ schnell ihren Kopf wieder runter und stand auf.
"Und was machen wir jetzt? ", fragte sie mich. Ich nahm sie an der Hand und zog sie mit mir aus dem Zimmer. "Jetzt zeig ich dir das Haus. Wie versprochen. "

Als erstes zeigte ich ihr die unteren Wohnräume, wie Küche, Wohnzimmer, sowie das Arbeitszimmer meiner Eltern. Eigentlich war unser Haus gar nicht so spektakulär, aber Emelie fand es trotzdem schön. "Es ist so heimelig eingerichtet und du wohnst hier schon so lange und deine Eltern sind auch so nett. Weißt du, dass ist alles neu für mich. Ich bin so etwas nicht gewohnt. Ich bin von einer Familie zur nächsten gekommen. Jetzt bin ich das erste Mal seit 17 Jahren für 4 Jahre in einer Familie, die mich auch wirklich haben möchte, aber sie ist trotzdem nicht meine Familie. Meine Familie ist hier."

Sie kann einem echt Leid tun. Ich nahm sie in den Arm und strich ihr über ihre Haare. Das habe ich früher auch immer bei Amelie gemacht und sie mochte das besonders gerne. Doch Emelie wehrte sich. Sie wand sich in meinem Arm und drückte mich weg. "Ben, hör auf da mit. Ich bin kein kleiner Welpe, der auf der Straße ausgesetzt wurde. Ich brauch nicht getröstet zu werden. Es ist so wie es ist. Und ich bin auch ganz sicher nicht zum heulen hier." Wow, das war ja mal ne Ansage.

"Also hast du vielleicht Lust ins Kino zu gehen mit jemanden, der dachte, dass du ein kleiner Hundewelpe bist." Sie grübelte, doch nickte dann und zog mich an meinem Arm aus dem Haus. Das ging jetzt aber wirklich schnell. Irgendwie war sie so anders als Amelie, aber auch irgendwie genauso. Ich wollte mehr mit ihr machen, um zu wissen wie so drauf war.

Ich fuhr uns zum nächsten Kino und öffnete ihr dann die Tür bevor sie Ausstieg. Sie bedankte sich und ging einfach ohne auf mich zu warten. Wir standen vor dem Programm und suchten nach einem Film der uns gefiel. "Weißt du, ich war schon sehr lange nicht mehr in einem Kino und ich kann mich daran erinnern, dass ich beim letzten Mal so einen super mega doll langweiligen Film geguckt habe, so ne Schnulze oder so. Also bitte lass uns irgendwas Spannendes gucken. Einen Action-Film oder so. Vielleicht auch Abenteuer? Was hältst du davon?"

Ich grinste sie nur an und ging dann zur Kasse. Sie folgte mir und ich bestellte Karten für einen Action-Film, den ich eigentlich schon sehr lange sehen wollte. Ich bestellte meine Lieblingsplätze in der letzten Reihe. Ich fand man konnte da am besten gucken und man hatte das Gefühl, dass man alles im Blick hat.

Als die Werbung anfing drehte sich Emelie zu mir und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. "Ich bin ziemlich froh hier mit dir sitzen zu können. Ich mag dich Ben. Du bist so anders und du hörst mir zu. Danke.", sagte sie bevor sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. Wow! Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Und zu meiner Verwunderung schnappte sie meine rechte Hand und legte sie auf ihre rechte Schulter, sodass ich sie im Arm hielt.

Also bald brauch ich echt nichts mehr machen. Sie übernimmt echt alles für mich. "Ich mag dich auch.", es rutschte mir einfach so heraus. Bis eben war ich mir noch nicht so sicher, aber es kam einfach aus meinem Mund, da muss es wohl die Wahrheit sein. Ich sah, wie sie anfing zu grinsen, doch sie sagte nichts mehr.

Mein Arm lag da schon einen ganze Weile und ich muss sagen, dass er wirklich kurz vorm absterben war, also nahm ich ihn von ihrer Schulter und legte ihn auf der Lehne ab. Sofort nahm sie meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Jetzt musste ich auch grinsen und sie sah mich kurz an, bevor sie wieder der Handlung des Films folgte. Natürlich hatte der blöde Film wieder ein Liebespärchen, sodass ich an Amelie denken musste. Doch als sie sich im Film küssten sah mich Emelie wieder an.

Sie nahm ihre Hand aus meiner und legte sie stattdessen an meinen Arm. Ihre Augen funkelten. "Darf ich mal etwas ausprobieren?", fragte sie leise und ich nickte einfach als Antwort. Dann zog sie mich runter zu sich und drückte ihre Lippen auf meine. Ja, ihr habt richtig gehört einfach so. Ohne Vorspiel oder weiteres. Ich wusste gar nicht wie mir geschieht und als ich dann meine Augen gerade schließen wollte, zog sie sich von mir weg.

"Und denkst du jetzt immer noch an Amelie?"

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Hallo ihr Lieben,

wir wünschen euch noch ein frohes neues Jahr und hoffen eure Wünsche gehen in Erfüllung :)

Wie hat es euch gefallen? Was haltet ihr von Emelie? Freuen uns wie immer über Kommentare oder Votes.

Übrigens haben wir Beide ein neues Buch veröffentlicht. Es heißt "Slowly, but then all at once". Vielleicht habt ihr ja Lust mal rein zu lesen.

LG Ally & Mariella ♥

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