Kapitel 17

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"PADDY!!!!", schreien die Kinder und stürmen auf ihn zu. Lachend hockt er sich zu ihnen auf die Knie und nimmt beide in den Arm. "Ich hab gehört, hier wird ein Fußballer gebraucht?"

"Wir warten schon die ganze Zeit auf dich." Aufgeregt nicken die beiden und ziehen ihn an der Hand mit in den Garten.
Etwas entkräftet lasse ich mich in die Arme meine Schwester fallen und spüre ihre ebenso auf meinem Rücken. "Du warst ja ganz schön lange weg", murmelt sie und schaut hinter ihr nochmal durch das Fenster, um sich zu versichern, dass Patrick auch wirklich weg ist.

"War auch schlimmer als erwartet", seufze ich und ziehe sie mit in Richtung Wohnzimmer. Gemeinsam setzen wir uns auf die Couch und ich lasse sie ein wenig zappeln. Ihr neugieriger Blick verfolgt mich schon die ganze Zeit.

Ich beginne zu erzählen. Von allem. Als er aufgewacht ist, von dem Telefonat, was passiert ist, als ich bei ihm war. Jedes einzelne Detail, denn ich weiß, dass ich ihr vertrauen kann. Manchmal muss ich unterbrechen. Je mehr ich daran denke, dass mir das gleiche widerfahren ist, desto mehr kann ich ihn verstehen. Immer wieder muss ich mich selbst beruhigen. Wenn ich merke, dass mein Puls schneller und meine Luft enger wird, höre ich sofort auf zu sprechen und konzentriere mich nur auf mich. Nachdem ich ein paar mal tief durchgeatmet habe, ist wieder alles normal. Jedoch schmerzt mich der besorgte Blick meiner Schwester umso mehr.

"Das ist ja schrecklich", meint sie vorsichtig und fährt sich immer wieder über die Knie. "Wenn ich nur daran denke, dass Jan.." Sie bricht ab, als ich kleine Tränen in ihren Augen sehen kann, die sie sofort wegwischt. "Nein, niemals. Das würde er nie tun."

"Hey, ich sehe doch jeden Tag aufs Neue, wie sehr er dich und die Kinder liebt. Er würde nicht einmal im Traum daran denken." Aufmunternd lege ich meine Hand auf ihre und kann sie somit gleich wieder zum Lächeln bewegen.
"Wollen wir mal nach den Fußballern schauen?"

Vorher gehe ich jedoch nochmal in dir Küche und hole zwei kleine - und eine große Flasche Apfelschorle. Kurz darauf folge ich meiner Schwester nach draußen und beobachte die drei. Patrick steht im Tor und springt mit vollem Körpereinsatz zu jedem Ball. Natürlich lässt er die meisten durchgehen, damit die Jungs etwas zu lachen haben, wenn ihr großer Onkel Paddy so schlecht im Fußball ist.

Größtenteils hängt mein Blick nur an ihm. Ich bewundere ihn für seine Stärke und dafür, dass er nach diesem schlimmen Ereignis schon wieder so lachen kann. Aber vielleicht versteckt er sein wahres Gesicht nur hinter seiner Maske.

"Na Jungs, mal Zeit für eine Pause, hm?", ruft Pia den dreien zu und erhält sofort die Aufmerksamkeit von allen. Max und Paul rennen gleich zu uns und ich reiche ihnen einen Becher mit etwas Apfelschorle. Als Patrick verschwitzt auf mich zukommt, schaue ich ihn an. "Schaffst du das schon aus der Flasche?", grinse ich.

"Ja, aber nicht allein. Die ist viel zu schwer", jammert er gespielt. Also drehe ich die Flasche auf und halte sie ihm hin - und solange er trinkt auch fest. Nach kurzer Zeit gibt er mir ein Zeichen, dass er genug hat, aber ich bleibe hart und halte es weiterhin so. Irgendwann kann er nicht mehr, geht zurück und bekommt eine volle Ladung über sein Shirt.
Lachend stelle ich die Flasche beiseite und beobachte ihn, wie er empört erst sein Oberteil - und dann mich ansieht.

"You're so stupid", flucht er, muss aber ebenso grinsen.
Schnell will er nach der Flasche greifen, vor die ich mich beschützend davor stelle. "Denk nicht mal dran."

"Mit Essen spielt man nicht", meint Paul klug und schaut uns beide an. "Und mit Trinken auch nicht."

"Da hörst du's!", freut sich Patrick und verschränkt zufrieden die Arme.

"Du wolltest aber mitmachen, Onkel Paddy." Max schaut ihn an, stellt sich dann neben mich und macht seine Geste nach. "Tja, zwei zu zwei. Ich habe aber noch Familienbonus", grinse ich überlegen. "Ach ja?", hebt er die Augenbrauen. "Ich bin doch nicht umsonst Onkel-Paddy."

Ein Leben ohne Vergangenheit [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt