Kapitel 35

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Nach einer Weile springt die Tür wieder auf und Patrick kommt mit einem entschuldigendem Blick hinein. "Mia, I'm sorry. Die Jungs wissen manchmal echt nicht, wann Schluss ist", entschuldigt er sich und schließt leise die Tür.

Seufzend lege ich meine Hand auf den Bauch und sehe ihn an. "Schon okay", gebe ich etwas gelogen zu, denn die Selbstzweifel fressen mich innerlich auf. "Sie sind echt nicht immer so. Nimm es dir bitte nicht so zu Herzen. Und Joelle..", er unterbricht und macht eine verdächtig lange Pause. "Das Thema ist abgehakt. Habe ich den Jungs auch erklärt, okay?"

Stillschweigend nicke ich, da ich einfach nicht weiß, was ich jetzt sagen soll. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust mit ihm zu streiten.

"Mia, ich wollte das nicht, wirklich!", seufzt er und setzt sich zu mir. Entschuldigend legt er seine Hand auf mein Bein und streicht ein paar Mal darüber.

"Wohin geht's heute?" Ohne noch einmal auf das Thema eingehen zu wollen, blicke ich auf seine Hand, die augenblicklich still hält. "Dresden", meint er leise und zieht seine Hand etwas bedrückt zurück. Was hat er denn jetzt?

Eine Weile lang herrscht Stille. Patrick schaut nachdenklich aus dem kleinen Fenster, während ich ihn von der Seite beobachte.

"Joelle wird immer ein Teil meines Lebens bleiben", durchbricht er die Ruhe und stellt sich aufrecht hin. Sein Blick liegt auf mir, ernst, aber trotzdem ruhig. "Ich kenne sie, seit ich ein kleiner Junge war und ja, ich war in diese Frau verliebt. Aber die Betonung liegt auf war."

Vorsichtig setzt er sich zu mir auf die Bettkante und nimmt meine Hände in seine. Ich kann nicht anders, als ihn anzusehen. "Ich werde niemals abstreiten, dass die Zeit, die ich mit Joelle hatte nicht gut war. Aber ich habe gemerkt, dass wir in vielen Dingen verschieden sind", gibt er leise zu und schaut beschämt auf den Boden. "Ich habe ihr bedingungslos vertraut und genau das war mein Fehler. She broke my heart."

Am Ende dieses Satzes wird seine Stimme immer leiser und zerbrechlicher. Eine kleine Träne bahnt sich ihren Weg zu seiner Nasenspitze, die er aber sofort wieder wegwischt und nach oben sieht.

"Aber dann..", sein Blick wendet sich wieder zu einem Lächeln, als er mir in die Augen schaut. "Du hast mein Herz wieder zusammengeflickt. Vom ersten Moment an. Mia, ich liebe dich!"

Zaghaft haucht er mir einen Kuss auf meine Hand. Meine Tränen beginnen haltlos zu laufen, als er die letzten Worte ausspricht. Beinahe etwas überfordert fängt er mich auf, als ich mich in seine Arme werfe und ihn einfach nur festhalte. "Ich liebe dich doch auch, was denkst du denn?",  schniefe ich und drücke ihm einen festen Kuss auf den Mund.

*

"Pad, wir müssten dann langsam los. Kommt ihr?", Hendrik, der neue in der Band lugt durch einen Spalt ins Zimmer. Patrick schaut zu ihm auf, wirft ihm ein leichtes Lächeln zu und nickt. Danach verschwindet sein Bandkollege auch schon wieder.

"Wissen die anderen, dass ich schwanger bin?", frage ich leise und etwas verunsichert. Noch immer ist diese Situation neu und ungewohnt, auch Patrick scheint in manchen Situationen noch ziemlich überfordert, was ich ihm allerdings nicht verübeln kann. Etwas undurchsichtig schüttelt er den Kopf.
"Dafür war auch einfach noch keine Zeit. Aber ich werde jede Sekunde darauf achten, dass euch nichts passiert, ja?"

Zaghaft legt er eine Hand auf meinen Bauch, was mir eine ungeheure Gänsehaut beschert und das, obwohl seine Hände wohlig warm sind. Vorsichtig bewegt er sie hin und her und streichelt darüber. "Schade, dass man noch nichts sieht", flüstert er und grinst verträumt.

"Das wird wohl noch ein Stück dauern." Seine Augen funkeln, während er weiterhin auf meinen Bauch sieht und verträumt den Kopf schüttelt. "Beautiful soul", haucht er.

Ein Leben ohne Vergangenheit [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt