Kapitel 26

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Zwei Wochen sind nun vergangen. Patrick hat seitdem noch kein Wort mit Joelle gesprochen. An das Telefon ging sie nicht und das Schloss am Haus hat sie ebenfalls austauschen lassen. Es ist einfach unglaublich, was sie jetzt abzieht.

Ich werde unruhig wach und erhasche einen schnellen Blick auf die Uhr. Gerade einmal 6 Uhr morgens. Patrick liegt neben mir in der Decke eingekuschelt und schläft, wie ein Stein. Er ist aber auch wirklich ein Morgenmuffel.

Plötzlich überkommt mich das Gefühl von Übelkeit. Von jetzt auf gleich schleicht es durch meinen Magen und bereitet mir ein unwohles Gefühl. Ich lege mich wieder hin und versuche einzuschlafen, um die Gedanken daran zu verdrängen, aber es klappt einfach nicht.

Im Halbschlaf zieht mich Patrick zu sich in die Arme, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Schnell befreie ich mich aus seinem Griff, stolpere über ihn drüber und renne auf dem schnellsten Wege ins Badezimmer. Ich entleere meinen Magen über der Toilette und spüre kurz darauf eine Hand auf meinem Rücken ruhen.

"Hey, was ist denn los?", fragt mich Patrick total verschlafen, aber besorgt. Erschöpft drücke ich die Spülung und wasche mich ein wenig. "Mir war nur schlecht, geh ruhig wieder schlafen."

Ich stütze meine Arme auf dem Waschbeckenrand auf und sehe mich im Spiegel an. Tiefe Ringe umrunden meine Augen und allgemein sehe ich noch ziemlich unausgeschlafen aus.

"Kommst du wieder mit ins Bett?", murmelt er und zieht mich an der Hand wieder mit ins Schlafzimmer. "Das geht bestimmt gleich wieder."

Seufzend schlurfe ich mit ihm zurück ins Bett und lege mich hellwach hinein. Wahrscheinlich habe ich mir einen Virus eingefangen. Im Kindergarten geht der derzeit sowieso wieder herum. Bestimmt habe ich mich dort einfach angesteckt, ist ja keine Seltenheit.

Patrick legt liebevoll wieder die Decke über mich und kuschelt sich an mich heran. "Versuch noch ein bisschen zu schlafen", flüstert er mir ins Ohr und legt den Kopf in meine Halsbeuge.

Tatsächlich folge ich seiner Anweisung und schließe noch einmal die Augen. Immerhin ist gerade die Übelkeit verschwunden und somit gelingt es mir, wieder einzuschlafen.

Als ich erneut meine Augen öffne, ist es bereits 9 Uhr und der Platz neben mir ist leer. Suchend drehe ich mich zur Seite und blicke durch den ganzen Raum, aber nirgends ist er zu sehen. Als ich gerade aufstehen will, um nach ihm zu schauen, springt auf schon leise die Tür auf.

"Oh, good morning", strahlt er mich an und bringt mir eine Tasse ans Bett. "Wie geht es dir denn? Ich habe dir einen Tee gemacht. Der sollte deinem Bauch helfen."

Ich lächele dankend und bestätige ihm, dass es mir mittlerweile wirklich wieder gut geht. Der Schlaf hat gut getan und auch der Tee wird sicherlich Wunder wirken.

Zufrieden setzt er sich zu mir auf die Bettkante und rutscht nah an mich heran, um mir einen Kuss zu geben, den ich ihm allerdings verwehre. "Wenn du mich jetzt küsst, dann wirst du auch krank", antworte ich ihm, als ich seinen fragenden Blick sehe.

Solche Momente sind in den letzten Wochen immer häufiger geworden. Im Grunde genommen ist es, wie in einer richtigen Beziehung, jedoch haben wir noch nicht darüber gesprochen. Es ist einfach, wie es ist und das ist auch gut so.

Schmollend legt er eine Hand auf meine und reicht mir den Tee. "Das ist eine ziemlich miese Sache. Du weißt, wie gern ich dich küsse."

"Damit wirst du wohl auskommen müssen, wenn du nicht krank werden willst", gebe ich knapp zurück und setze die Tasse an die Lippen. Bevor ich auch nur einen Schluck nehmen kann, nimmt er sie mir aus der Hand und ersetzt sie durch seine Lippen. Kurz erwidere das Ganze, weiche aber im nächsten Moment zurück und schaue ihn böse an.

Ein Leben ohne Vergangenheit [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt