Kapitel 20

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Ich werde langsam wach und blinzle verschlafen. Es ist tatsächlich erst 8 Uhr. Mir fällt auf, dass ich definitiv weniger Platz in meinem Bett habe, als sonst. Plötzlich fällt es mir wieder ein, Patrick hat bei mir übernachtet. Oh Gott, hoffentlich habe ich im Halbschlaf nicht noch mehr wirres Zeug geredet.

Er liegt auf der Seite, eingekuschelt in der Decke und hat die Arme um mich liegen. Sofort spüre ich eine angenehme Wärme in mir, während ich ihn ansehe. Die grellen Sonnenstrahlen, die durch das Fensterglas scheinen, bedecken sein Gesicht und bringen seine schönen  braunen Haare noch mehr zur Geltung. Ein sanftes Lächeln liegt auf seinen Lippen, er sieht wirklich zufrieden aus. Immer, wenn er ausatmet hört man ein leises Schnarchen, was ich ungeheuer süß finde. Er sieht fast aus wie die Kinder, wenn sie eingekuschelt in ihrem Bettchen liegen und schlafen.

Ich beobachte ihn eine ganze Weile, bis ich vorsichtig zu ihm rutsche und ihm sanft die Strähnen aus dem Gesicht streiche, die ihm über die Augen hängen. Das Schnarchen hört kurz darauf auf und ich spüre einen leichten Druck seiner Hand an meinem Rücken. Verschlafen macht er die Augen auf und kneift sie sofort wieder zu, als ihm die Sonne die Sicht versperrt.

"Oh entschuldige, ich wollte dich nicht wecken", flüstere ich etwas bekümmert und sehe ihn an. "Hmm..", murmelt er und zieht mich fest zu sich. Ich muss schmunzeln, da ist jemand wohl noch ganz schön müde. "Schlaf weiter", spreche ich leise und streiche ihm unter der Decke kurz über den Arm. Grinsend kuschelt er den Kopf noch einmal richtig ins Kissen und ist kurz darauf schon wieder im Land der Träume. Echt unfassbar.

Eine Weile überlege ich mich irgendwie zu beschäftigen. Ich bin praktisch in seinen Armen gefesselt, nicht, dass es sich nicht gut anfühlen würde, eher im Gegenteil. Aber wecken möchte ich ihn auch nicht. Also beschließe ich ihn einfach weiter zu beobachten und immer wieder muss ich mich fragen, ob dieser Mann wirklich schon 40 Jahre alt ist. Das ist unfassbar, niemals und wenn doch: Was ist sein Geheimnis?

Nach und nach reißt mich sein gleichmäßiger Atem dazu hin, müde zu werden. Ich passe mich ihm praktisch an und schließe wieder die Augen. Obwohl ich jetzt schon eine relativ lange Zeit wach war gelingt es mir, wieder einzuschlafen.

Gefühlte fünf Minuten später werde ich durch das laute Zwitschern der Vögel geweckt und mache etwas genervt die Augen auf. "Ich dachte schon, du wirst gar nicht mehr wach."
Ich wende meinen Blick zu Patrick, der mich grinsend von der Seite ansieht. "Wie spät ist es denn?", frage ich etwas verschlafen und schaue aus dem Fenster in den strahlend blauen Himmel. "Gleich 10."

Erschrocken richte ich mich zur Uhr und tatsächlich, er hat Recht. "Aber ich bin doch gerade erst wieder eingeschlafen", murmle ich vor mich hin. "Ach und außerdem." Ich drehe mich auf die Seite, sodass ich ihn gut in meinem Blick habe. "Ich war früher wach, aber es gab da so einen Typen, der der Meinung war, sich an mich zu klammern. Ich konnte mich ja schlecht aus dem Bett beamen."

Leicht lachend und mit leichten rosigen Wangen zieht er die Decke ein Stück hoch und fährt sich durch die Haare. "I'm sorry, aber du wolltest, dass ich in deinem Bett schlafe", grinst er überlegen. "Du bist ganz schön frech, weißt du das?" Als er zur Antwort nur wissend nickt, rolle ich mich seufzend auf die andere Seite meines Bettes und ziehe mir die Decke über den Kopf.

"Hey, what's up? Schmollst du jetzt?", lacht er und hebt das Stück Stoff an. Zugegeben nicke ich kurz und muss mir fast das Lachen verkneifen, als er mich aus meiner kleinen Höhle hinauszieht. "Lass mich", protestiere ich und versuche dabei so ernst wie nur möglich zu klingen. Ich drücke mich ein wenig von ihm weg, aber er ist stärker und zieht mich in seine Arme. "Ach, jetzt wirst du auch noch quengelig?", zieht er die Augenbrauen hoch und schaut mich an.

Während ich zustimmend mit dem Kopf nicke, fange ich plötzlich an lauthals zu Lachen und auch er kann nicht anders. "Du bist so ein Spinner!", werfe ich ihm entgegen, wodurch er mich ein wenig zur Seite schiebt und beginnt mich zu kitzeln. "Hey, aufhören!", quietsche ich und lache mir die Seele aus dem Leib. Er hingegen schüttelt nur den Kopf und macht weiter.

Ein Leben ohne Vergangenheit [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt