Kapitel 33

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Patrick tritt mitsamt einer dunklen Tasse in der Hand wieder zurück ins Wohnzimmer. Danach setzt er sich wieder zu mir und hält mir diese entgegen.

"Hier, ich habe dir einen Tee gemacht", er blickt in die Tasse, von der mir der Pfefferminzgeruch nur so entgegenströmt. "Aber pass auf, ist heiß, ja?"

Ich nicke kurz, nehme sie dankend an und ignoriere seinen Ratschlag gekonnt. Als Gott die Geduld verteilt hat, war ich wahrscheinlich schon längst weg, weil es mir zu lang gedauert hat.

"Fuck", stöhne ich kurz auf und halte mir schnell die Hand vor den Mund. Im gleichen Moment, stoße ich die andere Hand mitsamt des Tees von mir weg und knalle dabei genau gegen Patricks Arm. Die dunkle Flüssigkeit macht sich auf seinem Hemd breit und auch er verzieht kurz das Gesicht, als das heiße Getränk über sein Handgelenk läuft.

"Oh Gott!", erschrocken greife ich nach dem Bund meines Oberteils, um seinen Arm irgendwie zu trocken und in der Hoffnung, dass es keine Verbrennungen hinterlassen hat. "Tut es sehr weh? Oh man, warte. Ich hole dir ein..-"

"Mia, nein", Patrick sieht mir in die Augen und lächelt mir milde zu. "Es ist alles okay." Vorsichtig legt er seine Hand auf meine und streichelt zärtlich mit seinem Daumen darüber.

Sofort spüre ich wieder die Tränen in meinen Augen aufsteigen und presse sie schnell aufeinander. "Warum mache ich alles falsch?", flüstere ich beinahe tonlos und löse mich von seiner Hand.

Kein einziges Wort fällt in den nächsten Sekunden, alles ist totenstill. Es fühlt sich beinahe an wie Minuten, die gerade vergehen. Trotz alle dem traue ich mich nicht, die Augen zu öffnen.

Warme Arme legen sich um mich und ich fühle mich sofort wohler. Geborgen und einfach nur glücklich.

"Mach dich nicht immer so schlecht", haucht mir Patrick ins Ohr und streichelt mir sanft über die Wange, bevor ich wieder die Augen öffne.

"Der Arztbesuch, da hast du es erfahren, oder?" Bis auf ein stummes Nicken bekomme ich nichts zustande. "Jetzt sind zwei Wochen vergangen.. Warum hast du denn nicht mit mir gesprochen?", er sieht mich fast immer noch etwas gekränkt an.

"Du wolltest immer eigene Kinder und jetzt bin ich schwanger von.. Meinem Ex. An den ich mich noch nicht einmal auch nur erinnern kann", gebe ich traurig zu und schaue auf seinen Arm, um den ich mir noch immer Gedanken mache.

"Ich wollte dir doch so gern, irgendwann vielleicht auch nur einmal, das Glück eines eigenen Kindes erweisen. Ich hatte solche Angst vor genau dem, was passiert ist." Kurz muss ich die Worte in meinem Kopf verarbeiten, gerade ist mir einfach alles zu viel. "Ich hatte solche Angst, dass du gehst."

Schweigend nimmt er meine Hand erneut in seine und verschränkt unsere Finger miteinander. "Ich würde es mich nicht einmal im Traum wagen, dich zu verlassen. Mia, seit ich dich habe, kann ich endlich wieder aufrichtig lachen. I'll be there."

Heiße Tränen bahnen sich den Weg über meine Wangen, ohne, dass ich sie auch nur irgendwie zurückhalten kann. "Und.. Das Kind?", schluchze ich und sehe ihm unsicher entgegen.

Der Moment der Wahrheit ist gekommen.

Seine entgültige Entscheidung.

"Das bekommen wir schon hin. Das Kleine kann bei so einer Mutter nur gut aufwachsen. And I'll promise, ich werde für euch da sein. Egal, wie", lächelt er und drückt meine Hand in seiner.

Mein Herz droht zu zerspringen. Dieses Mal vor Freude. Hat er gerade etwa gesagt, dass er für mich und das Kind da sein wird? Das muss ein Traum sein.

"W..was?", ich kralle mich in seinem weißen Hemd fest und presse mich fest daran. Ich lasse meinen Tränen freien Lauf, jetzt tut es so unfassbar gut, das alles heraus zu lassen.

Ein Leben ohne Vergangenheit [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt