Ein Leben ohne Vergangenheit [Michael Patrick Kelly]

Kapitel 28

Ich blinzle verschlafen und spüre vereinzelte Küsse auf meinem Gesicht. "Wachgeküsst werden fühlt sich gut an", flüstere ich und ziehe ihn zu mir herunter. "Good morning", er küsst mich sanft und lässt gar nicht mehr locker. "Hey, ein bisschen Luft brauche ich schon noch", stachele ich ihn an und setze mich auf.

"Willst du etwa schon aufstehen?" Ich drehe mich zu ihm und nicke, dann zieht er mich wieder zurück und ich finde mich auf seiner warmen Brust wieder. "Du Spinner", kichere ich und lege die Arme um ihn. "Ich liebe dich übrigens auch."

Schmunzelnd denke ich an gestern Abend zurück. Es war wirklich wunderschön und es fühlt sich noch immer an, wie im Traum.

"Schön zu hören", flüstert er mir ins Ohr und küsst mir auf den Haaransatz. Als ich mich gerade gemütlich auf ihn drauf kuschele, spüre ich wieder diese Übelkeit. Von jetzt auf gleich nimmt sie meinen ganzen Körper ein und ich kann nicht anders, als ins Bad zu rennen und mich zu übergeben.

"Ich glaube, wir sollten nachher lieber mal zum Arzt." Er hält meine Haare zusammen und streicht mir mit der anderen Hand besorgt über den Rücken. "Vielleicht haben die irgendwas, damit das aufhört."

Seufzend erhebe ich mich und wasche mir den Mund aus. Plötzlich treten hinter uns ein paar Schritte ins Badezimmer. "Ohh, sorry. Ich wusste nicht, dass ihr hier drinnen seid. Also zusammen. Im Bad." Pia verschränkt die Arme und kichert, als sie uns beide in Unterwäsche da stehen sieht.

Mir schießt die Röte ins Gesicht und ich tippe nervös auf dem Waschbecken herum. "Es ist nicht so, wie es aussieht", verteidige ich uns und sehe Patrick an.

"Warum? Wie sieht es denn aus?"

"Mia war schlecht und ich war so ein Gentleman und habe ihr die Haare gehalten", grinst er stolz und zieht mich ein wenig zu sich heran.

"Schlecht? Bist du krank?" Besorgt kommt meine Schwester auf mich zu und legt ihre Hand an meine Stirn. "Ich weiß nicht. Vielleicht irgendein Virus, ich gehe nachher mal zum Arzt."

Plötzlich wird mir etwas klar und ich werde erneut blass. "Pia, können wir gleich bitte kurz reden? Ich zieh mir nur schnell was an." Überrascht sieht sie mich an, nickt kurz und geht dann runter.

Schnell renne ich in mein Zimmer und werfe mir meine Klamotten über. "Was ist denn los?", Patrick hält mich fest, als ich gerade aus dem Raum stürmen will. "Hab ich irgendwas falsch gemacht?"

Ich schüttele den Kopf und streichele kurz über seinen Arm. "Nein, du hast absolut nichts falsch gemacht", flüstere ich und gebe ihm einen flüchtigen Kuss. Dann renne ich hinunter zu meiner Schwester.

"Pia?", rufe ich und entdecke sie im gleichen Moment in der Küche. Ich schließe die Tür und gehe zu ihr. "Was ist denn los? Du warst vorhin plötzlich so... Anders?" Meine Schwester sieht mich besorgt an und fängt an den Tisch zu decken. "Pia, ich bin schon zwei Wochen überfällig", gebe ich leise zu und sie schaut mich fragend an. "Ich hätte meine Tage längst bekommen müssen."

Unwohlsein macht sich in mir breit. Was, wenn ich jetzt wirklich schwanger bin? Das kann nicht sein. Das kann ich Patrick nicht antun. Und dann noch ein Kind von einem Mann, der mir absolut nichts sagt.

"Was soll das heißen?! Bist du schwanger? Mia, du und Patrick kennt euch doch kaum und schon bist du schwanger?", sie sieht mich empört an und stellt das Geschirr beiseite. Ich atme tief durch und spüre den Puls schwer in meiner Haut schlagen. "Patrick und ich haben noch nicht miteinander geschlafen. Wenn muss es wohl oder übel von diesem Tom sein. Habe ich mit ihm geschlafen?", verzweifelt sehe ich sie an und sehe, wie ihr ein zaghaftes Grinsen über die Lippen huscht.

"Das kann ich dir leider auch nicht sagen. So sehr wollte ich über dein Sexleben dann doch nicht Bescheid wissen", lacht sie leise.

Nach einer Zeit lässt sie sich seufzend auf den Stuhl neben mir fallen und fährt sich durch die Haare. "Deine Übelkeit, das war nicht das erste Mal, oder?" Kleinlaut schüttele ich den Kopf und spüre, wie mir die Tränen in die Augen schießen. "Wohl doch kein Infekt."