21. Jodies Mutter

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POV Manu
Vor mir steht Sebastian. Wie kann er es wagen, hier her zu kommen! „Was willst du?", fauche ich.
„Ist Jodie da?", fragt er kleinlaut und vergräbt sie Hände in den Hosentaschen.
Ich ziehe Scharf die Luft ein. „Warte", murmele ich und bemühe mich, nicht auszurasten. Die Tür schließe ich vorsichtshalber und betrete dann das Wohnzimmer, wo Jodie auf dem Sofa hockt. „Sebastian ist da. Kann er reinkommen?", frage ich vorsichtig.
„Sag ihm, er soll mich heute Abend anrufen", bittet Jodie.
Ich nicke und gehe wieder zur Tür. „Du sollst sie heute Abend anrufen", zische ich und möchte die Haustür gerade wieder schließen, da stellt mein gegenüber seinen Fuß in den Spalt.
„Wir hätten das nicht machen sollen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nichts gegen Schwule. Immer hin sind meine Eltern ... also ... ich habe zwei Väter und ...", stottert Sebastian und fährt sich verlegen durch die Haare. „Naja, also ... ich ... Scheiße ... Man, Manu, es tut mir echt leid."
Es tut ihm leid? Hat man ja gemerkt! Hallo, Ironie. Aber, dass er zwei Väter hat, ist echt krass. Aber irgendwie auch cool. Solche Eltern würden nie was dagegen haben, wenn Man sich outet.
„Wer bist du und was hast du mit Sebastian gemacht?", zische ich und möchte die Tür erneut zuknallen, aber wieder ist Sebastians Fuß im Weg.
„Auch wenn du mir nicht glaubst, kannst du Jodie bitte sagen, dass ich sie liebe?", fragt er leise.
Ich nicke stumm und knapp. „Ja, kann ich machen."
Ich schließe die Tür und gehe Wieder zu Jodie ins Wohnzimmer, wo sie, nun etwas entspannter, in eine Decke eingehüllt ist. „Er hat gesagt, dass er dich liebt", sage ich und setze mich zu ihr. „Und er hat mir die Sache mit seinen Eltern erzählt." Leise stecke ich die Dose, die ich, was ich gerade bemerke, immer noch in er Hand halte, in meine Hosentasche.
„Ach, Manu. Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde", seufzt meine beste Freundin und Lehnt sich an mich. „Kann ich heute hier schlafen? Ich möchte nicht nach Hause. Und du sollst mich bei meinem Telefonat mit Sebastian unterstützen."
Ich nicke. „Klar!"
Jodie zieht ihr Handy aus der Tasche und schreibt ihrer Mutter eine kurze Nachricht. „Ich hole dann mal meine Sachen. Kommst du mit?"
Wieder nicke ich.

Jodies Haus ist normal Groß und in weiß. Der Zaun vor dem Haus, welcher den Bürgersteig von dem mit Pflanzen geschmückten Garten trennt, ist blau angestrichen. Die Tür ist rot und die Fenster im ersten Stock sind von rohen Jalousien verschlossen. Im Küchenfenster hängen in kleinen Körben hübsche Blumen. Insgesamt ist das Haus ziemlich gemütlich und hübsch.
Jodie zieht mich zur Tür und klingelt.
Eine etwa dickliche Frau mit einer Schürze und einem geblümten Sommerkleid, und das im September, öffnet. Sie hat Lachfalten im Gesicht, welche sie noch sympathischer machen, und lächelt uns auch jetzt an. Ihr Blick wandert zu mir. „Du musst Manuel sein", sagt sie.
„Ja, das bin ich. Guten Tag, Frau Calussi!", begrüße ich Sie und reiche ihr die Hand.
„Hier gibt es zwei Regeln!", sagt Jodies Mutter. „Erstens, hier wird geduzt. Für dich bin ich Renate. Und zweitens, Hand schütteln ist für Geschäftsleute und Firmenchefs." Dann schließt sie mich in ihre Arme.
Etwas überfordert erwidere ich die Umarmung, während Jodie neben mir Kichert.
Wenig später sitze ich mit Renate in der Küche, während Jodie oben ihre Sachen packt. Jodies Mutter stellt mir einen Teller Kekse und eine Tasse Kakao hin. Daraufhin folgt förmlich ein Interview von dieser.
„Ach, Jodie hat so ein Glück mit ihrem Freund. Findest du nicht auch?", lautet Renates erste Frage.
Ich nicke, während ich in einen Keks beiße, und sage, nachdem ich den Bissen runtergeschluckt habe: „Ja, finde ich auch. Die beiden passen echt gut zusammen." Die Tatsache, dass Sebastian mich so behandelt, lasse ich wegfallen. Es ist ja auch irrelevant.
Sofort macht Jodies Mutter weiter: „Er ist so ein netter, junger Mann. Ziemlich höflich, nicht wahr? Ein echter Gentleman! Er ist nicht von der Sorte, dass er andere sich bei ihm entschuldigen lässt, sondern nimmt die Dinge selbst in die Hand. Und er hat Jodie sehr gut getan, als ... in ihrer schweren Zeit."
Ich nehme einen Schluck Kakao. Sebastian und nett? „Naja, ich kenne Sebastian nicht sehr, also kann ich das nicht einschätzen, aber ich ... ich denke schon."
„Ist ja nicht schlimm. Und er hat auch sehr großes Glück mit meiner Jodie, oder? Sie ist sehr hübsch und nett und freundlich", fährt Renate fort und nimmt sich jetzt auch einen Keks.
„Also, ich ...", stottere ich.
Unbeirrt redet sie mit vollem Mund weiter. „Man kann sich sehr leicht in sie verlieben."
Beinahe verschlucke ich mich an meinem Keks. „I-ich nicht", stammele ich.
„Wieso nicht? Ich möchte nicht allzu neugierig wirken ..."
In dem Moment betritt Jodie wieder Den Raum und lacht. „Mama, er ist nicht an Mädchen interessiert", kichert sie und schnappt sich ebenfalls einen Keks.
„Ach ja? Wieso nicht?", fragt Renate mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Gar nicht neugierig also? Ich muss schmunzeln. „Ich bin schwul", sage ich gerade heraus.
„Ah, das ist ja toll", erwidert Jodies Mutter mit einem warmen Lächeln.
„Auch, wenn er hetero wäre, würde er mir nichts tun. So ist Manu nicht."

POV Felix
Ich trotte neben Patrick zu mir nach Hause, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Schweigend kicke ich einen Stein zur Seite, welcher vor Patricks Füßen landet, weshalb dieser ihn weiter nach vorne schießt. Ich kratze mich am Kopf und richte meinen Blick auf ein vorbeifahrendes Auto. Ziemlich cool. Warte, ist das nicht das Auto von Sebastians Eltern? Aber wieso sitzt dann dieser am Steuer? Er kann doch gar nicht fahren. Dachte ich zumindest. Er scheint nämlich alles unter Kontrolle zu haben. Aber wie?
Patrick neben mir hat das Auto anscheinend nicht Gesehen. Mein Blick allerdings, folgt diesem nun, bis er um eine Ecke biegt. Dann richte ich meinen Blick auf Patrick. „Warum hast du mir geholfen?", frage ich leise.
„Du bist mein bester Freund. Wieso sollte ich dir da nicht helfen?", entgegnet Patrick und bleibt stehen.
Ich halte ebenfalls an. „Weil du ..."
„Ich weiß nicht, wie ich je was gehen Homosexualität haben konnte", unterbricht Patrick mich und nimmt mich in den Arm. „Es ist wegen Freddie. Aber du bist mir wichtiger, als diese blöde Gang. Und jetzt komm!" Er löst sich wieder von mir. „Wir lenken dich ein bisschen ab. Du hast doch noch Mario Kart, oder?"
„Klar, aber ... was wenn Freddie es jetzt allen sagt? Wir wären am Arsch!"
Patrick starrt mich an.

Na, was meint Felix nur? Also, ich weiß es :)
Let's celebrate a party! Ich habe meine "Schreibblockade" überwunden und habe gleich zwei Kapitel geschrieben!

CAN'T YOU SEE? ᵏüʳᵇⁱˢᵗᵘᵐᵒʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt