Rückblende; 1 Jahr vor der eigentlichen Geschichte
Point of view: Patrick
Ich schüttele die Sprühdose, wobei das mir bekannte Klackern zu hören war. Mein Mund ist von einem Mundschutz bedeckt und meine Kapuze habe ich weit ins Gesicht gezogen, damit man mich nicht erkennen kann, falls jemand kommen sollte. Auf eine Strafe habe ich keine Lust, vor allem, da sich vor uns die Mauern des Schulgebäudes erstrecken und das zu einem Schulverweis kommen kann.
Es ist bereits spät in der Nacht, in den Häusern um die Schule herum brennt kein einziges Licht mehr und es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich auch nur eine Menschenseele auf den Straßen hier blicken lassen würde. Uns erwischen wird sowieso keiner, immerhin sind wir auch nicht dumm und schnell wegrennen in brennzlichen Situationen kann ja wohl jeder.
Neben mir stehen Felix und Sebastian, die beiden haben ebenfalls Farbdosen in der Hand und sind genauso verhüllt wie ich. Ihre Augen, welche nur noch durch den Spalt zwischen Mundschutz und Kapuze zu sehen sind, liegen auf mir.
Ich nicke meinen Freunden entschlossen zu und lasse dann durch ein Drücken auf die Sprühdose Farbe aus der Öffnung schnellen. Felix und Sebastian tuen es mir gleich und mit Sorgfallt fangen wir an, ein Kunstwerk auf die alten Mauern zu sprühen, wie wir es schon einige Mal an öffentlichen Gebäuden in der Innenstadt getan hatten. Natürlich hinterlassen wir keine Sachen, die man als hässlich bezeichnen würde, sondern geben uns Mühe. Doch die meisten schätzen diese Mühe einfach nicht, weshalb wir uns schon mehrmals fast Ärger eingebrockt haben. Aber irgendwo muss man seiner Kreativität eben freien Lauf lassen.
Schweigend tragen Felix, Sebastian und ich weiterhin Farbe auf die Mauern auf. Es ist eine ruhige Nacht und kaum Sterne glitzern am Himmel. Der Mond ist ebenfalls kaum zu sehen und die einzigen Geräusche machen unsere Sprühdosen und der rauschende Wind, der mit den Bäumen spielt.
Nach dem Sprayen gehen wir immer zu Felix hängen in seinem Zimmer ab. Felix' Eltern sind kaum zu Hause, weshalb wir dort unsere Ruhe haben und auch keine nervigen Fragen aufkommen, wo wir denn gewesen sind so spät noch.
Ich bin gerade dabei, mir zum wiederholten Mal eine neue Sprühdose in einer anderen Farbe aus dem, zwischen Felix und mir stehenden, Rucksack zu holen -soll ich grün nehmen? Oder doch rot?- als auf einmal eine laute Stimme die Stille durchbricht.
"Hey, ihr da! Stehenbleiben!", ruft eine Männerstimme, welche sich leider verdächtig nach unserem Lehrer für Sport und Englisch, Herr Maus, anhört. Und er scheint gerade echt auf hundertachtzig zu sein, wie er sonst nie im Unterricht rüberkommt.
Ich werfe Felix und Sebastian einen warnenden Blick zu und schließe schnell den Rucksack mit den Sprühdosen, bevor ich ihn mir über dir Schulter werfe. Ich gebe meinen beiden Freunden ein Zeichen, woraufhin sie verstehend nicken und sofort die Beine in die Hand nehmen, um abzuhauen.
Felix rennt in Richtung Sportplatz, um hinter diesem auf die Hauptstraße zu wechseln und sich dort auf den Weg zu sich nach Hause macht, Sebastian sprintet in die entgegengesetze Stimme von Herr Maus, um durch den Schulgarten zu entkommen, während ich in den Büschen verschwinde und von da aus zum Ein- und Ausgang der Schule laufe, unentdeckt von dem Lehrer.
Herr Maus scheint uns nicht erkannt zu haben, da seine Rufe nie unsere Namen enthalten und er diese eher durch da Wort 'Fremde' ersetzt. Zu unserem Glück, denn das hätte auch mächtig nach hinten losgehen können.
Die nach uns rufende Stimme des Englisch- und Sportlehrers wird immer leiser, desto mehr ich mich von der Schule entferne. In der Nähe sehe ich eine Person über den Bürgersteig spurten. Als ich erkenne, dass es Felix ist gebe ich ihm ein Zeichen, dass ich es bin und er kommt näher zu mir.
"Das war knapp", keucht er leise und stützt sich auf seine Knie, um etwas Luft zu schnappen. "Hast du Basti gesehen?"
Ich schüttele den Kopf. "Nee, aber der ist bestimmt auf dem Weg zu dir", flüstere ich, falls Herr Maus sich in die Richtung auf gemacht hat und uns hören könnte. "Lass uns gehen."Am nächsten Morgen haben wir direkt in den ersten beiden Stunden Unterricht bei Herr Maus. Und anstatt, dass wir Sport haben, unser Lieblingsfach und auch das einzige, in denen wir gute Noten bekommen haben, müssen wir uns mit englisch herumquälen. Ich würde alles andere lieber machen, als dieses Fach ertragen zu müssen. Aber was soll man machen, noch mehr beim Schwänzen erwischt zu werden, kann ich mir nicht leisten. Irgendwann werden meine Eltern davon Wind bekommen und dann würde ich nicht mein Mofa zum sechzenten Geburtstag geschenkt kriegen.
Der alte Lehrer betritt schnellen Schrittes den Raum und hetzt zum Lehrerpult, als würde er durch langsames Gehen zu viel Zeit verlieren. Meinetwegen könnte er auch zum Tisch schleichen und dafür eine Stunde brauchen. Interessanter als Englischunterricht wäre es alle Mal.
"Good morning, children", begrüßt er uns kurz und knapp und beginnt auch schon, das heutige Thema zu erklären, ohne eine Antwort abzuwarten. Wahrscheinlich wär sowieso keine gekommen, außer von dieser Schwuchtel Taddl, der sich überall einschleimen muss, und den anderen langweiligen Strebern. Der einzig Coole Schüler, außer natürlich mir und meinen zwei Kumpel, ist Frederik Waffel, der Typ aus der dritten Reihe. Genaues weiß ich nicht über ihn, aber er scheint ein ziemlicher Stressmacher zu sein.
Felix, Sebastian und ich hocken wie immer in der letzten Reihe und spielen an unseren Handys oder Reden, anstatt auf den Unterricht zu achten. Die Lehrer haben es mittlerweile aufgegeben, uns zu ermahnen und lassen es somit durchgehen. Meiner Meinung nach, juckt es sie sowieso nicht, wo der Notendurchschnitt der Klasse liegt und wer ihn runterzieht.
Doch als Herr Maus zehn Minuten vor Schluss auf einmal sein Englischbuch zuklappt und sich vor die Tafel stellt, wo er anfängt zu reden, passen selbst wir drei auf. Und halten gleich darauf angespannt die Luft an.
"Klappt eure Bücher zu, der Rest ist Hausaufgabe. Ich habe jetzt etwas wichtigeres zu klären." Der ältere Herr räuspert sich und lässt seinen giftigen Blick durch die Klasse schnellen. "Letzte Nacht hatte ich Dienst auf dem Schulhof, um die bekannten Sprayer zu erwischen. Wie man an dem Kunstwerk an der Schulmauer erkennen kann, war dies nicht gerade erfolgreich."
Grinsend schaue ich zu Felix und Sebastian und werfe dann einen Blick aus dem Fenster, um dort unser Kunstwerk zu betrachten. Auch wenn Herr Maus dieses Wort eher abfällig ausgesprochen hat, finde ich, dass dies sehr wohl der Wahrheit entspricht. Es ist echt 1a gesprayt.
"Ich muss das jetzt fragen, also, hat irgendjemand etwas beobachten können? Falls sich eine Person dort rumgetrieben haben sollte, weiß der Gott was in den Köpfen der heutigen Jugendlichen los ist", stellt Herr Maus nun seine Frage.
Zuerst schauen sich die Schüler nur gegenseitig an, um zu gucken, ob sich jemand meldet. Felix, Sebastian und ich werfen uns desinteressierte Blicke zu und schauen dann aus dem Fenster. Vor unserem Kunstwerk baut der Hausmeister gerade eine Leiter auf, einen Eimer und Schrubber neben sich. Schmunzelnd beobachte ich, wie er versucht, die Farbe abzuschrubben. Erfolglos. Wasserfeste Spraydosen haben wir massenhaft.
Auf einmal werde ich von der Stimme von Frederik aus meinen Gedanken gerissen. "Ich war dort", sagt er.
"Ach, warst du das?", fragt Herr Maus nun interessiert.
Wie, als wäre das irgendein Erfolg, nickt Frederik zustimmend und dreht sich kurz zu uns um. Ich sehe nicht zu meinen Freunden, aber weiß genau, dass sie ihm einen genauso warnenden Blick zu werfen, wie ich es tue.
"Ja, das war ich. Ich habe drei Personen wegrennen sehen", fährt Frederik fort, nachdem er sich mit einem Grinsen wieder nach vorne wendet.
Der alte Lehrer geht zu seinem Tisch und schaut auffordernd auf ihn herab. "Rede nur weiter", sagt er und setzt ein falsches Lächeln auf, wobei seine gelblichen Zähne zum Vorschein kommen.
In dem Moment, wo Frederik wieder zum Reden ansetzen will, klingelt es. Und bevor Herr Maus etwas dagegen unternehmen kann, springen alle Schüler auf und rennen aus der Klasse, darunter auch Frederik, Felix, Sebastian und ich.
In der Pause machen wir drei uns direkt auf den Weg zu Frederik. Schließlich machen wir ihn an einer Mauer ausfindig, wo er selbstgefällig die Beine schaukeln lässt und auf seinem Handy rumspielt.
Felix, Sebastian und ich bauen uns vor ihm auf.
"Du kleine Petze", knurrt Sebastian und reißt ihm sein Handy aus der Hand.
Frederik hebt langsam seinen Kopf. Sein Blick scheint keine Spur ängstlich. "Chillt, Leute. Ich habe der grauen Maus kein Wort verraten. Aber das kann sich noch ändern."
"Was willst du damit sagen?", fragt Felix scharf.
Seufzend verdreht Frederik seine Augen, springt von der Mauer und nimmt Sebastian sein Handy ab. "Na, ist doch ganz einfach, Leute. Ich werde nichts sagen, aber dafür müsst ihr mich in eure Clique aufnehmen. Und ich werde euch leiten."
Prustend halte ich mir meinen Bauch. "Das meinst du doch wohl nicht ernst?", frage ich, als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe. "Auf keinen Fall, alter."
Frederik grinst mich an und geht an uns vorbei. "Na schön. Dann werden wir uns wohl nie wieder sehen. Viel Spaß bei der Suche nach einer neuen Schule!"
Zweifelnd sehen Sebastian und Felix beide zu mir. Ich seufze tief. "Wollt ihr euch ernsthaft erpressen lassen?", frage ich genervt und fahre mir einmal durch die Haare.
"Willst du ernsthaft wieder die Schule wechseln? Patrick, irgendwann machen unsere Eltern das nicht mehr mit", stellt Felix fest und schaut unruhig über meine Schulter, anscheinend zu Frederik.
"Man... okay...", seufze ich und drehe mich um. "Frederik, warte mal!"So, damit ist das auch geklärt!^^
Gibt es noch Fragen, auf die ihr noch eine Antwort wollt? Oder irgendwelche Specials, auf die ihr Lust hättet? Dann schreibt es gerne in die Kommentare!
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CAN'T YOU SEE? ᵏüʳᵇⁱˢᵗᵘᵐᵒʳ
ФанфикManuel kommt auf seine neue Schule, da seine Familie umgezogen ist. Am dritten Tag findet er direkt einen neuen Freund, welcher, genauso wie er, schwul ist, doch Patrick und seine Bande bestehend aus Sebastian, Freddie und Felix machen ihm das Leben...