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POV Patrick
Mit gemischten Gefühlen laufe ich nach der Schule nach Hause. Unruhig kicke ich einen Stein vor mir her, bis er irgendwann auf der Fahrbahn landet und ich zu müde bin, um ihn zu holen.
Irgendwie ist alles gerade komisch. Ich bin so verwirrt von mir selbst. Wieso kann ich nicht einmal meine Fassade aufrechterhalten wenn Manu dabei ist? Mein Plan war es, ihn anzuschnauzen und ihn ein für allemal loszuwerden, aber natürlich fange ich direkt an zu heulen und muss ihn danach natürlich noch küssen! Was habe ich mir dabei gedacht? Früher war ich immer angeekelt von Schwulen und Lesben. Immer hin könnten diese die ganze Welt auslöschen und sowieso ist das unnormal! Aber warum habe ich dann Manu geküsst?
Genervt schlage ich einen anderen Weg ein und bewege mich auf einen leerstehenden Spielplatz zu, welcher gerade am Wegrand aufgetaucht ist, und lasse mich dort auf eine Schaukel fallen. Ich muss irgendwo einen klaren Kopf bekommen.
Ich empfinde doch nichts für Manu, oder? Der Kuss... ich hatte so ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Und als wir uns gelöst hatten, bin ich sofort abgehauen, um mich davon abzuhalten, ihn direkt wieder zu küssen. Was ist denn nur mit mir los?
Seufzend vergrabe ich den Kopf in den Händen und ziehe einmal an meinen Haaren, wodurch ich kurz aufschreie, da ich das nicht gerade leicht getan habe.
Wieso war ich auch so dumm und habe Manu am Samstag geküsst und ihm diese Knutschflecken zugefügt? Das ist ekelhaft! Einfach nur widerlich! Jetzt läuft er mit Kennzeichen von mir rum, die jeder sehen kann, wenn er nicht Wirklich aufpasst. Verdammt, warum passiert das ausgerechnet mir?
Ich habe doch keine Gefühle oder dergleichen für ihn, oder?
Verzweifelt vergrabe ich meine Hände in meinen braunen Haaren, ziehe etwas an ihnen und stöhne genervt.
Warum passiert sowas nur mir? Warum verwirrt mich gerade alles? Eigentlich kann ich mir doch sicher sein, dass ich keine Gefühle für ihn habe. Vor kurzem hatte ich immerhin noch eine Freundin! Welche sich anscheinend wieder für mich interessiert. Vielleicht sollte ich Kelly wieder anrufen damit sie mich ablenkt und mich davon überzeugt, hetero zu sein. Quatsch, ich bin überzeugt. Ich kann nicht schwul sein!
Oder?
"Verdammt", knurrte ich und gebe der Schaukel, auf welcher ich sitze, etwas Schwung. Zum Glück befindet sich gerade niemand anderes auf dem Spielplatz, damit niemand was von meinen Gedankengängen mitbekommt. Das ist doch peinlich! Der große Schwulenhasser entscheidet sich auf einmal, die Seite zu wechseln und auf Schwänze zu stehen. Das wird nie passieren! Warum hat diese bescheuerte Woche nur heute erst angefangen?
Aber der Kuss... der war schon irgendwie schön. Auch wenn er mit einem Jungen war.
Energisch springe ich auf und gehe vom Spielplatz runter. Ich muss mich jetzt davon überzeugen, noch hetero zu sein. Solche Gedanken sind doch nicht normal!
Mit einer Hand fummele ich mein Handy aus der Tasche und tippe einhändig Kellys Nummer ein. Ich knabbere auf meiner Unterlippe, während ich darauf warte, dass sie abhebt.
Nach zweimal Tuten erklingt ihre Stimme. "Hallo, Patty!"
"Hey, Kel", sage ich und versuche fröhlich zu klingen. "Hast du gerade irgendwas vor?" Da ich mir ihre Antwort bereits denken kann, mache ich mich schon mal auf den Weg in die Richtung ihres Hauses.
"Ähm... klar, aber w-wieso?", antwortet sie mit einer quietschenden Stimme.
Ich seufze und zwinge mich dazu, endlich was zu sagen. "Ich dachte... wir könnten es nochmal... miteinander versuchen..."
"Oh mein Gott, wirklich?", quietscht Kelly in mein Ohr, weshalb ich das Handy etwas von diesem entferne.
"Wenn du mich nicht vorher taub machst...", murmele ich und bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das machen sollte. Ich habe nicht ohne Grund mit diesem überdrehten Mädchen Schluss gemacht.
"Entschuldigung! Ich lass es! Kommst du zu mir?", fragt sie mit einer normaleren Stimme.
Mein Gewissen sagt mir, dass ich das ganze nicht tun soll, aber schließlich gewinnt mein Ego, welches nicht einsehen will, dass mir der Kuss mit einem Jungen gefallen hat. Der Kuss sollte mich doch nur davon überzeugen, hetero zu sein! Er sollte mich anwidern! Aber stattdessen hat er genau das Gegenteil bewirkt.
"Patty? Bist du noch da?", dringt es aus meinem Hörer, wodurch ich aus meinen Gedanken gerissen werde.
"Ich bin unterwegs. Bis gleich", murmele ich und lege auf. Jetzt gibt's kein Zurück mehr.

Wollt ihr ausgeschrieben haben, was passiert oder soll's direkt weitergehen am Dienstag?^^

CAN'T YOU SEE? ᵏüʳᵇⁱˢᵗᵘᵐᵒʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt