22. Ich mache Schluss.

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POV Jodie
Meine Schlafsachen habe ich ausversehen zu Hause vergessen, weshalb ich schon den ganzen Abend in den Sachen von Manus Mutter rumlaufe, welche sie mir bereitwillig gegeben hat, als sie vorhin nach Hause gekommen ist. Jetzt ist sie mit dem Vater meines besten Freundes oben und schläft wahrscheinlich. Manus Bruder pennt im Keller. Er ist ebenfalls eben nach Hause gekommen. Gerade liegen Manu und ich nebeneinander auf dem ausgezogenen Sofa im Wohnzimmer und gucken eine weitere Folge von TubeClash 02, vorhin ist Manu noch in sein Zimmer gerannt und hat irgendwas am Pc gemacht, da klingelt auf einmal mein Handy.
Ich nehme es verwundert hoch und blicke auf das Display. SCHATZ <3 RUFT AN, steht da.
Ich tippe Manu an, damit er die Folge auf Stopp macht, was er dann auch macht, und nehme dann den Anruf an. Schnell mache ich auf Laut.
„Hey, Babe", begrüßt Sebastian mich. Seine Stimme klingt kleinlaut und dünn. Irgendwie zerbrechlich.
„Hi", erwidere ich knapp.
Der Junge am anderen Ende holt tief Luft und fängt dann an: „Es tut mir leid, was ich gemacht habe. Du weißt, dass wir uns alle nur wegen Freddie verändert haben. Manu ist eigentlich voll in Ordnung."
„Ja, das ist er. Mehr als das. Er hilft mir. Wie du. Aber, Sebastian, du hast ihn verletzt. Meinen besten Freund", sage ich und warte auf eine Antwort.
„Ja, und das tut mir auch schrecklich leid. Bitte, ich liebe dich!", verspricht Sebastian.
„Aber ich kann nicht verstehen, warum du dich nicht einfach gegen Freddie wehrst. Ihr alle. Du bist sowieso stärker, Patrick auch und Felix ... naja, er ist auch stark", meine ich und kaue abwartend auf meiner Unterlippe rum.
„Ich ... das kann ich dir nicht sagen ...", versucht mein Freund sich heraus zu reden.
„Ach ja? Ich habe dir immer alles anvertraut! Ich habe dir gesagt, dass ich was mit Manu gemacht habe. Und du weißt wie offen ich dir früher gegenüber war. Ich habe dir vertraut. Weil du mir geholfen hast. Ich dachte, du vertraust mir auch!"
„Man, ich kann es nicht sagen!" Nun wird Sebastian auch ein bisschen lauter. „Es besteht die Gefahr, dass ... scheiße! Frag ihn doch selbst. Er ist dein Bruder." Am Ende wird Sebastian immer leiser.
„Weißt du was? Das werde ich auch. Und dich will ich solange nicht mehr sehen. Ich mache Schluss!"
Boom. Aufgelegt.

POV Taddl
Samstag Morgen. 9 Uhr, was ich nach einem Blick auf mein Handy feststellen kann. Aber wo bin ich? Wieso ist er hier so unordentlich? Ich schrecke hoch. Doch dann entdecke ich, wo ich bin. Bei Ardy. Wo sonst? Ich lasse mich wieder in die Kissen sinken. Neben mir liegt Ardy. Mein Ardy. Aber Moment mal. Warum liegen wir in einem Bett? Und warum haben wir beide keine T-Shirts an? Wir haben doch macht etwa ...? Nach einem Blick unter die Decke stelle ich beruhigt fest, dass wir noch unsere Boxershorts anhaben.
Und da fällt mir alles wieder ein. Wir haben gestern noch eine Serie geguckt, wobei ich mich eng an meinem Freund gekuschelt habe, dann war eine Folge zu Ende, aber Ardy hat nicht weiter gemacht. Er ist eingeschlafen. Also habe ich den Fernseher ausgemacht, uns beide bis auf die Boxer ausgezogen und uns zugedeckt. Es ist wunderschön neben Ardy. Aber irgendwas ist doch heute ... ach ja! Das Treffen mit Manu!
Glücklich springe ich hoch und stibitze eine frische Boxer aus Ardys Schrank. Durch eine angrenzende Tür gelange ich ins Badezimmer, wo ich allerdings keinen Schlüssel finden kann und deswegen hoffen muss, dass niemand reinkommt. Nach einer erfrischenden Dusche stehe ich gerade nur in Boxer vor dem Spiegel und Kämme mir meine blauen Haare, als Ardy den Raum betritt.
„Guten Morgen", murmelt er verschlafen und legt von hinten seine Arme um mich.
Ich lasse die Bürste sinken und betrachte uns im Spiegel. Wir sind schon süß zusammen, finde ich. Sanft fahre ich mit meinen Fingern über Ardys Verschränkte Arme. Wir beide, nur in Boxershorts bekleidet in einem Badezimmer. Alleine.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich bemerke, sie sich etwas an meinem Hals festsaugt. Ein leises Keuchen entfährt meiner Kehle, als ich Ardy bei seiner Tat betrachte und ich muss Lächeln. Scheinbar zufrieden betrachtet dieser sein Werk.
„Ich liebe dich, Ardy."
„Ich dich auch, Taddl."

Nach dem Frühstücken, welches aus belegten Brötchen vom Bäcker besteht, liege ich in Ardys Armen auf seinem Bett. Er lehnt an der Wand und ich lehne vorne an seiner Brust. Sanft streicht er über meine Arme und gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Ich trage einen etwas großen Pulli von Ardy und dazu eine helle Jeans, was ich mir aus seinem Schrank ausgesucht habe. Es sind Sachen, die ihm schon zu klein sind, weshalb ich sie behalten kann. Sie riechen wunderbar nach meinem Freund.
„Du, Ardy?", frage ich, als mir plötzlich wieder das treffen mit Manu einfällt.
„Hm?", macht mein Ardy und fährt vorsichtig über den Knutschfleck an meinem Hals, den er mir vorhin verpasst hat.
„Wie spät ist es?" Ruckartig richte ich mich auf.
Ardy greift nach seinem Handy und antwortet dann: „Es ist halb elf. Wieso? Musst du schon gehen?" Er zieht einen Schmollmund.
„Ich soll um 11 Uhr Manu abholen! Wir wollten Zusammen in den Skatepark gehen", erzähle ich schnell und rappele mich auf.
Ardy richtet sich nun ebenfalls auf. „Schade. Soll ich dich fahren, Prinzessin?", fragt er.
„Wenn du mich nicht so nennst, ja", lache ich und verlasse gefolgt von ihm das Zimmer. Im Flur schlüpfe ich erst in meine Jacke und lasse mich dann auf den Boden fallen, um meiner Schuhe zuzubinden.
„Okay, Prinzessin!", kichert Ardy und reicht mir die Hand, welche ich auch ergreife. Aber anstatt mich an ihm hochzuziehen, ziehe ich ihn zu mir runter und drücke wenig später meine Lippen auf seine. Ardy erwidert und beugt sich leicht über mich. Meine Hand fährt an seine Wange und streicht dann in seinen Nacken, um ihn näher zu mir zu ziehen. Sanft löse ich mich wieder von ihm und Grinse ihn an.

POV Manu
Ungeduldig fahre ich mit meinem Board vor meinem Haus im Kreis. Jodie ist vor einer halben Stunde gegangen. Sie möchte Freddie danach fragen, was los ist. Ich habe ihr direkt nach dem Telefonat mit Sebastian gesagt, dass sie es nicht hätte machen sollen. Jodie gehört zu ihm und er zu ihr. Sie hat nur gesagt, dass sie einfach ein bisschen Abstand braucht. Und dann ist sie eingeschlafen. Nach unserem Frühstück heute Morgen ist sie dann los.
Und ich warte hier auf Taddl. Auf meinem Rücken trage ich einen Rucksack mit zwei Flaschen Wasser und ein paar Snacks. Und natürlich mein Handy und etwas Geld, falls uns die Vorräte ausgehen.
Wo bleibt denn Taddl? Er ist schon ganze 10 Minuten zu spät!
„Hey, Manu!", ruft plötzlich jemand.
Ich blicke mich um und sehe Taddl, wie er hinter einem Jungen, welchen ich als Ardy identifiziere, auf einem Mofa sitzt, die Arme um diesen geschlungen und mit einem Helm auf seinen blauen Haaren. Sein Skateboard hat er unter seinen Arm geklemmt. Vor meinem Haus halten die beiden an.
„Hey, ihr zwei", murmele ich. „Und wo soll ich hin?"
Taddl lacht und springt ab, um mich in seine Arme zu schließen. Als er mich wieder loslässt verwandelt sich sein breites Grinsen in ein erschrockenes Gesicht. „Manu, was ist passiert?", fragt er geschockt und betrachtet mein blaues Auge, welches sich über Nacht nicht verbessert hat.
„Freddie und Sebastian haben mir aufgelauert", meine ich und zucke mit den Schultern.
„Geht's?", fragt Taddl besorgt.
„Sieht's so aus?", erwidere ich knapp und hebe mein Board auf.

Da ist Manu aber schlecht drauf. Wieso nur? Also ich weiß... okay, ich lasse es :)

CAN'T YOU SEE? ᵏüʳᵇⁱˢᵗᵘᵐᵒʳWo Geschichten leben. Entdecke jetzt