✴Kapitel 11✴

2.1K 104 20
                                    

Ein kurzer Hand griff und ich hatte das Buch unter meinem Bett hervor gezogen. Erst jetzt bemerkte ich, was für ein dicker Wälzer das doch war. Für die nächsten Monate hatte ich keine Langeweile mehr.

Den ganzen Vormittag verbrachte ich im Bett. Und laß mir das Buch durch. Eine komplett andere Welt schien daraus zu entspringen.

Tiere die sich teleportieren konnten. Oder Blumen, die so groß wie ein Mensch werden. Ein bisschen wünschte ich mir in dieser Welt zu leben. Sie schien um einiges besser zu sein, als meine Welt. Mit dem zucken der Finger Berge zu erschaffen, oder mit einem Hand schnippen ein Feuer zu zaubern. Das wäre echt cool. Vielleicht, wenn ich schon lange unter der Erde liege und der Tod über mich lacht, kann unsere Welt das wirklich. Sich zum nächsten Ort teleportieren zu können, wäre schon praktisch.

Langsam konnte ich einfach nicht mehr weiter lesen. Es ging einfach nicht. Ich schälte mich aus der Decke und versteckte das Buch wieder unter meinem Bett, bevor ich ins Bad verschwand.

Das heiße Wasser prasselte auf meine Haare. Duschen war so eine Quälerei. Am Anfang war es grausam, wenn die ersten Tropfen die Haut berührten. Und wenn man aus der Dusche wieder ging, war es extrem kalt. Kreischend sprang ich in die Ecke. Das Wasser war nicht mehr Warm, sondern eiskalt. Die Dusche konnte wohl gedankenlesen... wenn sie einen Mund hätte, würde sie sich bestimmt über mich lustig machen.

Andererseits wollte ich lieber nicht wissen, über was sie alles reden würde.

Bevor ich noch auf dümmere Gedanken kam, ergab ich mich meinem Schicksal und verließ zitternd die Dusche. Was wollte ich machen?

Ich entschied mich einfach wieder an den See zu gehen. Heute hatte Dad Geburtstag. Mom hatte sich bestimmt viel Arbeit aufgestaut, damit sie nicht an ihn denken musste. Am See fühlte ich mich Dad näher. Ein dummer Stein auf einem Friedhof hatte nichts mit ihm gemeinsam. Keine Erinnerungen. Morgen war mein Geburtstag. Direkt nach Dad. Ob Mom etwas geplant hatte?

Morgen würde ich extra schwänzen. Immerhin war es mein Geburtstag. Ganz bestimmt verbrachte ich ihn nicht mit Schule und Kayden.

Mein Rucksack war schnell gepackt. In Gedanken ging ich nochmal durch, was ich alles hatte. Handtuch, Zahnbürste, T-Shirt, Bikini, Schlafanzug,... Essen. Das fehlte mir. Voll gepackt verschwand ich in die Küche und suchte mir ein paar Sachen zusammen. Eine Schokoladentafel stand einladend auf dem Tisch und schrie mich gerade zu an, sie endlich mitzunehmen. Wasser hatte ich noch in der Hütte. Diesmal steckte ich mir auch Streichhölzer ein. Falls Chris wieder vorbei kam.

Wie hatte er eigentlich den See gefunden? Diesen Ort sollte eigentlich niemand finden. Er lag so weit im Wald, dass man nicht 'einfach so mal vorbei kam'. In meinen Hinterkopf schlich sich der Gedanke, dass Chris mir gefolgt war. Unheimlich. Sofort verwarf ich jegliche Art dieser Vorstellung.

Lisa würde mir wieder als Alibi dienen. Zwar hatte sie mich gefragt, ob sie mitkommen sollte. Aber diesen Tag wollte ich alleine sein. Komplett alleine.

Gestern Abend hatte es noch geregnet. Der Matsch klebte und haftete sich an meine Schuhe. Gummistiefel wären jetzt gut. Daran hatte ich natürlich wieder nicht gedacht.

In der Hütte angekommen, zog ich die Sachen aus meinem Rucksack. Die obersten Sachen, die aus Essen bestanden, waren durch die Tropfen, die von den Bäumen gefallen waren, etwas nass geworden. Ich stapelte sie auf den schwarzen IKEA Tisch, der neben dem Minikühlschrank stand. Wieso die Hütte Strom hatte, und wer ihn bezahlte, war für Dad und mich ein Rätsel geblieben. Immerhin gab es Strom. Und dafür war ich mehr als dankbar. In der Steinzeit wollte ich nicht leben und auch keine Erfahrungen machen.

Hate Me - Unkontrollierbare Sinne Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt