✴Kapitel 12✴

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Erschrocken drehte ich mich herum.
Oh nein. Wie viel Unglück musste man bitte haben. Komm schon.

"Ich... äh... ich habe ein Feuer gemacht." Fast hätte ich mich selbst geohrfeigt. Chris sah das bestimmt auch. Wie dumm ich in seinen Augen aussehen muss. Wie eine verrückte im Wald, die Selbstgespräche führt.

"Was machst du hier überhaupt? Verfolgst du mich?" Ein schwacher versuch, ihre letzte Würde zusammen zu kratzen.

Ich schlug meine Augen auf. Was war passiert? Ich konnte mich an alles erinnern, wie ich schwimmen war. Wie ich am Feuer saß... und dann war dort nichts. Angestrengt durchforstete ich mein Gehirn. Wo war ich überhaupt?

Durch Zufall schien sich alles sofort zu verschärfen. Ich lag auf etwas, etwas hartem. Einzig und allein Wolken konnte ich mir anschauen.

Wo war ich verdammt noch mal? Panik beschlich mich. Ich war angekettet. Meine Hände, sowie auch mein Oberkörper, waren mit Gurten fixiert. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen, sonst schnitten mir die Gurte ins Fleisch. Im Hintergrund rauschte Wasser. Vermutlich ein Wasserfall, für einen Fluss war es zu Laut. Zu gewaltig.

"Sie ist wach." Ich zuckte bei der Stimme zusammen. Wer war das? Bin ich entführt worden? Oh nein. Bitte nicht. Ich schob die Gedanken beiseite. Ich brauchte jetzt volle Konzentration. Schritte hallten über den Boden wieder.
Schwere Schritte.

Weitere Schritte kamen hinzu. Bis jemand direkt vor mir stehen blieb. Nur aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie der Mann hinter sich blickte. Er schien mit seinen Händen Anweisungen zu geben. Er war also nicht alleine.

Nun wand er sich mit kühlem Blick mir wieder zu. Eine lange Narbe, die von seinem Kinn bis schräg zu seinem Haaransatz reichte, durchzog sein ganzes Gesicht. Seine langen, pechschwarzen Haare verdeckten zwar einen Großen Teil. Ließen ihn jedoch nur noch wilder erscheinen.

Er trat noch einen Schritt näher. Unwillkürlich drückte ich weg. Doch nur um ein paar Millimeter. Kurz machte es ein kleines Klicken, bevor sich die Schnallen um meinen Körper lösten und ich hindurch schlüpfen konnte.

Ich brachte ein paar Meter Abstand zwischen uns. Sie hatten mich in eine Ruine gebracht. Zerfallen durch die Zeit. Wie lange sie hier schon stehen musste? Die Natur eroberte sich winzig kleine Teile zurück. Ranken schoben und schlangen sich um Steine. Ich hatte Recht gehabt. Hinter mir rauschte ein riesiger Wasserfall. Unwillkürlich machte ich ein paar Schritte auf die Klippe zu.

Nebel stieg auf und legte sich auf mein Gesicht. Einzelne Wasserspritzer durchnässten meinen dunkelblauen Pullover. Ich trat einen weiteren Schritt darauf zu. Ich konnte mich garde soweit drüber lehnen, dass ich sehen konnte, wie das Wasser in die Tiefe fiel. Man konnte nur erahnen, wie hoch er war. Denn der Nebel verdeckte die Sicht.

Es war auf jedenfall zu hoch, um hinunter zu springen und die Flucht zu ergreifen. Eine dunkle Aura schien  von dem Fremden mit der Narbe auszugehen, als ich mich zu ihm herum drehte. Er war mir bis auf ein paar Meter gefolgt. Wahrschnlich wollte er verhindern, dass ich sprang. Dabei würde ich es mich wahrscheinlich nicht mal trauen.

Ungewollt hatte ich Respekt vor ihm. Seine ganze Haltung zeigte Autorität. Diese Kälte in seinen Augen. Dabei waren sie in einem warmen Karamellton.
"Wo bin ich?" Ich brachte die Worte nur mit Mühe heraus. Würde er es mir verraten?  Natürlich nicht. Er schüttelte seinen Kopf. Zeigte immer noch diese Stumme Verachtung auf seinem Gesicht.

Einige weiteren Gestalten lösten sich aus dem Schatten und kamen nun zu uns. Das konnte nichts gutes bedeuten. Ich zählte fünf. An ihren Seiten baumelte ein Schwert. Deutlich sichtbar für alle. Dazu hatte jeder von ihnen eine schwarze Rüstung. Zumindest vermutete ich das. Ich kannte Ritter nur aus Filmen oder Bildern. Warte. Was sagte ich da? Es gab keine Ritter. Zumindest nicht in meinem Jahrhundert.

Hate Me - Unkontrollierbare Sinne Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt