»Verarsch mich nicht! Das alles hier, hat nichts mit Freiheit gemein. Dir ist es nicht eine Sekunde um so etwas wie Erlösung gegangen. Alles was du willst, ist Rache! Und dabei interessiert es dich einen verfluchten Dreck, wem du mit dir in den Abgrund reißt. Also hör verdammt nochmal auf, dich in deiner Selbstgefälligkeit zu suhlen und einen auf Gerechtigkeit zu machen, du Scheißheuchler! Denkst du allen Ernstes, dass deine Familie glücklich wäre, wenn sie dich jetzt so sehen könnte? Glaubst du nicht, dass deine Tochter eher verängstigt von ihrem Vater wäre, anstatt stolz?«
»Stolz? Lächerlich. Meinst du nicht, dass wir diesen Zeitpunkt schon längst überschritten haben, bei dem du noch an mein Gewissen appellieren hättest können?«, antwortet Lorcan kopfschüttelnd und breitet stolz seine Arme aus. Das Wasser in Valerians Glaskasten steht mittlerweile Brusthoch. Unaufhörlich dringt weiteres Schmutzwasser nach. »Diese Welt wird untergehen. Es ist unausweichlich. Sie hätte es schon vor Jahrzehnten tun sollen. Und ja, alles was ich will, ist Rache. Rache an denen, die mir alles nahmen, wofür es sich zu leben gelohnt hat.«
Er stößt ein hohles Lachen aus und beobachtet das wachsende Entsetzen in Valerians dunklen Augen. Mir ist furchtbar kalt. Es kommt mir so vor, als könnte ich bald die weißen Wölckchen meines eigenen Atems sehen.
»Schon vor Ewigkeiten habe ich damit begonnen im Hintergrund die Fäden zu ziehen und mein Umfeld zu manipulieren. Schatten? Macht euch nicht lächerlich. Ihr seid wirklich ein Witz. Sterbt bei meinen Missionen wie die Fliegen. Hach, ich hatte echt gehofft, dass sie bei diesem Himmelfahrtskommando, Ryan und dich zu retten, alle verrecken würden. Leider habe ich die Regierungssoldaten unterschätzt. Nicht mal mit ein paar einfältigen Kids können die es mehr aufnehmen.«Ich höre ein Röcheln. Trübes Wasser schwappt über Valerians Lippen, der seinen Kopf weit in den Nacken gelegt hat. Ich kann nicht verhindern, dass mich das nackte Grauen packt. Ich werde ihm wirklich beim Ertrinken zusehen müssen.
»Hör auf! Hör endlich auf!«, schluchze ich. Die Augen fest auf Valerians Nase gerichtet. Es bleibt keine Minute mehr. »Lass Valerian gehen! Lass ihn in Ruhe! Er hat doch nichts falsch gemacht.«
»Deine Mutter wäre enttäuscht von dir, könnte sie dich jetzt sehen«, bemerkt er aus heiterem Himmel und treibt mir das nackte Grauen in die Adern. »Sie war wirklich eine treue Gefährtin, im Gegensatz zu dir. Zunächst war sie meine Spionin und nachdem ich ihr zur Flucht verholfen habe, kämpften wir Seite an Seite. Es war perfekt. Wir hatten Pläne für Defacity, bis …
Tja, bis ich sie den Echos zum Fraß vorwerfen musste. Zumindest ihr Schicksal wirst du am Ende teilen können.«Ich zucke zusammen. Könnte ich mich jetzt bewegen, würde ich mir die Hände vor mein Gesicht schlagen.
»Das hier ist heute mein letzter Kampf. Mein Vermächtnis.« Lorcan berührt zärtlich die Glasscheibe, hinter der Valerian ertrinkt. »Niemand kann mich jetzt noch aufhalten, wo Kenshin nicht mehr da ist. Ich werde Defacity in die Hölle auf Erde verwandeln und jeden töten, der dir etwas bedeutet. Punkt zwölf werdet ihr alle in der Hölle schmoren! Und du wirst mir bis zum Schluss dabei zusehen und darum betteln, selbst sterben zu dürfen. Beginnen werden wir mit Val–«Er bricht mitten im Satz ab. Seine Augen vor Entsetzen und Überraschung geweitet, sehe ich dabei zu, wie er in dem Moment auf dem Boden aufschlägt, als Valerian dem Drang den Mund zu öffnen, nicht länger widerstehen kann. Er atmet Wasser ein.
Ein dunkler Schatten fällt über den, schwer nach Luft schnappenden Lorcan. Ihm wird in einer flüssigen Bewegung die sich unter seinem Mantel befindliche Waffe entrissen. Dann feuert der Schatten auf die Glasscheibe, die zum Glück nicht aus schussicherem Polycarbonat besteht. Es bricht nach dem zweiten Schuss. Eine Flut Schmutzwasser ergießt sich in den Folterkeller und durchnässt mich bis auf die Knochen. Valerian, der noch immer durch seine Fesseln an Ort und Stelle gehalten wird, hustet schwer und saugt gierig Luft in seine Lungen.
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We are never Safe
Science Fiction»Du kannst dich verstecken, versuchen zu fliehen oder kämpfen. Egal, für was du dich auch entscheidest: Du bist niemals sicher. Nie.« Nachdem ein hochansteckendes Virus beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hat, lebt ein letzter Teil, abgeschot...