Sie heben meinen schlaffen Körper mit Leichtigkeit auf den kalten Metalltisch, auf den schon etliche Kids vor mir gelegen haben. Das OP-Hemd, welches ich seit meinem Aufwachen trage, fühlt sich seltsam klamm auf meiner verschwitzten Haut an. Mir ist eiskalt, ich zittere und mein Mund ist vollkommen ausgetrocknet. Langsam bekomme ich den Eindruck, dass ich mich selbst dann nicht bewegen könnte, wenn keine Droge durch mein Blut zirkulieren würde.
Sie zurren zunächst meine Arme und Beine mittels der Ledermanschetten fest, bevor sie mir Elektroden an Kopf, Stirn und Schläfen festkleben. Das alles dauert keine zwei Minuten. Sie gehen schnell, konzentriert und äußerst routiniert vor.
Man könnte sagen, dass sich die aus Distrikt 3 ruhig eine Scheibe abschneiden könnten, wäre das hier nicht so scheiße traurig gewesen.Das Ärzteteam trifft letzte Vorbereitungen. Sie schließen mich an eine Maschine an und schon setzt das rhythmische Piepen meines Herzschlags ein. Er ist in Anbetracht der Umstände lachhaft ruhig. Farang und Hemingway beobachten die Abläufe wachsam hinter der Glasscheibe. Ich kann ihre Anwesenheit deutlich spüren. Sie brennt wie Säure.
»Vitalwerte?«
»Alle im grünen Bereich. Puls und Blutdruck konstant. Hirnaktivität im Normalbereich. Atmung regelmäßig. Überprüfe Temperatur.« Mir wird ein kleines Gerät an die Stirn gehalten und kurz darauf mit einer grellen Lampe in die Augen geleuchtet. Ich widerstehe dem Drang sie zusammenzukneifen.»Temperatur ist erhöht. Subjekt hat 37,8 Grad Fieber.«
»Rechnen Sie mit Komplikationen. Dr. Farang hat mich außerdem instruiert, dass das Subjekt an einer künstlich herbeigeführten Amnesie leidet. Könnte sein, dass wir ihr Hirn in Phase III grillen, wenn wir nicht höllisch aufpassen. Atemgerät und Defibrillator bereitstellen.« Ich höre dabei zu, wie die entsprechenden Hilfsmittel bereitgestellt werden.
»Fertig. Alles Bereit«, meldet die Frau, Ms Quinn oder wie auch immer.
»Perfekt. Beginnen wir mit Phase I. Und hoffen wir das Beste.«Das war's dann wohl, denke ich. Letztendlich habe ich doch nichts bewirken können. Jetzt, wo ich kurz vorm Ende stehe, konnte ich niemanden beschützen. Mutter wäre sicherlich enttäuscht. Ich habe Skara im Stich gelassen. Und auch …
Ich versuche noch den Gedanken zu unterbinden, doch es nützt nichts. Sein unbarmherziges Gesicht stiehlt sich mit Macht aus dem Schatten hervor. Ich will vor Verzweiflung weinen.Sie schalten die Geräte ein und ein kochend heißer Schmerz explodiert, wie ein Feuerball hinter meiner Stirn. Er setzt mein Rückgrat in Brand und lässt meine Knochen schmelzen. Ich will schreien, doch meine Muskeln gehorchen mir einfach nicht. Ich bin gefangen. Gefangen in meinem eigenen Körper und kann nichts dagegen tun.
Tränen strömen mir über das Gesicht und vermischen sich mit meinem eigenen Schweiß. Die Qualen werden immer unerträglicher. Ein glühender Schürhaken bohrt sich mit Kraft durch meinen rechten Augapfel und durchstößt die Schädeldecke, als Phase II startet. Meine Haut scheint zu reißen und einfach abzupellen.Im Versuch zu schreien, verschlucke ich mich an meinem Speichel. Ich huste und würge, sodass mir unweigerlich die Luft ausgeht. Japsend versuche ich einzuatmen, doch es gelingt mir nicht. Meine Lunge krampft sich schmerzhaft zusammen und schwarze Flecken tanzen vor meinen Augen.
Jetzt und hier will ich sterben. Diese verdammten Qualen sollen einfach nur aufhören. Doch das Geschenk bekomme ich nicht, als mir der nächste Atemzug schon wieder leichter fällt. Sie führen mir künstlich Sauerstoff zu.Ich höre die Ärzte tuscheln, doch eine weitere Stimme überdeckt ihr Gerede.
»Was ist mit dir? Gibst du etwa schon auf?«, schreit Kenshin mich an. Selbst im Angesicht des Todes lässt mir mein Mentor keine Ruhe. Ja. Ich halte es nicht mehr aus. Ich kann einfach nicht mehr.
»Na los! Zeig mir wie stark du bist!«
Seine Stirn ist wie üblich gerunzelt und sein Blick hart, während er meinen jämmerlichen Attacken ausweicht. »Zu langsam. Gib dir mehr Mühe! Pass auf deine Deckung auf und schlag zu!«, brüllt er und bringt mich innerlich zum Kochen.
Er schont mich nicht und so trifft mich seine Faust zielgenau an der rechten Schläfe. Noch im selben Atemzug kickt er mir die Beine weg und ich falle benommen zu Boden. Alles dreht sich, sodass es mir vorkommt, als müsste ich jeden Augenblick meine Innereien auskotzen. Doch natürlich ist das Schwachsinn. Die Vorstellung einer Zehnjährigen.
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We are never Safe
Ciencia Ficción»Du kannst dich verstecken, versuchen zu fliehen oder kämpfen. Egal, für was du dich auch entscheidest: Du bist niemals sicher. Nie.« Nachdem ein hochansteckendes Virus beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hat, lebt ein letzter Teil, abgeschot...