Verkohlt

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10 Jahre ist diese Entscheidung nun her. Viele Male bist du wiederkehrt und hast Ihnen über deiner Erfahrungen berichtet. Sie waren auch über deine Fähigkeiten der Lichtmagie erfreut, die sich ebenfalls erweitert haben. Nur Litih war nicht erfreut darüber und hat sich bei jedem Besuch mehr und mehr verschlossen.

Du schaust auf deine Heimat, in Gedanken auf die Vergangenheit gerichtet. So erst bemerkst du erst spät, als ihr schon am Fuße des Tales seid, dass die Rauchwolken etwas zu stark sind und zu viele. Du kneifst die Augen zusammen um deine Gedanken wieder in die Gegenwart zu richten und deine Elbfähigkeiten zu bündeln. Erschrocken von dem Anblick, reißt du die Augen weit auf. „NEIN!" „Kaya, lass es sein!", Gandalf packt dich schnell, bevor du losstürmen konntest. „Du hast versprochen hierzubleiben." „Gandalf, ...", flüsterst du flehend. Er tätschelt deinen Kopf. In tiefer Verzweiflung lässt du dich sinken. Gail legt sich zu dir. Nach wenigen Stunden seid ihr am Tor des Walls angekommen. Es ist aus den Angeln gerissen. Orkleichen liegen vor dem ganzen Wall verstreut. Die Stadt dahinter zerstört und die Häuser in Schutt und Asche gehalten. Manche von ihnen brennen noch. Du gehst von dem Wagen herunter. Gail begleitet dich ebenfalls. Gandalf erhebt sich ebenfalls und ihr schaut euch gemeinsam um. Dein Weg führt dich verschleiert geradewegs zum Thronsaal. Die Toten um dich herum nimmst du kaum war. Betrübt von dem Schleier der Trauer öffnest du das kaputte Tor der Halle. Deine Mutter und Vater liegen inmitten des Chaos. Die Augen geschlossen, die Kampfkleidung angelegt. Sie sehen aus als ob sie schliefen. Doch du weißt, es ist nicht so. Die tiefen Schnitte in ihren Bäuchen, beweisen das umso mehr. Voller Entsetzen gehst du langsam auf sie zu. Sie liegen nebeneinander, die Hände in der Hand des anderen. Du fällst vor Ihnen in die Knie. Gail setzt sich neben dich und lässt den Kopf hängen. „Du darfst dir keine Schuld geben. Wenn du hier gewesen wärst, wärst du ebenfalls gestorben." Gandalfs Stimme scheint von weit weg zu kommen. Du willst antworten, bekommst aber kein Ton heraus. Er kommt zu dir, kniet sich neben dich und klopft dir auf die Schulter. Du merkst wie dir die Tränen hochsteigen. Du schaust auf deine Eltern herunter und nimmst dir die zwei Anhänger, die deine Eltern um ihren Hals tragen. Sie sind zwei Teile, die zusammen eins ergeben, und das Zeichen deines Volkes sind. Ein Trible. Die Verbundenheit von Licht und Schatten. Gut und Böse. Tag und Nacht. Tod und Leben. Du hängst dir beide um den Hals. „Was ist das?", fragt Gandalf und öffnet die Hände deiner Eltern. Du blickst auf. Gandalf greift nach einem Blatt Papier, dass etwas blutbefleckt ist. Er öffnet es und blickt es kurz an. Dann gibt er es dir traurig entgegen. Du greifst danach und blickst darauf:

„Meine liebe Tochter, dies ist unser Abschiedsbrief. Orks kamen in der Nacht und stürmten unsere Stadt. Wir kämpften ihnen mutig entgegen, doch waren sie in der Überzahl. Nach kurzer Zeit hatten sie den ersten Ring durchbrochen und wir verbarrikadierten uns in der Burg. Sie ließen uns die Wahl, entweder wir ergeben uns und nehmen uns mit, oder aber wir gingen unter. Du weißt, dass wir so nur eine Wahl hatten. Wir kämpften weiter. Bitte trauere uns nicht nach. Wir werden uns wiedersehen. Wir werden auf dich warten, bis deine Zeit gekommen ist. In Liebe, deine Eltern Falios und Lilien."

Nach jedem Satz wurde mein Herz leerer. Ich zittere und zerknülle den Brief. Gandalf legt seinen Arm um mich. „Wir werden sie beerdigen." Ich nicke nur. Gail versucht mich etwas zu trösten, indem er meine Hand leckt. Der Brief steckst du geistesabwesend ein.

Nach ewigen Toten meines Volkes, dessen Gräber wir aushoben, und einzeln zu dessen tragen, waren zuletzt meine Eltern dran. Ich hatte ein würdigere Stelle ausgesucht als das verbrannte Feld, indem wir die Anderen begraben hatten. Es war an dem mysteriösen See, der einen perfekten Kreis ergab und somit den Kreislauf des Lebens widerspiegelt. Hier war die Magie reichlich zu spüren, die unser Volk umgab. Als sie beerdigt sind, nehme ich meinen Dolch, den ich am Stiefel trage, ritze mir meine Hand auf, lasse mein Blut auf ihr Grab fließen und flüstere ein stilles Gebet meines Volkes. Am Schluss schwor ich Rache, dass ich denjenigen finde, der dies angezettelt hat. Gandalf sieht mir stillschweigend zu. Gail sitzt neben ihm und wartet ebenfalls. Sie ließen mir die Zeit um mich zu verabschieden.

Nach wenigen Minuten erhebe ich mich und sehe mich um. Deine Schwester hast du nirgends gesehen. Du denkst zurück, dass sie in den 10 Jahren, sehr abweisend zu dir war, doch dass du immer ignoriert hast. Du liebtest sie doch. „Hast du meine Schwester gesehen, als du dich umgesehen hast?", frage ich auf elbisch. „Nein tut mir leid. Es scheint, sie haben sie mitgenommen." „Was meinst du? Ist sie tot oder lebt vielleicht noch?" „Tut mir leid Kaya, dies kann ich dir leider nicht beantworten. ... Wer weiß es auch schon. Orks sind abscheuliche Kreaturen, die ihren Instinkten erliegen können." „Tse, du meinst also es könnte möglich sein, dass sie sie gegessen haben?", fragst du hämisch. Deine Trauer ist nun in Wut umgewandelt. Er bleibt still. „Tse, nun denn legen wir unseren Weg fort. Mich hält hier nichts mehr." Obwohl du es wütend und zugleich arrogant gesagt hattest, weiß Gandalf, dass es nun schon ein Selbstschutz deiner Person ist. „Na gut. Lass uns aber zuvor noch unsere Vorräte, Kleider, Bücher und Waffen aufrüsten." „In Ordnung."

„Ich bin so weit, Gandalf" „Nun gut, wir werden sehen wohin uns das Schicksal führt," entgegnet er und nahm die Zügel von Imphāl wieder in die Hände. Langsam fingen sich die Wagenräder an zu drehen. Es ging in die Welt, indessen du bleiben würdest, denn deine Heimat gab es nicht mehr.

Wo Licht ist, ist auch Schatten - Herr der RingeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt