Überraschungstrip

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Mein Display leuchtet auf.

Bist du spontan? Dein Kotzebeseitiger

Ich lese die Nachricht bestimmt 3 mal. Bist du blöd? Schreibe ich blind und lösche diese Frage sofort wieder. Ich kann mir selber nichts vormachen und muss mir eingestehen dass ich enttäuscht bin. Enttäuscht von dem Morgen im Hotel und enttäuscht dass er sich drei ganze Wochen nicht bei mir gemeldet hat. Natürlich weiß ich, dass er dazu nicht verpflichtet ist und trotzdem habe ich gehofft er würde sich bei mir melden. Ein klein wenig eher melden als jetzt. Mir geht er jedenfalls nicht mehr aus dem Kopf.
"Denkst du ich bin spontan?", frage ich Lukas. "Wir können es testen"
Skeptisch schaue ich zu ihm rüber als ich grade den Zapfhahn zudrehe.
"Komm her und küss mich!"
"Spasti", bringe ich ihm augenrollend  entgegen. Die letzte Zeit macht er immer mehr solcher Aussagen. "Bis grade dachte ich schon, aber leider hast du mir grade das Gegenteil bewiesen".Er lacht und ich steige sofort mit ein.

Ich denke schon. Deine Saufziege

Wir schaukeln uns gegenseitig mit unserem Gelächter so hoch, dass mir kurze Zeit später Tränen vor Lachen kommen. Lukas und ich sind über das gute Arbeitsduo hinaus mitlerweile echt gute Freunde geworden. Erst letzte Woche habe ich ihm zwei Tage Asyl gewährt  da seine Liebste ihn vor die Tür gesetzt hat.

Du wirst morgen um 16:00 Uhr abgeholt! Dein Katerfrühstückorganisierer

"Übernimmst du morgen meine Schicht?" Mit einem Dackelblick flehe ich um Zustimmung.  Er guckt mich fragend an. "Ich habe einen Termin".
"Ausnahmsweise", stimmt er mir zu. Hastig laufe ich zu ihm rüber um ihn dankend in den Arm zu nehmen. "Ich habe einen gut bei dir!"
"Klar."

Wo geht es hin? Die Knutscher-auf-die-Wange-Drückerin

Eigentlich wollte ich Paddy Paddy sein lassen und ihm eigentlich die kalte Schulter zeigen. So habe ich es zumindest letzte Woche beschlossen, da er sich immer noch nicht gemeldet hatte. Jetzt tänzel ich nervös von einem auf das andere Bein und kriege mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.  "Hast du grade erfahren, dass du den Lotto Jackpot geknackt hast?"
Eifrig schüttel ich den Kopf " Aber der Termin morgen ist sehr wichtig für mich und ich freue mich unheimlich darauf". Irgendwas in mir sträubt sich es Lukas zu erzählen. Auch wenn wir die letzte Zeit echt viel zusammen unternommen haben und uns eine Menge  anvertraut haben, möchte ich ihm davon nichts erzählen. Leider werde ich das Gefühl nicht los, dass er mehr für mich empfinden könnte.

Wieder zu Hause schmeiße ich meine Lieblings-CD der 90'er  in meine Anlage und dusche mit den Backstreet  Boys.

Packliste: Perso!, was Bequemes, was Schickes,was zum Schlafen, was zum Schwimmen. Dein persönlicher-Entkleiderer

Echt schade, dass ich nicht mitbekommen habe wie er mich ausgezogen hat. Bei dem Gedanken werde ich sogar alleine in meiner kleinen Wohnung rot. Was hat er nur vor? Und Schlafzeug? Wir bleiben über Nacht irgendwo? Meine Hände werden feucht vor Aufregung. Es ist Wahnsinn. Beim ersten Treffen wollte ich ihn am liebsten erhängen, beim zweiten erzähle ich ihm mein ganzes Leben, beim dritten zieht er mich aus und gibt mir einen Korb und kurz vor dem vierten laufe ich hier rum wie ein kleines Kind vor Heilig Abend.  Kurze Zeit später liegt mein ganzer Kleiderschrank im Zimmer verteilt und ich bin überfordert was ich denn jetzt mitnehmen soll. Bis tief in die Nacht probiere ich die verschiedensten Outfits an und betrachte mich stundenlang im Spiegel. Mein 'hartes-Ich' setzt sich durch und macht mir eine Ansage. Und schlussendlich beherzige ich den Wunsch meine Wohlfühldinge in die Tasche zu schmeißen und mich ins Bett zu begeben.

16:03 Uhr am nächsten Tag klingelt es. Ich stehe mindestens schon eine Stunde gestriegelt im Flur und warte darauf, dass es endlich soweit ist. Die Kaffeetasse, die heute mindestens schon 8 mal wieder befüllt wurde , stelle ich noch schnell in die Spüle bevor ich meine kleine Umhängetsche über die Schulter schmeiße und meine kleine Reisetasche in die Hand nehme. Draußen steht ein Mann der mich freundlich begrüßt und mir die Tasche abnimmt um sie in den Kofferraum zu verfrachten. Er öffnet mir ganz ladylike die hintere Tür des schwarzen BMWs der hinten getönte Scheiben hat. Mir wird etwas mulmig zumute als ich sehe, dass sich sonst niemand in dem Auto befindet. Zögerlich steige ich ein. Kurz nachdem sich das Auto in Bewegung setzt ertönt mein Handy um mir zu sagen, dass eine neue Nachricht eingegangen ist.

Keine Panik. Wir sehen uns gleich. Dein schon- auf- dich- Wartender

Ich grinse mein Handy an und stecke es zurück in die Tasche. "Wo fahren wir denn hin?"
"Ich habe die Dienstanweisung  keine Auskunft zu geben. Es tut mir leid aber ich mag meinen Job. Falls es hilft, wir fahren ungefähr eine dreiviertel Stunde".  Aus dem netten Herrn war nichts herauszubekommen jedoch konnten wir uns die Fahrt über gut unterhalten. Die Zeit verging schnell und ich hatte keine Zeit mir irgendwelche Gedanken zu machen.

"Jetzt sind wir sofort da". Verdutzt gucke ich aus dem Fenster. "Hamburg Airport?" Hannes, der Fahrer, nickt ohne seine Augen von der Straße zu nehmen. Ich habe ja mit vielem gerechnet aber mit einem Flughafen nun wirklich nicht. Wir halten in einer Parkbucht und steigen aus. Ich lasse meinen Blick schweifen in der Hoffnung Paddy zu sehen aber leider hatte ich keinen Erfolg. Hannes holt meine Tasche aus dem Kofferraum "Komm, der Flieger wartet nicht auf dich". Zusammen betreten wir das große Gebäude. Nachdem wir eine Etage mit der Rolltreppe nach oben befördert wurden steuern wir auf eine Sitzgelegenheit zu worauf er meine Tasche stellt. "Er müsste sofort hier sein". Suchend blicke ich mich um , sehe aber keinen Paddy bis mich Hannes wieder in ein Gespräch verwickelt. Von hinten werden mir die Augen zugehalten und ein Gänsrhautschauer überkommt mich. "Drei Versuche"
"Paddy!",antworte ich siegesgewiss. "Leider nein", lacht die Stimme hinter mir. So schnell gebe ich nicht auf : "Mein schon-auf-mich-Wartender?"
"Nicht schlecht", gibt er zu als er mich wieder das Tageslicht erblicken lässt.
"Wo wollen wir hin?"
"Sei nicht so neugierig und komm mit". Er nimmt meine Tasche und bedankt sich bei Hannes, dann macht er sich auf den Weg und ich folge ihm.

There is hopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt