Nachdem ich den Knopf gedrückt habe, höre ich immer lauter werdende Schritte. Zögerlich drücke ich die Türklinge runter. "Was machst du denn hier?", höre ich mich fremdgesteuert sagen. "Ich habe mir Sorgen gemacht."
"Es tut mir Leid". Vorsichtig gucke ich zu ihm hoch. "Mach so etwas nie, nie wieder!" Ich nicke wie ein kleines Kind das etwas ausgefressen hat. Dann zieht er mich in seine Arme und hält mich fest."Ich habe dich versucht anzurufen." "Als wir telefoniert haben war ich schon auf dem Weg zum Flughafen." "Was ist mit deinen Terminen?" "Heute habe ich keine. Für morgen früh habe ich abgesagt." Auch wenn er mich fest in seinem Arm hält, bemerke ich eine komische Spannung. "Ist alles okay mit uns?", frage ich jetzt mutig. "Ich bin schon ein bisschen angefressen wenn du das meinst. Jetzt erzähl mir von gestern.", fordert er mich auf.
Langsam löse ich mich aus seiner Umarmung und steuer den Kühlschrank an. "Möchtest du was Trinken?" "Ich nehm das Gleiche wie du. Sofa oder Balkon?", will er wissen.
"Mir egal." , überlasse ich ihm die Entscheidung.
Da ist sie wieder, die Übelkeit. Konzentriert fülle ich die Gläser mit Maracujasaft und Mineralwasser und schaffe es die Übelkeit zu überlisten."Ich wusste, dass du dich für den Balkon entscheidest"
Paddy grinst: "Ein bisschen kennst du mich wohl doch schon." Nachdem ich die Gläser auf dem Tisch abgestellt habe greift er mich an meinem rechten Handgelenk woraufhin ich einen kurzen Schmerz verspüre als er mich zu sich zieht. Vorsichtig umgreife ich es mit der linken Hand. "Was hast du da?". Er nimmt meine Hand um sie besser inspizieren zu können. "Einen blauen Fleck. Hier auch" und strecke ihm meine linke Hand entgegen. "Wo hast du die her?" Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich weiß einfach gar nichts mehr." Paddy legt einen Arm über meine Schulter und streichelt mir sanft über den Oberarm. "Warum schießt du dich auch so ab?"
"Eigentlich wollte ich nach Hause. Wollte nur eben austrinken weil Lukas auch dabei war und ich partout nicht mit dem feiern wollte. Jess hat mir 'nen Schnaps gegeben und danach weiß ich nichts mehr. " "Das muss ja 'nen hammer Shot gewesen sein" Nickend lasse ich meinen Kopf auf seine Brust fallen. "Heute morgen bin ich dann in meinem Bett aufgewacht. Die Stunden dazwischen sind einfach weg. Gelöscht." Er drückt mir einen Kuss auf meinen Scheitel und hört sich mein ganzes Drama an. "Hast du denn mal mit Jess gesprochen und sie gefragt was los war?" "Klar, aber mehr als >du warst besoffen, du hattest Spaß< kommt da nicht." "Hm, vielleicht ist es ja auch alles gewesen. Vielleicht hast du nur getanzt und Spaß gehabt." Vorsichtig schiebe ich den Ärmel meines T-Shirts hoch. "Ich glaube das nicht. Mir tut alles weh. Und vor allem habe ich ein ganz komisches Gefühl." Paddy schüttelt den Kopf: "Der ist aber ordentlich.Gibt es noch mehr? " Man hört seine Sorge in der Stimme. "Mehr habe ich noch nicht entdeckt." "Hast du Jess explizit danach gefragt?" "Nein.Aber das sollte ich tun." Es tut richtig gut, dass er hiert ist. "Ein bischen was gutes hatte der Abend." Seine Augen gucken mich fragend an. "Na er hat gemacht, dass du hier bist." "Tilda, ich war verrückt vor Sorge." "Ich weiß. Das tut mir auch mega Leid." Langsam drücke ich ihm einen Kuss auf seine Lippen. "Wirklich, das passiert mir nicht nochmal." "Du musst echt besser auf dich aufpassen." Witzelnd salutiere ich ihm zu : "Wird gemacht, Chef." Ein Grinsen macht sich auf seinem Gesicht breit.
Eine ganze Weile erzählen wir uns was die Woche alles passiert ist bis es an der Tür klingelt. "Wie spät ist es", frage ich erschrocken. "Viertel nach 8." "Mist. Habe vergessen Jess abzusagen.", erkläre ich während ich zu Tür eile, da es geklingelt hat.Jessy lässt sich nicht abwimmeln und so ergebe ich mich der Situation und lasse sie hochkommen. "Sorry Jessy, es ist grade eher schlecht", versuche ich es nochmal als sie oben ankommt. Sie hält zwei Pizzakartons in die Luft : "Die habe ich extra mitgebracht." Sie drückt sich an mir vorbei in die Wohnung. Seufzend drücke ich die Haustür zu und folge ihr ins Wohnzimmer. "Du hast Besuch", stellt sie fest und deutet mit dem Kopf Richtung Balkon bevor sie sich in die Richtung bewegt. "Hi ich bin Jess", streckt sie Paddy freundlich die Hand entgegen. "Das ist Paddy", bringe ich mich ein, bevor er sich selbst vorstellen kann. "Ach dein Stecher?", bemerkt sie eher abfällig. "Jessy!", tadel ich sie bevor ich ihr einen bösen Blick zu werfe. Paddy guckt sich das Schauspiel seelenruhig an und verzieht keine Miene. "Und jetzt cancellst du unseren Abend weil er hier ist?" "Ja. Ich wusste nicht, dass er heute kommt. Wir können das ja verschieben", schlage ich besänftigend vor. "Vielleicht verschiebt ihr euren Abend auch einfach? Denn wir haben es ja schließlich zuerst abgemacht." "Was ist los mit dir?", frage ich sie jetzt gereizt. "Du weißt doch, dass er nicht grade um die Ecke wohnt."
"Mal grade was anderes", mischt sich Paddy jetzt ein: "Woher kommen Tildas blauen Flecken?" "Also... Ich... das war.. ach was weiß ich denn?Welche blauen Flecken überhaupt?", verhaspelt sich Jessy. "Wir können uns auch einen netten Abend zu dritt machen. Da kannst du uns dann mal erzählen was gestern vorgefallen ist.", provoziert er Jess. Einen Abend mit den beiden zusammen, bitte nicht. Irgendwie scheint es nicht so richtig zu harmonieren. "Kratzt euch nicht die Augen aus. Bin mal grade für kleine Mädchen.""Was ist jetzt hier Sache? ", frage ich die beiden als ich zurück komme. Jess, die auf dem Sofa mit einem gewissen Sicherheitsabstand zu Paddy sitzt, zuckt mit den Schultern. "Gut. Dann entscheide ich jetzt, dass wir zusammen die Pizza essen und du erzählst was ich nicht mehr weiß und danach gehst du nach Hause denn ich würde gerne noch ein bisschen Zeit mit meinem 'Stecher' alleine verbringen", bringe ich sarkastisch hervor. "Ich habe aber nur zwei Pizzen mitgebracht.", wirft Jess ein. "Stell dir vor, ich habe gelernt zu teilen." Als ich zu Paddy sehe stelle ich fest dass er die Zähne zusammenbeisst um sich ein Lachen zu verkneifen. "Los, sonst ist die Pizza gleich eiskalt. Schnell hole ich Teller aus der Küche und stelle sie auf den Esstisch. "Ich liebe Thunfischpizza", versuche ich die angespannte Stimmung aufzulockern leider ohne Erfolg. Egal wie oft ich noch nachfrage was gestern passiert ist, Jess weicht mir immer aus. Paddy hält sich eher zurück, er scheint sie nicht wirklich zu mögen was mich bei ihrem Auftritt nicht wundert.
"Ihr wart noch mit bei mir in der Wohnung.", fällt es mir wieder ein. Jessy schreckt zusammen. "Ähm.. Ja klar. Wir haben dich nach Hause gebracht", schiebt sie schnell hinterher. "Wir waren im Wohnzimmer.. ",bringe ich hervor. Plötzlich steht sie auf : " ich werde euch jetzt mal alleine lassen." "Bleib doch noch einen Moment", fordert Paddy sie auf: "Es wird grade interessant"
"Wir schreiben", verabschiedet sie sich und verlässt fluchtartig die Wohnung.
"Ich glaube dein Gefühl verarscht dich nicht.Mir kommt das alles sehr merkwüdig vor", seufzt Paddy. "Kommen denn noch weitere Erinnerungen zurück?"
"Nein". Langsam schiebe ich mich von meinem Stuhl um mich zu Paddy auf den Schoß zu setzen. "Das mit dem Wohnzimmer habe ich mir nur ausgedacht, aber es scheint ja was dran zu sein", kläre ich ihn ängstlich auf. Mutig stehe ich jetzt nochmal auf. " Mir ist vorhin noch was aufgefallen." Meine Stimme zittert. Vorsichtig versuche ich meine Jogginghose mit meinen schweißnassen Fingern zu packen. Kurz schließe ich die Augen und atme tief ein. Paddy sitzt da und schaut mich erwartungsvoll an, sagt aber nichts. "Okay" , gebe ich mir nochmal Starthilfe bevor ich meinen Händen anweise die Hose runterzuschieben. Plötzlich merke ich wie mir eine Träne über die Wange kullert. Es ist so schlimm zu wissen, dass irgendetwas passiert sein muss, du dich aber einfach nicht erinnern kannst. Ein Gefühl von Ekel kommt in mir auf. Ich fühle mich dreckig. Gefühlt stehe ich seit einer Stunde hier in Slip mit runtergelassener Hose und warte auf seine Reaktion. "Fuck", ist alles was er dazu sagt. Dann kommt er auf mich zu und greift nach der Hose um sie mir wieder hochzuziehen."Eigentlich ziehst du die mir sonst immer aus", versuche ich zu witzeln aber sein böser Blick verrät mir, dass momentan der falsche Zeitpunkt ist. Er zieht mich zu sich und nimmt mich in den Arm. Mir wird speiübel bei dem Gedanken was passiert sein muss. Meine Oberschenkelinnenseiten weisen etliche blaue Flecken auf. Das ich das beim duschen nicht gemerkt habe ist mir ein Rätsel. "Zieh dein Shirt aus", befiehlt Paddy mir schon fast. "Was?", hake ich ungläubig nach. Als er seine Aufforderung wiederholt streife ich es mir über den Kopf.
Seine Stimme klingt wütend.
Seine Augen kontrollieren meinen Oberkörper, meine Brust und auch meinen Rücken. "Hier ist auch was." Vorsichtig fährt er über eine Stelle am Rücken. "Tilda wir fahren jetzt ins Krankenhaus." So langsam wird mir bewusst was hier grade passiert. Vorher war es mir nicht möglich eins und eins zusammen zu zählen. Mir laufen Tränen über das Gesicht. "Meinst du es ist... ?" Meine Stimme bricht ab. " Ja. Ich glaube jemand hat deine Situation ausgenutzt. Oder dieser jemand hat dich absichtlich in die Situation gebracht dich ausnutzen zu können." Sagt er jetzt mit einer sanften Stimme. "Nein! Nein", schreie ich. Völlig überflutet von Gedanken sacke ich zusammen. Paddy zieht mich vorsichtig hoch und nimmt mich mit auf das Sofa. Meine Hände Krallen sich in seinem Rücken und er schließt seine Arme um mich und hält mich ganz fest. "Ich werde rausfinden was da letzte Nacht passiert ist."
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There is hope
FanfictionEin dramatischer Schicksalsschlag stellt Tildas Leben total auf den Kopf. Sie verliert sich in ihrer Trauer und gibt sich selbst auf. Ob eine unerwartete Begegnung ihrem Leben wieder einen neuen Glanz verleihen kann? Ihr dürft mir gerne Feedback dal...