Vorsichtig blinzel ich durch meine Augen, ist das hell. Gestern Nacht bzw. heute Morgen habe ich wohl vergessen die Rolladen runterzulassen. Paddy liegt neben mir und atmet gleichmäßig und tief. Vorsichtig krabbel ich aus dem Bett da ich ganz dringend eine Toilette brauche. Auf dem Weg erhasche ich einen kurzen Blick in den Spiegel. "Man siehst du heute wieder gut aus", sage ich zu mir selber. "Eine Woche nicht geschlafen und nur von Alkohol und Zigaretten ernährt" So in etwa fühle ich mich auch. Mein Magen dreht sich. Übelkeit steigt in mir auf, Spucke sammelt sich in meinem Mund. Im letzten Moment schaffe ich es den Klodeckel hochzuklappen und mich nicht auf die Fliesen im Bad zu übergeben.
Als ich mit frischgeputzten Zähnen zurück ins Bett taper streckt sich Herr Kelly grade. "Guten Morgen Prinzessin", begrüßt er mich liebevoll. Schnell krabbel ich zurück ins Bett und kuschel mich an ihn. "Morgen".
"Fühstück?", fragt er mich hoffnungsvoll. "Einen Kaffe würde ich nehmen aber Essen bekomme ich jetzt nicht runter. Habe eben schon mit Jörg gesprochen."
"Wer ist Jörg?" Ich muss lachen: " das sagt man so wenn sich übergeben hat."
"Oh, ist alles in Ordnung?" "Ja", nicke ich, "seitdem geht es mir besser , aber mit dem Essen warte ich lieber noch." Seine Hand fährt meinem Rücken entlang und ich genieße jede Berührung. "Wann geht es heute los?"
"Um 19:00 Uhr werde ich abgeholt" Erleichtert atme ich aus. "Dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit." Er nick und steht dann auf. "Soll ich dir einen Kaffe mitkochen", fragt er während er sich die Boxershorts anzieht. "Das wär lieb" Schnell werfe ich mir sein T-Shirt über und schleiche mich auf die Terasse. Er sieht ziemlich süß aus wie er in der Balkontürsteht, nur in seiner Boxershorts und einer wuscheligen Haarpracht. Seine Augen zieht er zusammen da ihn die Sonne blendet. Er streckt mir eine Tasse entgegen und hockt sich neben mich. "Chices T-Shirt". Ich grinse im nächsten Moment lehne ich meinen Kopf gegen seine Schulter. "Ich liebe Sonnenaufgänge, leider stehe ich dafür meistens viel zu spät auf" Paddy lacht auf "Das kenne ich" Vorsichtig nimmt er mir die Tasse aus der Hand und stellt sie auf den Tisch. Dann zieht er mich auf seinen Schoß. "Wir müssen reden" Langsam nicke ich. "Ja ich denke das sollten wir" Ich drehe mich rittlings auf ihm um in seine Augen sehen zu können. "Weißt du", beginne ich. " Es tut mir Leid was ich gestern alles gesagt habe." "Alles gut", unterbricht er mich. Mit meinem Finger vor meinen Lippen deute ich ihm an leise zu sein. "Ich will nicht dass du dein ganzes Leben für mich umwirfst, mich der Öffentlichkeit vorstellt oder mir einen Heiratsantrag machst. Das sollte gestern nicht so rüberkommen aber ich möchte auch keine gerne genutze Abwechslung sein mit der man eine gute Zeit haben kann. Du Mr. Kelly bist in mein Leben gestolpert als es wie ein Scherbenhaufen vor mir lag, hast mir Mut gemacht, hast geschafft, dass ich dir vertraue, hast mich wieder zusammengeflickt aber die Wunden sind noch ganz frisch und zerbrechlich. Es soll nicht heißen, dass du mich nur noch mit Samthandschuhen anfassen sollst. Sei bitte einfach ehrlich zu mir. " Meine zittrige Hand greift nach meiner Tasse dann nehme ich einen Schluck. "Für mich bist du längst mehr als ein guter Freund. Ich habe Gefühle für dich." Angespannt versuche ich seinem Blick standzuhalten was mir in diesem Augenblick aber nicht gelingt und ich einen Punkt auf dem Palettensofa fokussiere. "Ehrliche Worte", beginnt er. Am liebsten würde ich bei im anbucken. Einfach nach vorne kippen, meinen Kopf an seine Schulter legen, Seine Hand berührt meine Wange und schiebt mich wieder in sein Blickfeld. "Ich bin echt nicht gut in sowas", beginnt er nochmals. "Meinst du wirklich, ich sehe dich als 'Abwechslung'? Bitte unterstell mir sowas nicht. Du schleichst dich jeden Augenblick den wir zusammen sind ein Stück weiter in mein Herz. Zugegeben anfangs wusste ich nicht was ich von dir halten soll. Du warst verletzt und zickig, was ich absolut verstehen kann aber ich bin echt froh, dass ich drangeblieben bin." Ich gucke ihn verdutzt an. "Nein, es war kein Zufall, dass ich grade zu dir in den Laden kam. Deine Geschichte hat mich berührt. Oder Lou's Geschichte. Eure Geschichte hat mich berührt. Mein Leben war auch schonmal ein Scherbenhaufen und ich weiß ganz genau wie sich das anfühlt. Ich wollte dir helfen. Jetzt hat sich alles anders entwickelt als geplant." Das geplant setzt er mit seinen Fingern in Gänsefüße. Irgendwie macht sich unbehagen in mir breit aber ich habe ihm ja zu dem Gespräch gedrängt. Ich kann so nicht weitermachen. " Wir haben eine wunderbare Zeit zusammen aber..." Oh mein Gott, er hat ein aber. Ich wusste es. Meine Augen füllen sich prophylaktisch schonmal mit Tränen. Mitfühlend lässt er seine Hände über meinen Rücken gleiten. "Aber, ich komme grade aus einer echt langen Beziehung. Ich bin noch verheiratet und fairerweise muss ich dir sagen, dass ich mich morgen mit ihr treffen werde , da sie mit mir reden möchte." Es ist als würde er mir ein Messer in mein Herz rammen. Was soll ich jetzt machen? Hier sitzen bleiben? Aufstehen? Heulen? Schreien? Impulsiv springe ich nach einem Moment der Verharrung doch auf. In mir steigt eine Wut auf. "Und zum Abscheid dachtest du dir ich fick sie nochmal, bevor ich zurück zu meiner Frau gehe?" "Ich habe nicht gesagt dass ich zurückgehe", sagt er ruhig , doch ich kann das jetzt grade nicht richtig einordnen. "Was für ein Spiel spielst du hier mit mir? Vielleicht bin ich doch eins deiner kleinen Fangirlgeschichten ohne , dass ich nen Fangirl bin.Herzlichen Glückwunsch."
Ich merke einen Griff am Handgelenk. er versucht mich runterzuziehen damit ich mich wieder setze. "Du hast das alles falsch verstanden beruhig dich bitte" Langsam setze ich mich und versuche tief durchzuatmen. "Ich fahre zu ihr um ihre Fragen zu beantworten. Es ist nur fair wenn ich einen sauberen Strich ziehe. Das heißt nicht, dass ich zu ihr zurück gehe. Und wenn das alles geklärt ist kann ich mich auf uns fokussieren. Wenn du mir egal wärst würde ich mir das hier grade bestimmt nicht geben." Nun sage ich gar nichts mehr und fühle mich schlecht. Hätte ich ihm erstmal die Chance gegeben ihn ausreden zu lassen. "Tschuldigung", nuschel ich. "Wie bitte?", hakt er nach. "Entschuldigung", wiederhole ich nun etwas lauter. "Ich habe das schon verstanden", grinst er "aber ein bisschen Strafe muss sein." Jetzt zieht er mich zu sich rüber "Du bist ziemlich süß wenn du dich so aufregst, Prinzessin"
"Du Arsch"Den restlichen Tag verbringen wir bei mir, kuscheln, schauen einen Film, genießen einfach nur das wir zusammen sind. Viel zu schnell rast die Zeit. Kein Wunder wenn man bis um halb zwei schläft. Paddy nimmt noch schnell eine Dusche und dann dauert es auch nicht mehr lange bis er erstmal weg ist. Der Gedanke schmerzt. Ich sammel die restlichen Klamotten vom Schlafzimmerboden auf als ein gefalteter Zettel halb aus seiner Hosentasche rausguckt. Neugierig entfalte ich ihn nachdem ich kurz gezögert habe. Ist das ein Eingriff in die Privatsphäre? Ein kurzer Blick wird schon nicht schaden. Auf dieser Seite ist das Foto. Das Foto aus dem Internet. Jemand hat die grandiose Überschrift 'Matilde die Wilde' darüber gesetzt.
Die Badezimmertür öffnet sich. Scheiße denke ich, aber nutzt ja eh nichts denn ich hätte es eh nicht unkommentiert lassen können. "Was ist das?"
Paddy stockt für einen Moment
"Das hat Gentleman mir gestern gegeben als wir unter vier Augen geredet haben. Er sagt es hing an der Flurtür zu den Toiletten.Ich wollte nicht, dass du es siehst" "Deswegen haben die Mädels getuschelt", rekonstruiere ich die Situation. "Ich bringe Lukas um"
"Am besten gehst du ihm einfach aus dem Weg." "Und wie soll das gehen?"
Paddy kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. "Wenn du willst unterstütze ich dich bis du dir einen neuen Job gesucht hast dann müsstest du da nicht mehr hin"
Vehement schüttel ich den Kopf. "Kommt gar nicht in die Tüte. Ausserdem hätte ich das Klischee dann vollends erfüllt. No way. Und mal ganz ehrlich? Als würde ich mich von ihm vertreiben lassen." "Tilda, pass bitte auf dich auf." "Jap Sir, wird gemacht!" Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge. "Du riechst gut." Vosichtig nimmt er mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und zieht meinen Kopf nach oben. Unsere Blicke treffen sich, dann küsst er mich zärtlich. Als das Klingeln seines Handys ertönt weiß ich , dass er jetzt gehen wird. "Wann sehen wir uns wieder?" "Ich schreibe dir." Meine Arme verkeilen sich hinter seinem Rücken um ihn am Gehen zu hindern. "Ich werde an dich denken", sagt er bevor er mich nochmal zum Abschied küsst und ich ihn widerwillig loslasse. Als er die Tür hinter sich zuzieht sehe ich ihm nach. Jetzt stehe ich hier und fühle mich einsam.
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There is hope
Hayran KurguEin dramatischer Schicksalsschlag stellt Tildas Leben total auf den Kopf. Sie verliert sich in ihrer Trauer und gibt sich selbst auf. Ob eine unerwartete Begegnung ihrem Leben wieder einen neuen Glanz verleihen kann? Ihr dürft mir gerne Feedback dal...