mach's gut

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Ein bisschen fühlt es sich so an als würde ich gar nicht mehr in dieser Welt leben. Seit Monaten habe ich nichts mitbekommen, lebte in meiner Welt gefangen. Und jetzt?! Jetzt ist meine Welt leer. Wie konnte ich das letzte Nacht nur zulassen? Eigentlich habe ich unsere Beziehung doch beendet. Was ist in mich gefahren? Ich muss das unbedingt klären. Heute noch, nehme ich mir fest vor. Endlich schaffe ich es mich von dem Sofa zu erheben, laufe ins Bad und mache mich frisch. Ziehe meine schwarze Jeans und ein schlichtes weißes, enganliegendes Shirt an. Als ich merke das es eher schlabbert als das es ,wie sonst eng anliegt, nehme ich das erste mal wahr, dass ich in der letzten Zeit einiges an Gewicht verloren haben muss. Ist mir bis heute gar nicht aufgefallen. Ich war nie eines dieser super schlanken Mädels, sondern die mit den weiblichen Kurven. Als ich mich kritisch im Spiegel betrachte, bin ich mir selber fremd. Schließlich denke ich nicht weiter drüber nach, krame Lous Autoschlüssel aus der ersten Schublade der Kommode, nehme meine Tasche und verlasse die Wohnung. Ich steige in Lous Beatle der am Straßenrand steht und fahre die paar Meter bis zu mir nach Hause. Mit einem unbehaglichen Gefühl betrete ich unsere Wohnung, die sich nicht nach zu Hause anfühlt. Unsere Koffer haben wir im Abstellraum verstaut aus dem ich nun zwei hervorkrame. Langsam fange ich an meine persönlichen Dinge darin zu verstauen. Zwei Koffer reichen definitiv nicht aus um all meine Klötten einzupacken, ich reduziere meine Auswahl auf das Minimum, somit finden nur Herzensstücke platz. Kurz denke ich darüber nach Tim einen Brief zu hinterlassen, verwerfe den Gedanken aber schnell. Das wär feige. Und wenn ich eins nicht bin, ist es feige zu sein.

Neben den Herzensachen kommen natürlich auch einige Klamotten und Hygieneartikel mit

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Neben den Herzensachen kommen natürlich auch einige Klamotten und Hygieneartikel mit. Fertig mit dem Packen laufe ich noch einmal durch die Wohnung in der ich seit 5 Jahren lebe. Ich greife die beiden Koffer und wuchte sie in das kleine Auto nachdem ich mit ihnen die Stufen runtergestolpert bin, bevor ich zurück zu Lous Wohnung fahre. Da sie im zweiten Stock eines Dreifamilienhauses wohnt muss ich die Treppenstufen mit den beiden, nicht ganz leichten, Koffern bewältigen, denn zweimal laufen kommt für mich nicht in Frage. Meine Mama würde jetzt sagen "Unsere Tilda! Von Natur aus faul." Als ich im Flur der Wohnung stehe bin ich völlig ausser Atem. Ehrlichgesagt weiß ich gar nicht ob ich die richtigen Entscheidungen treffe. Bin ich überhaupt zurechnungsfähig? Da ich der totale Bauchgefühlmensch bin stufe ich es als richtig ein bei Lou zu wohnen.
Mitlerweile stehe ich in der Küche und schalte den Kaffeevollautomaten ein um mir einen Latte Macchiato zu gönnen. Mit dem Glas in der Hand laufe ich ins Wohnzimmer greife mein Handy, das immer noch am Ladekabel hängt, und verfasse eine Nachricht an Tim: " Ich komme heute Abend um halb acht vorbei". Die Stunden bis zum Abend ziehen sich. Es gibt Menschen die spielen in ihren Gedanken Unterhaltungsverläufe durch.Zu denen gehöre ich nicht. Ich lasse es auf mich zukommen, weiß allerdings, dass es nicht angenehm verlaufen wird.
Um halb acht mache ich mich auf den Weg. Soll ich jetzt eigentlich klingeln oder doch lieber meinen Schlüssel benutzen? Ich wähle die Klingel und drücke sie zaghaft mit meinem schweißnassen Zeigefinger. Tim schaltet leise Hintergrundmusik ein bevor sich seine Schritte der Tür nähern. Mit einem Lächeln begrüßt er mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Hier riecht es gut. Hast du etwa gekocht?", frage ich ihn überrascht. Er grinst verschmitzt: "Spaghetti Bolognese".
Mein Lieblingsgericht. So langsam habe ich den Eindruck als hätte er ganz andere Absichten als sich mit mir zu unterhalten.
Als ich das Wohnzimmer betrete und den gedeckten Tisch sehe, den Raum,der in romantisches Kerzenlicht getaucht, muss ich schlucken. "Setz dich. Möchtest du ein Bier?" "Gerne!",antworte ich auf seine Frage und setze mich an den Tisch. Scharf sauge ich Luft in meine Lunge um mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Er hat sich so viel Mühe gegeben und ich werde gleich alles zerstören. "Du hast ganz schön abgenommen, das steht dir" eröffnet Tim das Gespräch als er am Tisch sitzt und zwei Teller mit den dampfenden Nudeln auf ihm abstellt. "Wer ist Luisa?" Er verschluckt sich prompt. " welche Luisa meinst du?"
" Keine Ahnung mit wievielen Luisas du Kontakt hast. Bevorzugt meine ich die, die dir nachts Whatsapp Nachrichten schickt", es dauert eine Weile bis er einen Ton rausbringt "Wieviele Nachrichten hast du gelesen?" "Genug" antworte ich trocken. "Spinnst du eigentlich mir nachzuspionieren?" Diese Reaktion habe ich erwartet. Wenn er merkt, dass er scheiße gebaut hat eröffnet er das Gegenfeuer. Diesmal bin ich wieder ganz ich selbst. Sitze einfach nur da,höre zu und warte bis er fertig ist mit seinem Rumgebrülle. "Möchtest du jetzt noch irgendwas dazu sagen? Mich aufklären bevor ich starte?" Frage ich ihn gereizt. "Nein! Du hast mal wieder alles in den falschen Hals bekommen, ausserdem wer war denn nie da?" Versucht er sich rechtzufertigen.
"Und wo war ich die ganze Zeit? Auf Ibiza mich mit irgendwelchen Typen vergnügen?" Gebe ich gespielt cool zurück. "Eigentlich dachte ich, dass du der Mann meines Lebens bist. Das ich mit dir alt werde. Das wir beieinander sind, in guten und in schlechten Zeiten. Du hast mich sehr enttäuscht und mein Vertrauen missbraucht. Vielleicht hast du schon gesehen, dass ich einige Sachen eingepackt habe. Ich werde jetzt gehen." Langsam erhebe ich mich und ziehe den Schlüsselbund aus meiner Jacke die über der Stuhllehne hängt. Mühseelig befreie ich den Wohnungsschlüssel von dem Ring und lege ihn auf den Tisch."Gib uns nicht auf" bring Tim flehend hervor.
"Du hast uns aufgegeben als du Luisa flachgelegt hast" meine Stimme ist ganz zittrig. Oft mache ich den Anschein unannahbar,knallhart und sehr reflektiert zu sein, wobei es mich innerlich zerreißt.
"Es war nur eine Nacht", gab Tim kleinlaut zurück. "Wir beide wissen, dass das nicht stimmt." Ich gehe zur Tür als ich ein schluchzen vernehme. Unsicher drehe ich mich um und sehe wie eine Träne über seine Wange glitzert. "Mach es gut" verabschiede ich mich und verlasse die Wohnung. Schnell öffnet sich die Tür wieder hinter mir. "Bitte Schatz, lass uns nochmal reden. Es tut mir wirklich leid." Nehme ich eine Stimme hinter mir wahr. Ich bleibe stehen, kann mich aber nicht umdrehen da meine Tränen mich übermannen, er es aber auf keinen Fall sehen soll da ich keine Schwäche zeigen will. Sonst weiß er genau, dass er ein bisschen weitermachen muss bevor ich einknicke und er mich um den Finger wickeln kann.
"Mir tut es auch Leid. Ich habe mir unsere Zukunft anders vorgestellt." Langsam setzen sich sich meine Beine wieder in Bewegung. "Komm zurück, wie willst du denn jetzt klar kommen, ohne Job? Ohne Lou und mich?" "Mach dir nicht meinen Kopf. Ich werde schon eine Lösung finden und jetzt lass mich einfach gehen. Siehst du nicht, dass es mir total schwer fällt ?"
Tim bittet mich dann einfach nicht zu gehen, wenn es mir so schwer fallen würde.
Ich sage gar nichts mehr und setze meinen Weg fort.

There is hopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt