die Reise

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Während wir starten schaue ich aus dem Fenster. Fliegen ist nicht so meine Königsdiziplin und ich rutsche nervös auf meinem Sitz hin und her. Paddy ist so aufmerksam dass er mein Unwohlsein schnell bemerkt. Er legt seine Hand auf meine, und drückt sie zärtlich. "Es ist alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen". Ich versuche meine Hand wegzuziehen da es mir sichtlich unangenehm ist meine schweißnasse Hand in seiner zu wissen aber er hält sie fest. Mein Blick sucht Sicherheit in seinen Augen, was auch prompt gelingt. "Wieso machst du das Ganze hier?"
"Zwischendurch muss ich mir eine Auszeit nehmen und einfach mal raus aus dem Alltag. Ich dachte es könnte dir auch ganz gut tun, habe ja gesagt ich krieg dich wieder hin", lächelt er mich an.
" Dein Leben ist bestimmt ganz schön stressig".
" Naja schon, aber ich liebe es auch. Es gibt nichts besseres als auf der Bühne zu stehen. Trotzdem ist es mir total wichtig mich zwischendurch mal zu erden und mich daran zu erinnern wer ich bin".
Ich nicke zustimmend : " Wie lange hast du vor zu bleiben? Du weißt schon, dass ich einen Job habe?"
"Ich dachte an eine Wochen aber wenn du nicht so lange kannst, bringe ich dich schon früher nach Hause."
" Puh, eigentlich muss ich am Donnerstag wieder los."
Er versichert mir, dass ich mir keine Sorgen machen müsse und ich pünktlich zurück sei. Nachdem er uns einen Sekt organisiert hat, stoßen wir auf eine gute Zeit in Spanien an und unterhalten uns den ganzen Flug über,sodass meinen Nervosität spurlos verschwunden ist.
Als wir nach ca. dreieinhalb Stunden landen bin ich trotzdem heilfroh endlich aus dem Flieger steigen zu können. Unfassbar gestern wusste ich von nichts und einen Tag später befinde ich mich in Malaga mit einem Typen den ich kaum kenne. Meine Stimmung kippt und ich frage mich ob es die richtige Entscheidung war. Doch dann ploppen die Worte meiner besten Freundin auf "Wir werden immer nur die Momente bereuen die wir nicht erlebt haben aber erlebt haben hätten können, denn zu leben heißt auch mutig sein"
Seine Hand legt sich von hinten auf meine rechte Schulter und ich zucke zusammen bevor mich ein wohliger Schauer durchfährt. Vielleicht muss ich jetzt einfach mutig sein. Zusammen gehen wir zur Gepäckausgabe.
Ich sehe die Koffer und Taschen auf dem Band an mir vorbeiziehen, sie stehen symbolisch für nicht ergriffene Chancen und Erlebnisse. Aufmerksam warte ich auf mein Gepäckstück um im richtigen Moment mutig genug zu sein meine Chance wahrzunehmen. Mein 'hartes-ich' lacht über meine verworrenen, kitschigen Gedanken doch ich versuche es auszublenden.
Kurze Zeit später sitzen wir in einem Shuttlebus der uns zu unserer Unterkunft bringen soll.
"Ist alles in Ordnung mit dir?"
Kurz halte ich inne, frage mich ob ich jemandem von meinen verwirrten Gedanken erzählen sollte und vor allem ob es jemand anders verstehen könnte, bevor ich nicke : " Ja, der Flug sitzt nur noch in meinen Knochen". 

Ich traue meinen Augen nicht als wir unser vorübergehendes zu Hause erreicht haben. "Es ist wunderschön".
Er grinst: " ich habe gehofft dass es dir gefällt".
Wir stehen in einem Zelt. In einem Zelt, nicht in einem Hotel wie ich es anfangs erwartet habe. Um uns herum ist alles grün und wenn man ganz leise ist kann man sogar das Meer rauschen hören. Das Zelt ist hell und die Decke hoch, sodass wir bequem darin stehen können. Es gibt einen kleinen Vorraum in dem ein gemütliches Sofa mit vielen Kissen steht. Durch eine Öffnung die mit einer Stoffbahn und einem Reißverschluss verschlossen ist kommt man in den Schlafraum in dem ein großes Bett steht, überall sind Lichterketten und Kerzen die dem ganzen einen besonderen Flair verleihen.
"Wow, es ist wirklich atemberaubend. Ich wette, dass hier schon etliche Flitterwochen verbracht wurden. Das ist ja Luxuscamping."
Er greift nach meiner Hand und zieht mich an sich. Ich spüre seinen ruhigen Atem während er mir tief in die Augen schaut. In mir kribbelt alles , trotzdem löse ich mich schnell aus der Wohlfühlzone, ich bin nicht bereit mir den nächsten Korb abzuholen. Draußen entdecken wir eine Riesenhängematte und einen Jacuzzi. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr raus. "Hast du Hunger?" Und ja, mein Magen hängt mir in der Kniekehle und schreit schon nach essen also nicke ich, um ihm zu signalieren dass Nahrungsaufnahme eine super Idee ist.
" Unten am Strand gibt es eine Beachbar". Jetzt ergreife ich seine Hand. "Okay, let's go!" Auf dem Weg dorthin reden wir nicht viel miteinander, ich genieße die Natur durch die wir streifen um zum Strand zu kommen. Als ich das Meer erblicke  gibt es für mich kein Halten mehr, ein kurzer Blick zu ihm, mit einem großen Grinsen auf meinen Lippen, fange ich an zu laufen und ziehe ihn mit. Schnell kicke ich mir meine Schuhe von den Füßen und streife meine Socken ab um mit meinen Füßen das kalte Nass zu spüren. Er tut es mir gleich. Ohne zu überlegen mache ich einen Luftsprung und lache lauthals los als ihn eine Welle des salzigen Wassers erreicht. "Na warte", er tut es mir gleich und die Wasserschlacht hat begonnen.
Völlig ausser Atem, klitschnass aber glücklich lassen wir uns in den Sand fallen. "Dankeschön"
"Ein riesen danke an dich, dass du mitgekommen bist."

Kurze Zeit später sitzen wir in der Bar, haben uns etwas zu essen bestellt , trinken beide einen Pina Colada während wir auf das Essen warten.  Es dauert nicht lange bis der sympathische Kellner uns eine kleine Fischplatte, Salat, Brot und einen Dip kredenzt. "Das ist mega lecker". In Nullkommanix haben wir die Teller restlos leergeputzt. "Möchtest du noch einen Cocktail trinken?"
Ich nicke obwohl ich nicht weiß ob das eine gute Idee ist, denn der erste macht sich schon bemerkbar. "Lass uns nach draußen auf eine der Hollywoodschaukeln gehen", schlägt er vor während er sich erhebt. Auf dem Weg dorthin bestellt er einen Caipirinha für sich
"Und für dich?"
" Sex on the beach, bitte ". Seine blauen Augen blitzen mich an als wollte er einen Kommentar dazu abgeben aber er scheint sich auf die Zunge zu beißen. Innerlich kicher ich, viel zu süß, dass er denkt es sei besser die Klappe zu halten. Wir genießen den Drink auf der Schaukel während wir das weite Meer beobachten. Das Rauschen der Wellen beruhigt mich und als Paddy seinen Arm um mich legt und ich mich an ihn lehne wünsche ich mir, dass dieser Moment unvergänglich ist.

There is hopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt