Verängstigt

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Hannes begrüßt und freundlich als er uns auf seinen Wagen zusteuern sieht.
"Gut erholt?",will er wissen.
Ein Grinsen schmückt Paddys Gesicht: "Ich hätte am liebsten noch 'ne Woche drangehängt."
"Es war traumhaft", melde ich mich zu Wort, "Langeweile hatten wir nicht."
Als ich ins Auto steige begleitet mich ein mulmiges Gefühl ,nicht zuletzt weil ich Lukas heute wiedersehen werde.
Angespannt rutsche ich auf meinem Sitz umher , was Paddy nicht verborgen bleibt.
Seine Hand greift nach meiner wobei er leichten Druck ausübt. Mit großen Augen wandert mein Blick zwischen ihm und Hannes hin und her was Paddy zum lachen bringt.
"Hannes ist einer meiner Vertrauensmenschen, don't worry!", beruhigt er mich.
Diese Aussage bringt auch den netten Fahrer zum schmunzeln.

Während der gesamten Fahrt berichten wir Hannes von unseren Erlebnissen , was mich sichtlich ablenkt denn es sprudelt nur so aus mir heraus.
Als Hannes den Zündschlüssel umdreht und das Motorengeräusch erlischt bedanke ich mich für die Heimfahrt und steige aus.
Nachdem Paddy mein Gepäck aus dem Kofferraum gehievt hat öffnet er die Beifahrertür , um Hannes zu sagen , dass er noch einen Moment bleiben wird und er in einer Stunde wiederkommen soll.

"Möchtest du was trinken", frage ich ihn als er sich auf das Sofa fallen lässt. Zielstrebig öffne ich die Kühlschranktür um mir ein Bier zu nehmen. Er muss die Flaschen klirren gehört haben denn er ruft mir rüber , dass er auch gerne eins hätte.

Ich reiche ihm seine Flasche, die ich in der Küche schon geöffnet habe, dann stoßen wir auf einen gelungenen Urlaub an.
Ein tiefer Seufzer entfährt mir nachdem ich die Bierflasche auf dem Tisch abgestellt habe.
"Komm her", sagt er während er den Arm hebt und mich einläd mich an ihn zu lehnen.
Seine Hand streicht zärtlich über meinen Oberarm.
"Schade, dass es jetzt vorbei ist und arbeiten will ich gleich auch nicht", sage ich etwas wehleidig. Meine Finger spielen nervös am Saum seines T-Shirts, der Gedanke gleich in die Kneipe zu müssen macht mich wahnsinnig. Paddy drückt mir einen Kuss auf meinen Scheitel. "Du schaffst das schon und wenn er dich blöd anmacht dann rufst du mich einfach an, dann komm ich vorbei und klär' das." Er zaubert mir immer wieder ein Lachen aufs Gesicht.
"Ich komme schon klar", gebe ich ihm selbstbewusst zu verstehen was jedoch nicht sehr glaubwürdig klingt. " Wann sehe ich dich denn wieder?" , versuche ich vom Thema abzulenken.
Wir einigen uns auf den nächsten Tag. Am liebsten wäre es mir ja , dass er nach meiner Schicht zu mir kommt was ich mich aber nicht traue ihm zu sagen.
"Bis Montag bin ich noch in der Stadt, wie wäre es also morgen?"
Mein Herzschlag setzt für einen Moment aus. Und dann? Wann werde ich ihn dann das nächste Mal wiedersehen?
Schnell schiebe ich die Gedanken beiseite und nicke ihm zu : "Morgen!".

Die Stunde vergeht wie im Flug. Paddy erhebt sich und ich tu es ihm gleich. Bestimmend zieht er mich zu sich rüber, schlingt die Arme fest um mich um mir tief in die Augen zu blicken. Dann küsst er mich leidenschaftlich zum Abschied. Ich zucke zusammen als er die Tür hinter ihm ins Schloss fällt. Ein Gefühl der Leere überkommt mich.

Jetzt wird es ernst denke ich, als ich mit immer langsamer werdenden Schritten die Straße entlanggehe in der sich die kleine Kneipe befindet. Mein Herz rast und ich atme tief ein und aus als ich vor der Tür stehe.
Langsam betrete ich das Gebäude. Als mein Blick durch den Raum schweift erkenne ich die üblichen Verdächtigen an der Theke sitzen, die mich freundlich begrüßen.
"Da ist ja die Urlauberin", sagt Lukas der grade aus der Küche den Gastraum betritt. Ein Grinsen verziert sein Gesicht als er auf mich zukommt um mich zur Begrüßung in den Arm nimmt.
Meine Arme baumeln neben mir während er seine um mich schlingt und mir einen Bussi auf die Wange drückt. "Endlich bist du wieder da", säuselt er mir ins Ohr. Diese Reaktion habe ich erhlich gesagt nicht erwartet.
Völlig verwirrt widme ich mich der Arbeit. Alles ist wie immer, damit habe ich nicht gerechnet. Ich war fest davon überzeugt, dass es in einer hitzigen Auseinandersetzung endet.
Als ich grade eine neue Runde Bier einlasse meldet sich mein Handy.

> Hey Beauty, ist alles okay?<

Grinsend lege ich es wieder zur Seite um die Leutchen nicht verdursten zu lassen bevor ich schnell eine Antwort tippe.

> Alles super! Ich hoffe du hast nicht zu viel langeweile ohne mich.<

Lukas hat es sich mal wieder vor der Theke bequem gemacht. Sein Blick verdunkelt sich als er bemerkt, dass ich mein Telefon anstrahle. Er setzt sein Bierglas an und leert es mit einem Schluck.
"Wer schreibt dir?", fragt er grade raus. Seine Stimme klingt verärgert doch ich versuche mich davon nicht beeindrucken zu lassen. "Kennst du nicht."

Gegen 23:00 Uhr sitzen nur noch zwei ältere Herren am Tresen die lallend über die Politik diskutieren und Lukas dessen Blick mich konsequent verfolgt.
Langsam wird das echt ein bisschen gruselig, schnell stecke ich mein Handy in meine hintere Hosentasche und verschwinde auf die Toilette um einmal durchatmen zu können.

> Ich bin mit ein paar Freunden unterwegs. Freue mich aber schon dich morgen wiederzusehen.<

Also hat er keine Langeweile aber als ich den letzten Satz lese lächle ich mein Telefon an.

> Ich freue mich auch!<
Kurz überlege ich ob ich noch hinzufügen soll, dass Lukas sich merkwürdig verhält. Letztendlich entscheide ich mich aber dagegen.

Lukas jagt mir einen riesigen Schrecken ein als er mit verschränkten Armen an der Wand lehnt als ich nichts ahnend die Tür des kleinen Gäste-WCs öffne. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Mit weit geöffneten Augen gucke ich ihn fragend an.

Unsicher ob ihn fragen soll was los is oder einfach an ihm vorbei gehen soll, halte ich inne. Dann setze ich mich entschlossen wieder in Bewegung, doch ich komme nicht weit denn Lukas schiebt sich vor mich und versperrt mir den Weg.
"Nicht so schnell, junge Dame."
"Lukas!Lass mich vorbei", bringe ich mit zittriger Stimme hervor. Auf einmal fühle ich mich klein. Ich spüre seine Hände auf meinen Hüften, er zieht mich an sich. Wie angewurzelt drücke ich meine Füße fest auf den Boden als er mich noch ein Stück zu sich rüberzieht. Es scheint ihn nicht sonderlich zu interessieren, dass meine Hände sich mit aller Kraft gegen seine Brust stemmen um ihn von mir wegzuschieben. "Du machtst mir Angst."
Sein Biergeruch steigt mir in die Nase. Mir wird schlecht. Mein Herz schlägt, als wäre ich grade einen Marathon gelaufen als seine Wange meine streift und ich ich seine Stimme unmittelbar neben meinem Ohr wahrnehme.
"Du gehörst zu mir und ich will nicht, dass du dich noch einmal mit deinem Stecher triffst.Hast du mich Verstanden?"
Feste kneife ich meine Augen zusammen um Abstand zu gewinnen. Was soll ich denn jetzt machen? Das 'harte-Ich' gibt mir die Anweisung mein Bein zwischen seinen Beinen hochschnellen zu lassen um ihm durch den Schmerz eine Fluchtmöglichkeit für mich zu erkämpfen. Doch dazu kann ich mich nicht durchringen. Zu groß ist die Angst. Wie fremdgesteuert halte ich die Situation aus, bleibe stehen und nicke. Er drückt mir ein Kuss auf die Wange bevor er einen Schritt zurückweicht, nach meiner Hand greift und mich mit zum Tresen schleift.

Das Wasser prasselt auf mich. Ich weiß nicht wie lange ich schon hier unter der Dusche stehe. Meine Gedanken sind leer. Ich stehe einfach nur da.






There is hopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt