der Anruf

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Die Nudeln schmecken richtig gut. Verwundert bin ich darüber allerdings nicht, denn ich liebe Nudeln jeglicher Art. Jetzt drückt der Gürtel, den ich in meiner Shorts habe da sie mir sonst nach meinem ungewollten Gewichtsverlust vom Hintern gerutscht wäre, sodass ich ihn ein Loch weiterstelle.
"Hast du noch Pläne für heute", wende ich mich jetzt an Paddy der sich noch genüsslich den Rest seiner Spaghetti in den Mund schiebt.
"Worauf hast du Lust?", nuschelt er kaum verständlich.
"Auf dich", flüster ich so leise , dass er es nicht hören kann. Schnell schiebe ich hinterher: "am liebsten würde ich einfach hier bleiben."
Ein spitzbübisches Grinsen taucht auf seinem Gesicht auf. "Vergiss nicht, ich bin Musiker. Mein Gehör ist sehr, sehr gut", lacht er belustigt.
Mir wird ganz heiß. Schnell gucke ich weg, da ich merke wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Mein Vertuschungsversuch wird natürlich ebenfalls sofort bemerkt. "Auch wenn du mich nicht anguckst, sehe ich dich", mitt er mir alle Illusionen.
Schnell steige ich in sein Lachen mit ein um meine momentane Unsicherheit zu überspielen.  "Ich plünder jetzt die Minibar. Was willst du trinken?", fragt er mich als er das Besteck auf den Teller legt.
Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen antworte ich ihm , dass ich Sekt trinken will.
Sekt? Ich glaube ich bin völlig neben der Spur. Normalerweise trinke ich einen Sekt um das neue Jahr zu begrüßen und ansonsten nicht. Von dem prickelnden Gesöff werde ich zu schnell betrunken und leide am nächsten Tag unter Kopfschmerzen. Doch irgendwie bin ich heute so angespannt, was mir ein Gefühl gib, Sekt könne mich am schnellsten lockern.
"Alles klar aber die Flasche trinkst du dann alleine. Mehr Bier für mich."
"Kein Problem", protze ich unüberlegter Weise. Ein vibrieren ertönt vom Bett. Mein Handy leuchtet. Nanu?! Wer ruft mich denn jetzt an. Eilig laufe ich zum Bett rüber, lasse mich bäuchlings fallen und greife nach meinem Telefon. Lukas? Was will er denn?
"Ja?!", unterbreche ich das Klingeln.
"Wo bist du?". Er klingt total sauer. 
"In Italien", antworte ich nun eher kleinlaut, "was ist denn los?"  Paddy schmeißt sich zu mir aufs Bett. Mit ernster Miene lege ich meinen Zeigefinger vor meine Lippen damit er die Klappe hält.
"Mit wem bist du da?"
"Sag mal", ermahne ich ihn jetzt, "ist das hier ein Kreuzverhör? Wo ist dein scheiß Problem?"
Dem Herrn neben mir scheint meine plötzlich auftretende Wut nicht sonderlich zu beeindrucken. Zielstrebig nimmt er meine Haare zur Seite, steuert unbeiirt mit seinem Mund auf mich zu, bis er mein Ohrläppchen zu, erwischt es beim ersten Versuch und knabbert zärtlich daran.
Damit habe ich jetzt so gar nicht gerechnet, schrecke zusammen und sauge einen Luftstrom scharf ein. 
Mit großen Augen und bösem Blick schaue ich ihn an, doch ihn scheint das nicht wirklich zu interessieren. Er grinst nur als er meine Hand mit leichtigkeit festhält, die eigentlich versuchen sollte ihn abzuhalten, bevor er anfängt jeden Milimieter an meinem Hals zu küssen und an meiner empfindlichen Haut zu saugen.
Ich muss mir auf die Unterlippe beißen damit ich keine verdächtigen Geräusche von mir gebe.
"Dazu sagst du jetzt nichts?, dröhnt es aus dem Hörer.
"Wie?Was? Habe grade nicht zugehört."
"Das habe ich gemerkt." Wieder bin ich in Versuchung die Stimme am Ende er Leitung auszublenden denn urplötzlich habe ich ganz andere Dinge im Sinn. Letztendlich reiße ich mich aber zusammen, auch wenn es mir schwerfällt mich zu konzentrieren.
"Hast du mir vielleicht etwas zu sagen? Ich helfe dir mal ein bisschen auf die Sprünge, es geht um ein Foto und einen Typen der dich fickt."
Mir steckt mit einem mal ein riesen Kloß im Hals den ich vergeblich versuche runterzuschlucken.
"Woher weißt du das?", frage ich nun mit zittriger Stimme, was Paddy augenblicklich dazu veranlasst seine Spielchen zu unterbrechen.
Wut steigt in mir auf und ich fange an zu schreien: "Was glaubst du eigentlich wer du bist? Dir bin ich keine Rechenschaft schuldig und ich kann mich ficken lassen wann, wo, von wem und so oft ich will!"
Mit zittrigen Fingern beende ich das Gespräch und pfeffer das Handy auf das Kopfkissen. Leider hatte es zu viel Schwung sodass es mit einem dumpfen Knall auf dem Boden landet. Plötzlich laufen mir Tränen über die Wangen. Ich merke seine Hand an meinem Rücken die mich zu ihm zieht. Abwesend lasse ich das zu, sinke an seine Schulter. Er hält mich fest ohne mich mit irgendwelchen Fragen zu löchern. Es tut gut jetzt grade nichts sagen zu müssen. Einen Moment lang liege ich da während sich meine Gedanken überschlagen.
Mit einem Mal fängt mein Handy wieder an Geräusche von sich zu geben. Auf dem Boden kann man es deutlich vibriren hören doch ich mache keine Anstalten ranzugehen. Ich liege einfach nur da.  Als es wieder ruhig wird, atme ich erleichtert aus, doch das sollte nicht von Dauer sein. Einen kurzen Moment später fängt es wieder an zu rappeln. Diesmal zieht Paddy seinen Arm unter mir weg , springt aus dem Bett nimmt das Handy und hält es sich ans Ohr, nachdem er den grünen Hörer angetippt hat.
Erst will ich ihn davon abhalten, doch im nächsten Moment ist es mir egal. Ich beobachte ihn wie er da mit dem Telefon steht, sein Gesichtsausdruck ist alles andere als belustigt.  Wenn man genau hinsieht kann man sogar ganz leicht sein Blut am Hals pulsieren sehen. Er scheint sich nun auch aufzuregen.
"Pass mal auf Freundchen", sagt er mit fester Stimme, " Ich glaube dir wurde eben klar gesagt, dass du dich aus ihren Angelegenheiten raus zu halten hast und jetzt lass sie in Ruhe."
Mich würde wirklich interessieren was am anderen Ende gesprochen wird doch leider ist es nicht laut genug. Angestrengt versuche ich doch das ein oder andere Wort mitzubekommen, leider ohne Erfolg. 
"Mich interessiert das alles nicht. Lass sie einfach in Ruhe sonst kriegen wir beide richtig Stress. Schönen Abend noch.", wünscht er ihm sehr überspitzt.
"Schwachmat", schimpft er vor sich hin als er wieder zu mir kommt.
Mit weinenden Augen schaue ich ihn lächelnd an. "Schwachmat? In welchem Jahr bist du denn hängengeblieben?"
Er schenkt mir ein warmes Lächeln  bevor ich mich wieder fest in seine Arme nimmt und mit einen Kuss auf meine Stirn drückt. Wow ein Kuss auf die Stirn. Mag sein , dass es jeder anders interpretiert aber bei mir heißen diese Aufmerksamkeiten "Beschützerküsschen" und sind unheimlich wertvoll.

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